Als der Krieg in die Eppinger Wälder kam
Winter im Kraichgau. In den Eppinger Wäldern ist es stürmisch. Die mächtigen Baumwipfel biegen sich unter den peitschenden Winden, immer wieder krachen morsche Äste auf dem laubbedeckten Waldboden. Kein Mensch ist unterwegs, zu schmuddelig, zu ungemütlich ist der Gang durch den uralten Forst in diesen Tagen.
Könnte man die Zeit zurückgehen, einen solchen Spaziergang vor etwa 325 Jahren in Angriff nehmen, würde man auf eine gänzlich andere Szene stoßen. Damals in den Jahren 1695 bis 1697 muss der Eppinger Wald vor Emsigkeit geradezu übergelaufen sein. Unzählige Bauern und Arbeiter schufteten damals unermüdlich im Frondienst für ihre Grundherren, fällten Bäume mit ihren Äxten, hoben Gräben aus. Dazwischen, hoch zu Ross, kontrollierte Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden die Bauarbeiten und trieb die Menschen zu Eile an. Es galt ein mächtiges Bollwerk zu errichten um die Franzosen an Überfällen und Plünderungen der Heimat zu hindern. In Europa brannte zu jener Zeit der pfälzische Erbfolgekrieg, entstanden aus einem Konflikt um das Erbe der Pfälzer Prinzessin Elisabeth Charlotte, auf das es niemand geringeres als der französische Sonnenkönig abgesehen hatte.
Um die Heimat zu schützen und sich die vorteilhafte Topographie des Eppinger Waldes zunutze zu machen, errichtete der als Türkenlouis bekannte Markgraf also eine “Landesdefensionslinie”…heute noch bekannt als die Eppinger Linien. Über viele Kilometer hinweg wurde eine Wallanlage konstruiert, die selbst mit schwacher Besatzung gegen eine Übermacht standhalten konnte. Aufgeschüttetes Totholz, mit spitzen Pfählen bestückte Gräben und Befestigungstürme wie die heute immer noch in den Himmel ragende Chartaque auf dem Ottilienberg, sollten den nahenden Franzosen die Zähne zeigen.
Rund 86 Kilometer lang war das Verteidigungsbauwerk, das sich von Pforzheim bis Neckargemünd zog. Unter Androhung von Brandschatzung und Exekutionen wurde die Zivilbevölkerung zum Bau gezwungen, mit eiserner Hand wachten die Lehnsherren über die Arbeiten. Noch vor dem Abschluss selbiger, konnte der Markgraf auf diese Weise eine erste Welle von Angreifern brechen. Im Mai 1699 scheiterten rund 30.000 französische Soldaten an den bereits befestigten Linien im Wald bei Zaisenhausen.
Heute erinnern noch zahlreiche Hinterlassenschaften an die einstigen Eppinger Linien. Erhalten sind Teile des Wallgrabens und an der Landstraße zwischen Eppingen und Kleingartach steht der Nachbau eines Verteidigungsturms, einer sogenannten Chartaque.
Ein schöner Bericht! Tut zwischendurch mal richtig gut!
Genau! Es gab wirklich schlimmere Zeiten als jetzt!
Das ist doch eine Stück Historie /Geschichte hier bei uns im Kraichgau. Danke, dass durch Ihre Schilderungen die vergangenen Zeiten wieder lebendig geworden sind.
Schön, das diese Erinnerungen auch wach gehalten werden. Immer spannend, solche Pfaden zu folgen.
Wenn jetzt die Leute aus sowas noch lernen würden…