Seit Jahren blutet der Eppinger Stadtteil immer weiter aus, nun sichert gleich ein kompletter Supermarkt die örtliche Nahversorgung
Endlos brummt der Verkehr in der langgezogenen Ortsdurchfahrt von Elsenz. Lieferwagen, LKW, Busse und reichlich Autos passieren den zweitgrößten Eppinger Stadtteil den ganzen Tag über im engen Takt. Kaum einer hält am Straßenrand an, um etwas zu besorgen, wie könnte er auch, schließlich gibt es in Elsenz kaum noch einen Anlass, um anzuhalten. Viele kleine Läden und Häuser stehen leer, an der Schaufensterscheibe des Bäckerei klebt fingerdick der Staub, dahinter undeutlich ein paar vertrocknete Pflanzen. Auch das alte Bankgebäude gegenüber wurde aufgegeben, zwischenzeitlich kooperieren Sparkasse und Volksbank ein paar Meter weiter in einer gemeinsamen Geschäftsstelle.
Wer die Hauptstraße entlang schlendert, stößt auf wunderschöne Gebäude, von denen viele im Dornröschenschlaf auf ein besseres Morgen warten. Türstöcke, kunstvoll verziert, teilweise sogar aus dem 17. Jahrhundert, begraben unter dem Grau der Straße. Vor dem in einem Hinterhof gelegenen Geschäft des einzigen Metzgers im Ort stehen Franz und Ingrid und schwätzen ein bisschen miteinander. Talk of Town ist aktuell der neue Supermarkt, der diese Woche am Ortsausgang im Gewerbegebiet von Elsen eröffnet. Das ist eine gute Nachricht, das ist wichtig für das Dorf, versichert Ingrid, schließlich habe sie kein Auto und könne nur zu Fuß einkaufen. Es gibt viele alte Menschen im Ort, manche sind krank und können nicht mehr wirklich weit zum einkaufen fahren, bestätigt auch Franz.
Elsenz hat mit der neuen Netto-Filiale wirklich Glück gehabt, denn sie ist keine Selbstverständlichkeit in einem Dorf mit knapp 2000 Einwohnern. Bis vor kurzem gab es noch eine Zweigstelle der Eppinger Bäckerei Stier, die als Dienst am Dorf noch ein kleines Sortiment täglicher Gemischtwaren im Angebot hatte, doch der kleine Laden schloss vor einigen Wochen. Ingrid und Franz können sich noch an ganz andere Zeiten in Elsenz erinnern, Zeiten als es ein halbes Dutzend Gaststätten im Ort gab, dazu Metzger, Bäcker und gleich mehrere kleine Lebensmittelläden. “Das gabs den Holzwarth gegenüber der Brauerei Stadter, die Frau Wickenhäuser und Blank in der Siedlung draußen”, zählen die beiden an den Fingern ab. Doch Elsenz blieb vom Zahn der Zeit nicht unberührt. Mit der besseren Mobilität der Menschen begann der Exodus der dörflichen Wirtschaft. Eppingen ist nur ein paar Kilometer entfernt, hier gibt es unzählige Supermärkte, Einkaufsmöglichkeiten. Kneipen und Gastronomie – aber eben nur für die, für die diese 5 Kilometer kein Problem sind.
Der neue Supermarkt in seinem strahlenden Gelb am Ortsrand ist daher für viele Menschen in Elsenz eine echte Erleichterung, als der Bau begann, ging ein Durchatmen durch das Dorf, erzählt Ortsvorsteher Mike Frank. Viele hatten Angst, dass man gegenüber dem Standort in Hilsbach den Kürzeren ziehen könnte, doch aus dem Eppinger Rathaus wäre bei jeder dieser Nachfrage das zuversichtliche Signal gekommen: netto kommt.
Ja, Netto kommt und Netto ist gekommen. Der Discounter ist überzeugt davon, mit der neuen Filiale in Elsenz einen guten und zukunftsträchtigen Standort gefunden zu haben. Es war der Wunsch der Gemeinde, zudem sehen wir hier ein echtes Potenzial, weiß Netto-Gebietsleiter Andrè Klier und ergänzt: “Wir waren schon immer die Mutigen“. Tatsächlich ist es insbesondere netto, der in besonders kleinen Gemeinden Geschäfte eröffnet, dort wo sich die Konkurrenz selten blicken lässt. Gemmingen wäre so ein Wagnis gewesen, ein Wagnis das sich aber ausgezahlt hat, freut sich Andrè Klier.
Mit der Bäckerei Thollembeek gibt es nun in Elsenz auch weiterhin eine Handwerksbäckerei und das direkt aus dem Kraichgau. Der Familienbetrieb aus Bretten-Neibsheim hat im Eingangsbereich der Supermarkt eine kleine Bäckerei eingerichtet, versorgt zur feierlichen Eröffnung am Dienstagabend die Planer, die Hausherren und die Abordnung der großen Kreisstadt Bretten kostenlos mit Snacks und Sekt. Auch Marc Thollembeek glaubt an den neuen Standort in Elsenz, dabei gehört das Stadtgebiet um Eppingen bisher nicht zum Kernland seiner Bäckerei. Seit einiger Zeit betreibt er aber im “alten” E-Center in der Mühlbacher Straße in der Kernstadt eine Niederlassung und diese funktioniert ganz wunderbar. Das bestätigen auch Oberbürgermeister Klaus Holaschke und Bürgermeister Peter Thalmann. “Wir fahren fast jeden Morgen daran vorbei und jeden Morgen ist es voll”, freut sich der OB bei seiner Laudatio.
Künftig hat die neue Filiale von netto von Montag bis Samstag in der Zeit von sieben bis 21:00 Uhr geöffnet. Das Sortiment rangiert dabei laut Andre Klier irgendwo zwischen Discounter und Vollsortimenter, abgestimmt auf die Bedürfnisse ländlicher Gemeinden. Mit der Ansiedlung ist dem Unternehmen in Schulterschluss mit der Stadt ein echter Coup für die ländlichen Außenbezirke Eppingens gelungen. So könne es gerne weitergehen, grinst der Oberbürgermeister schelmisch. Eppingen habe schließlich noch sechs weitere Stadtteile.
Wir sind auch sehr begeistert.
Wohnen in Eichelberg 4,2 km vom neuen Netto.
Auch die Bäckerei Thollembeek ist eine sehr gute Bereicheung.