Wo die weiße Klosterfrau wandelt
Der Ottilienberg bei Eppingen ist ein uralter Ort voller Geschichte und Geheimnissen
Hoch über den Hügeln Eppingens erhebt sich der Ottilienberg. Ein Ort der schon vor rund 10.000 Jahren von Menschen besiedelt wurde, Ausgrabungen datieren entsprechende Spuren auf das Zeitalter der Jungsteinzeit. Aufgrund seiner ungewöhnlichen geographischen Beschaffenheit, mit einem von weit hin sichtbaren Plateau auf dessen Spitze, gehen Forscher davon aus, dass Menschen den Berg schon damals als Zuflucht- und Kultstätte genutzt haben. Spuren eines alten Ringwalls aus der älteren Eisenzeit untermauern diese Annahme. Manche Historiker gehen auch davon aus, dass an dieser Stelle später ein römischer Tempel gestanden haben könnte.
Als sicher gilt in jedem Fall: Im Jahr 1473 erlebte der Berg eine weitere bedeutende Wendung, als die Geschwister Hans und Metz von Gemmingen eine Kapelle zu Ehren der heiligen Ottilie stifteten. Diese Kapelle thronte auf der Kuppe des Berges, umgeben von den alten Fundamenten unbekannten Ursprungs. Unter der Obhut des Wilhelmitenklosters Marienthal wurde die Kapelle zu einem Zentrum des Glaubens und der Pilgerschaft, während südlich von ihr ein Friedhof angelegt wurde und nördlich ein Wohn- und Wirtschaftsgebäude entstand.
Die Zeiten änderten sich jedoch, und mit der Reformation kam der Wandel. Die Kapelle und ihre Ländereien gingen in den Besitz der Stadt Eppingen über, und während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Langhaus der Kapelle zerstört. Doch die Überreste, der Turm und der Chor, blieben als stille Zeugen der Vergangenheit stehen, während das einstige Langhausportal zu einem landwirtschaftlichen Gebäude umgewandelt wurde.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Ottilienberg zu einem Ort des Wandels und der Anpassung. Unter dem Türkenlouis wurde er 1697 zu einer Artilleriefestung ausgebaut, als Teil der Eppinger Linien. Diese Verteidigungsanlage ist in Eppingen teilweise noch erhalten, die Gräben, in denen die angespitzten Pfähle dem Feind Widerstand leisten sollten, lassen sich sogar heute noch erahnen. Zudem gibt es entlang des Verlaufes noch den einst von der Eppinger Hauptschule instandgesetzten Verteidigungsturm, die so genannte Chartaque.
Nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs, in dem die Anlage auf dem in Eppingen nur Otti genannten Berg schwer beschädigt wurde, begann eine neue Ära des Wiederaufbaus und der Erneuerung. Die Kapelle wurde wiederhergestellt und teilweise für kirchliche Feiern genutzt. Der Berg selbst wurde zu einem beliebten Ausflugsziel, ein Ort der Erholung und des Genusses der Natur.
Heute, Jahrhunderte später, thront der Ottilienberg immer noch über den Hügeln von Eppingen, ein Ort voller Geschichte und Mystik. Die Kapelle und ihre umliegenden Gebäude dienen neuen Zwecken, werden teilweise vom Odenwaldklub für Ausflüge und Festivitäten genutzt. Direkt daneben findet sich die die Arnold-Dannenmann-Akademie, als zentrale Aus- und Weiterbildungsstätte des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands.
Die Legende der weißen Klosterfrau
Selbstredend ranken sich um einen uralten Ort wie den Ottilienberg auch Sagen und Legenden. Eine berichtet von einer weißen Klosterfrau in den alten Mauern, eine geheimnisvolle Gestalt und Erscheinung, die noch lange Jahre nach der Zerstörung des Klosters vor vielen hundert Jahren diesen Ort heimsuchte. Dazu muss man wissen, dass dereinst schwedische Horden den Ottilienberg überfielen und das Nonnenkloster der heiligen Ottilie niederbrannten. Die Nonnen, die die Angreifer von weitem kommen sahen, sollen damals nicht nur ihr Geld sondern auch eine Glocke auf dem Berg versteckt haben. Eine dieser Nonnen, die die Klosterschlüssel und eine weiße Ziege mit sich führte, wurde danach immer wieder als geisterhafte Erscheinung auf dem Berg gesichtet, teilweise noch viele Jahre nach der Zerstörung des Klosters. Erst als ein Kuhhirte aus Mühlbach nach einem prophetischen Traum die Hinterlassenschaften dieser Nonne in einem vergrabenen Waschzuber entdeckte, war der Fluch gebrochen und fortan kein Geist mehr auf dem Ottilienberg gesichtet worden. Legenden berichten jedoch, dass hin und wieder das funkelnde Messing der alten Glocke im Erdreich zu sehen war, jedoch nie – auch nicht bei genauerem Hinsehen – gefunden werden konnte.
Ich kenne ihn als Jägersberg mit der Jägersberger Kerwe.
Einen Odilienberg gibt es auch im Elsass in der Nähe der Ortschaft Obernai. Auch hier gibt es ein Kloster. Spannend wäre jetzt für mich, ob die beiden Berge irgendwie in Verbindung stehen?
So viel ist auf jeden Fall zu erfahren:
Odilia, die Tochter des Elsässer Herzogs Eticho (auch Adalrich genannt), kam angeblich blind zur Welt. Sie wurde von ihrem Vater verstoßen und in einem Kloster im Burgund versteckt. Am Tag ihrer Taufe, so heißt es, erlangte sie das Augenlicht. Ihr Bruder Hugo brachte sie nach Hause zurück, als Eticho sie jedoch mit einem jungen Fürsten verheiraten wollte, flüchtete sie in den Schwarzwald.
Auf der Flucht öffnete sich vor ihr ein Felsen. Eticho zeigte sich von diesem Wunder beeindruckt und gründete für seine Tochter die Abtei Hohenburg, deren erste Äbtissin Odilia wurde