EIne Kolumne von Tommy Gerstner
Erstmal gepflegt ausrasten, dann sehen wir weiter…
Kinners, es gibt ein paar Orte im Kraichgau die ich eigentlich nie wieder sehen will, an denen ich aber trotzdem dauernd vorbei muss. Solange ich es mir aus finanziellen und juristischen Gründen nicht leisten kann, mit einem Monster-Truck mit 1000-Zoll-Reifen einfach überall hin per Luftlinie zu fahren, muss ich wohl weiter mitten durch: Meine TOP 5 der Aufreger-Stellen im Kraichgauer Straßenverkehr
Top 1 – Fußgängerzone Eppingen
Eppingen hat ein wunderschönes Innenstädtle. Zwischen Brettener und Bahnhofsstraße kann man toll flanieren und danach einen Café auf dem großen Marktplatz trinken. Vor Jahren wurden die zentralen Ortdurchfahrtsstraßen mit Kopfsteinpflaster ausgestattet und der Weg für eine schöne Fußgängerzone frei gemacht. Die Autofahrer können parallel ein Sträßchen weiter daran vorbei fahren, haben aber auch die Möglichkeit für Besorgungen in Schrittgeschwindigkeit durch die Fußgängerzone zu fahren. Was glaubt Ihr wohl, was nun Sache ist? Genau! Obwohl sie auf der Umfahrung nur 10 Meter weiter viel schneller wären, fahren unfassbar viele Eppinger dennoch durch die Fußgängerzone. Beim Kaffee auf der Terrasse hörst du permanent das scheußliche Maschinengewehr-Geräusch der Reifen auf dem Kopfsteinpflaster und kommst Dir zudem vor wie im Zoo, weil die Autofahrer aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit genug Zeit zum gugge haben. Meine Idee: Vielleicht könnte man den Autofahrern ja die Durchfahrt durch die Brettener Straße anderweitig spannend gestalten. Ich denke da an den Tempel im ersten Indiana Jones – Film. Ein paar Giftpfeil-Salven von den Seiten, ein paar Höllenlöcher im Boden oder eine 30 Meter Steinkugel könnten schon wahre Wunder vollbringen und ich hätte beim Kaffee trinken auch mal was zum gugge!
Top 2 – Die Bahnübergänge in Heidelsheim und Gondelsheim
Wie viel Zeit ich schon in Heidelsheim gegen meinen Willen verbracht habe… Wann immer man mit dem Auto durch die Merianstraße gurkt, die Bahnschranken sind zu…das ist Gesetz. Sobald Du von der Gochsheimer um die Ecke biegst, siehst du gerade noch wie der Balken in die Horizontale sinkt und dann….nix. Die Bahn fährt diese Schranken bereits runter, wenn der entsprechende Zug gerade den Bahnhof Hamburg-Altona passiert hat. In Heidelsheim beginnt dann das lange Warten…Himmel, was ich in an diesem Bahnübergang schon alles erlebt habe… Ein Puzzle mit 100.000 Teilen auf dem Gehweg gelöst, eine Magisterarbeit geschrieben, ein Kind gezeugt und es bis zum Abitur begleitet, „Krieg und Frieden“ dreimal zu Ende gelesen und Aufstieg und Fall ganzer Nationen miterlebt…. Das Beste ist aber, wenn Du danach vom Real wieder zurückfährst ist der Bahnübergang ganz sicher auch wieder zu. Es soll zwar Menschen geben, die ihn schon offen erlebt haben…. aber das sind nur lächerliche Legenden.
Top 3 – Die Fußgängerampel an der Brettener Sporgasse
Den Weg zwischen meinem Stammparkplatz und dem Wochenend-Bierchen in der Brettener Altstadt, säumt eine kleine technische Raffinesse die ich von Herzen hasse. Die Fußgängerampel an der Sporgasse wurde von einem echten Menschenhasser programmiert. Drückt man sie, bekommen erstmal alle Autos in ganz Bretten für 20 Minuten eine grüne Welle. Kann aber auch an der alten Technik liegen…stelle ich mir so vor: Wenn Du den Knopf drückst, geht irgendwo in Kasachstan in einer Jurte ein kleines Blinklicht an. Der diensthabende Beamte bindet darauf eine handgeschriebene Nachricht ans Bein einer Brieftaube und schickt diese über den Ural zu einem im schwarzen Meer vor Anker liegenden Fischkutter. Der Fischer morst daraufhin die Botschaft an den BND, welcher nach erfolgreicher Prüfung den Freigabe-Code für die Ampel ans Brettener Rathaus übermittelt. Dort legt (zu den üblichen Geschäftszeiten) dann ein Beamter einen rostigen Eisenhebel im Kerker des Pfeifferturmes um und schon wird die Ampel an der Sporgasse grün. Für genau (und das ist kein Witz) zwei Sekunden…. Hat man bereits olympisches Gold im Sprint geholt, ist die Überquerung in der Grün-Phase zu machen, für alle anderen leider nicht. Macht nix, Oma war eh schon alt….
Top 4 – Ecke Kammerforststraße und B35 in Bruchsal
Wenn ich mir einen schönen Feierabend mit Fast-Food machen möchte, dann lege ich nach der Arbeit ab und an einen kleinen Abstecher zum goldenen M im Bruchsaler Gewerbegebiet am Mantel ein. Durch den Drive mit einer prallen Tüte die dampft und duftet und ab zurück Richtung Kraichtal City. Denkste! Zwischen mir und meiner Fast-Food-Orgie auf der Couch liegt noch die berühmte Ecke Kammerforststraße und B35. Dort quetschen sich in hyperkurzen Ampel-Phasen etwa 15 Fahrspuren über eine Kreuzung, was im Feierabendverkehr zu regelmäßigen Knock Outs führt. Einmal, nur einmal würde ich es gerne schaffen mein Junk Food in dieser Wartephase nicht anzurühren, aber die Kombi aus Warten und Hunger kennt da kein Erbarmen. Ich angle mir also meinen Big Mac und will gerade hineinbeißen als die Ampel grün wird. Nun muss eine Hand ans Lenkrad und weil die Kohäsion eines Big Macs mit nur einer Hand nicht zu gewährleisten ist und zudem die Fliehkraft in der Kurve ihr übriges tut, verteilen sich Salat, Sauce und Fleisch auf Tommys Anzug und im Fußraum seines Ford Taunus. Da haben die Kids am Wochenende wieder einiges für ihr Taschengeld zu tun…
Top 5 – B35 Rheinbrücke
Ihr kennt doch das alte Sprichwort (ich glaube es ist von Goethe) „GER, MA, LU – Steig aus, Schlag zu“. Ganz ehrlich, das stimmt einfach. Pfälzer können nicht Auto fahren, sie können es einfach nicht. Es ist als ob man ihnen in der Fahrschule beibringt: „Ei Leit, iwwerholt immer nur dann, wenn die Sischt gleisch null ist und ihr meglischst viele Mänsche damit in de Doot reißen kennt.“ Kinners, was ich auf dieser Strecke schon für gehirnamputierte Vollidioten auf vier Rädern gesehen habe…das geht auf keine Kuhhaut. Wer auf dieser Strecke zur Arbeit muss, der spielt täglich das Pälzer-Vollhorst-Bingo mit hohem Einsatz. Und sorry für die Diskriminierung! Natürlich gibt es auch auf unserer Rhein-Seite beschissene Fahrer – schließlich hat man auch in Heilbronn Autos.