Ein nostalgischer Rückblick auf die alten Ortsrufanlagen
Wenn heute im Dorf irgendetwas Wichtiges oder Spannendes passiert, dann erfahren Sie das z.b. über huegelhelden.de oder die sozialen Netzwerke innerhalb von Minuten. Das ist der Vorteil der modernen, digitalen Technik von heute. Doch das bedeutet natürlich nicht, dass man damals in den Wirtschaftswunder-Jahren nicht eben so schnell an Neuigkeiten gekommen wäre.
Vielleicht ist ihnen ja in irgendeinem der kleinen Kraichgau-Dörfer hier und da ein alter grauer Kasten irgendwo unter einem Hausgiebel aufgefallen. Im Regelfall ein graues, viereckige Teil mit einem runden Gitter in der Mitte und vielleicht noch einem kleinen Siemens-Emblem oben drauf. Diese Lautsprecher waren Teil der alten Ortsruf-Anlagen, die früher so etwas wie ein kleines kommunales und kabelgebundenes Radiosystem waren. Mit ihrer Hilfe wurden Neuigkeiten und Bekanntmachungen im Dorf verbreitet. Z.b. Bürgerversammlungen, Zivilschutz-Meldungen oder auch Todesfälle und kirchliche Neuigkeiten. Gesendet wurde meistens aus dem Rathaus und zwar immer live, Aufzeichnungen waren nicht die Regel.
Im Alten Rathaus im Ubstadt-Weiher Ortsteil Stettfeld, ist die alte Sendeanlage übrigens immer noch in Betrieb und steht unter Strom. Leider gibt es aber keine Zuhörer mehr auf der anderen Seite – alle Lautsprecher wurden mittlerweile abmontiert bzw. abgeschaltet.
In den 50er Jahren waren diese Anlagen sehr beliebt und dienten als wichtige Informationsquelle für die Dorfbewohner. Doch in den darauffolgenden Jahrzehnten, übernahm immer mehr das Radio deren Funktion und die allermeisten Anlagen wurden abgeschaltet und demontiert. Hin und wieder finden sich aber noch einzelne Lautsprecher und erinnern an eine Zeit, in der der Informationsfluss im Internet allerhöchstens eine verrückte Zukunftsfantasie gewesen ist .
Übrigens, nicht überall wurde die alte Technik entsorgt. Im badischen Hügelheim wird die Ortsrufanlage immer noch betrieben und sogar in den Neubaugebieten mit neuen Lautsprechern erweitert. Seit über 55 Jahren ist das System dort also schon in Betrieb.
dieser Beitrag erschien erstmals im Herbst 2018