Anlieger zeigen starkes Interesse an Östringer Nahwärmenetz

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Anteil erneuerbarer Energie bereits höher als künftig geltende Norm

Bei seiner jüngsten Sitzung ließ sich der Östringer Gemeinderat umfassend über den aktuellen Status des in den zentralen Siedlungsgebieten der Kernstadt etablierten kommunalen Nahwärmenetzes informieren. Wie Bürgermeister Felix Geider und Geschäftsführer Michael Hartung vom Netzbetreiber enercity Contracting GmbH dabei übereinstimmend festhielten, hat sich das Konzept zur Bereitstellung einer gleichermaßen wirtschaftlichen wie ökologisch nachhaltigen Wärmeversorgung, das in Östringen auf Basis des 2015 verabschiedeten Stadtentwicklungskonzepts erarbeitet und vor mittlerweile sechs Jahren konkret angegangen wurde, im bisherigen Regelbetrieb außerordentlich gut bewährt.

Gleichsam das „Herz“ des Projekts ist eine zentrale Wärmeerzeugung unter Einsatz unterschiedlicher Technologien. In dem beim Östringer Bildungszentrum neu entstandenen Heizhaus erzeugt allein schon der dort installierte moderne Holzhackschnitzelkessel mit einer Leistung von 550 Kilowatt bis zu 40 Prozent des jährlichen Gesamtwärmebedarfs der an das Netz angeschlossenen Einrichtungen und Haushalte. Durch den Einsatz modernster Filtertechnik werden Feinstaub- und Stickoxidemissionen auf ein Minimum reduziert und die gesetzlichen Vorgaben strikt eingehalten.

Die „Grundlast“ im Wärmeverbund wird von dem leistungsfähigen Holzhackschnitzelbrenner zusammen mit zwei gasbetriebenen Blockheizkraftwerken abgedeckt, die durch das Prinzip der Kraft-Wärmekopplung auch Strom erzeugen und so einen Wirkungsgrad von mehr als 90 Prozent erreichen. Die Absicherung bei sogenannten Spitzenlasten im Winter sowie auch bei etwaigen Betriebsstörungen im Bereich der übrigen Wärmeerzeuger übernehmen innerhalb des Gesamtsystems zwei Gasbrennwertkessel. Die in der Heizzentrale erzeugte Wärme wird über gut gedämmte Rohrleitungen an die entlang der Ausbaustrecken des Nahwärmenetzes angeschlossenen Gebäude verteilt und dort über einen Wärmetauscher entnommen. Eine eigene Heizungsanlage wird in den angeschlossenen Immobilien nicht
mehr benötigt.

Wie enercity-Vertriebsmanager Bernd Ballüer nun vor dem Gemeinderat informierte, liegt die im Östringer Nahwärmverbund derzeit installierte Heizleistung bei 2.300 Kilowatt. Sozusagen als Reserve steht im Bildungszentrum außerdem ein weiterer Gaskessel mit einer zusätzlichen Kapazität von 900 Kilowatt zur Verfügung. Ballüer legte im Rahmen seiner Informationen für das Stadtparlament dar, dass die im System abgerufene Nahwärme bereits aktuell mit einem Anteil von 65 Prozent regenerativer Energie erzeugt werde. Somit halte man schon gegenwärtig die erst ab 2024 geltende entsprechende gesetzliche Vorgabe ein.

Neben diversen öffentlichen Einrichtungen, darunter ganz im Süden das Bildungszentrum mit drei großen Schulen und der Hermann-Kimling-Halle sowie im Norden auf dem Waldbuckel der Kindergarten Johannes Bosco, werden bis zum kommenden Frühjahr auch insgesamt schon 23 private Immobilien, darunter eine Reihe größerer Mehrfamilienhäuser, mit dem Östringer Nahwärmenetz verbunden sein. Die im Netz installierte Anschlussleistung werde nach den Angaben von enercity Contracting dann voraussichtlich bei insgesamt rund 1.800 Kilowatt liegen. Gerade in den zurückliegenden Monaten verzeichneten sowohl der Netzbetreiber enercity Contracting wie auch die Stadtverwaltung ein nochmals gestiegenes Interesse der Eigentümer der an den Ausbaustrecken liegenden Immobilien am Angebot einer zentralen Wärmeversorgung.

Fest in den Blick genommen ist nach Angaben von Bürgermeister Geider auch der Anschluss der Erich-Bamberger-Stadthalle an der Johann-Sebastian-Bach-Straße sowie des Kindergartens St. Cäcilia in der Hinteren Straße an das neue kommunale Nahwärmenetz. Mit Blick auf möglicherweise bei der Gasversorgung drohende Lieferengpässe informierten die enercity-Manager jetzt bei der Aussprache im Gemeinderat, dass beispielsweise die Gasabnahmestellen Heizhaus und Bildungszentrum als sogenannte „schützenswerte Verbraucher“ eingestuft seien, die im Falle einer akuten Gasmangellage erst ganz zuletzt vom Netz getrennt würden.

Für das Östringer Heizhaus kalkuliert man bei enercity Contracting mit einem jährlichen Bedarf von etwa 2.750 Schüttraummetern Holzhackschnitzel, die man aus der Region beziehe. Mit einem vollen „Holzbunker“ könne der Hackschnitzelbrenner der Anlage zehn Tage lang betrieben werden; im Winter seien „unter Volllast“ indessen zwei Anlieferungen von Brennmaterial pro Woche erforderlich.

Zur weiteren Preisentwicklung für „Grüne Nahwärme“ in Östringen konnten die Manager von enercity Contracting bei der Sitzung des Gemeinderats unter den aktuell gegebenen Rahmenbedingungen naturgemäß keine konkrete Vorhersage abgeben. Auch bei dem bundesweit tätigen Energiedienstleister mit Hauptsitz in Hannover, der seine Tarife jeweils zum Beginn eines Jahres neu festlegt, wird indessen erwartet, dass eine Anhebung der Bezugspreise für Nahwärme zum nächsten Jahreswechsel unumgänglich sein wird.

Von Wolfgang Braunecker / Stadt Östringen

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