Weihnachten im Stall

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Seit vielen Jahren läutet der kleine Weihnachtsmarkt auf dem Schleicherhof bei Bruchsal die Weihnachtszeit ein – dieses Jahr sogar pünktlich mit dem ersten Schnee.

Mein lieber Herr (Weihnachts-)Gesangsverein, was für eine Punktlandung! Pünktlich um 16:00 Uhr am Freitag, als der Schleicherhof als einer der ersten Weihnachtsmärkte überhaupt in der Region die Türen öffnet, fällt vom Himmel der erste Schnee. In dicken Flocken beginnt es überall in der Region zu schneien. Eine gute Stunde lang dauert das Spektakel – das erste bisschen Winter im Kraichgau. Was für ein schöner und friedlicher Moment: die Stille und das Schneegestöber vor den Fenstern. Freilich bleibt nichts von der weißen Pracht liegen, dafür sind die Böden noch zu warm. Dennoch – ein schöner Frühwinterbote.

Besonders schön ist das schneeweiße Schauspiel in Verbindung mit den ersten weihnachtlichen Momenten in der Region. Ganz vorne dabei ist traditionell der kleine Weihnachtsmarkt auf dem Schleicherhof. Hier werden weihnachtliche Traditionen noch hochgehalten. Viele Jahre lang gab es im Stall zwischen Ochs und Esel auch einen Weihnachtsgottesdienst am Heiligen Abend. Erhalten geblieben ist bis heute der Weihnachtsmarkt am letzten Wochenende im November. In diesem Jahr fällt er zwar nicht mit dem ersten Advent zusammen, doch durch den Schnee und die vielen Lichter auf dem Hof kommt man hier draußen auf dem oberen Pflüger bei Bruchsal ohne Weiteres in Weihnachtsstimmung.

Stefan und Stefanie (ja, das klingt wie eine Schlager-Combo), die Bauersleute vom Schleicherhof, stellen dafür jedes Jahr ihren ganzen Aussiedlerhof auf den Kopf. Im Innenhof werden ein paar weihnachtliche Stände und Buden errichtet: für süße Pfannkuchen, Deftiges aus der Pfanne und vom Grill und natürlich Glühwein und Kinderpunsch – was wäre ein Weihnachtsmarkt ohne eine dampfende heiße Tasse in klammen Händen? Diese kann man übrigens auch über einer der vielen Feuerstellen wärmen, zum Beispiel an dem alten Emailkessel, aus dem lodernd die Flammen schlagen. Zudem hat der kleine Hofladen an beiden Tagen geöffnet, und an einem extra Stand gibt es kistenweise frische Äpfel aus der Region.

Die wahre Magie des Weihnachtsmarktes auf dem Schleicherhof offenbart sich aber erst im Inneren des Stalls. Hier, im schummrigen Halbdunkel der Scheune, wo nur ein paar Lichterketten und Leuchtgirlanden kleine Lichtpunkte werfen, entfaltet die weihnachtliche Szenerie ihren ganzen herrlichen Zauber. Im hinteren Teil muhen die Kühe, gackern die Hühner und jauchzen die Kinder, die die Tiere hier direkt erleben und streicheln können. Es gibt keine Absperrungen, keine Glaswände oder Ketten, nur kleine Hände, die über nasse Kuhnasen fahren oder deren Finger gefiederte Hälse kraulen.

In den Gassen der Stallungen sind kleine Stände aufgebaut, an denen handgemachte Unikate verkauft werden: selbst gestrickte Socken, handgemachte Lampen und Laternen aus Holz, Produkte aus Honig … alles, was das Herz begehrt. Schöne Geschenke für andere oder auch für sich selbst.

Es ist die Atmosphäre inmitten des landwirtschaftlichen Alltags, die diesen Markt so besonders macht. Kein Verkehrslärm der Innenstadt, keine Menschenmassen, die sich zwischen den Ständen hindurchschieben, sondern einfach Familien, die mit ihren Kindern eine schöne und unverfälschte Zeit erleben wollen. Besonders am Samstag sind viele von ihnen hier. Die Kennzeichen der Autos, die sich über das ganze Netz an Feldwegen verteilen, zeigen mitunter Orte aus Heilbronn, Stuttgart oder Heidelberg. Sogar bei Holländern parken Autos am Feldrand.

Um diesen kleinen Markt zwei Tage lang betreiben zu können, braucht es nicht nur reichlich Vorbereitung, sondern auch sehr viel Hilfe. Stefanie und Stefan Schleicher bekommen Unterstützung von der ganzen Familie, aber auch von ihrem riesigen Freundeskreis, von Bekannten und mehr. Ein großes Team sorgt jedes Jahr dafür, dass keine Kehle trocken bleibt und sich alle wohlfühlen können. Das Ganze ist absolut liebenswert, nahbar und bodenständig. Trotz der weihnachtlichen Atmosphäre kann man auf dem Schleicherhof, der konventionelle Landwirtschaft betreibt, überall die Spuren des täglichen Arbeitens erleben. Schwere Maschinen und Traktoren, Geräte, Säcke, Kanister, Werkzeuge und Leitern – nichts wird hier dem Schein wegen versteckt.

Der Weihnachtsmarkt wird stattdessen ganz bewusst mittendrin errichtet. Auch wird kein Geheimnis daraus gemacht, was mit dem hier gehaltenen Vieh geschieht. Im Hofladen gibt es Wurst und Fleisch vom eigenen Hof, Eier und andere tierische Produkte. Dass Familie Schleicher hier keinen Streichelzoo unterhält, der nur diesem einen Wochenende im Jahr dient, dürfte klar sein. Auch das macht diesen Markt einfach echt. Es werden keine Illusionen geschaffen, sondern vorweihnachtliche Gemütlichkeit mit landwirtschaftlicher Realität verknüpft – ganz bewusst und unumwunden.

Vielleicht ist es auch gerade dieses Authentische und Ehrliche, das die Besucher spüren und schätzen. Denn jedes Jahr – egal, wie das Wetter ist – finden hunderte von ihnen den Weg hier auf den Bruchsaler Rotenberg, um zwischen Ochs und Esel, Stroh und Heu die Weihnachtszeit einzuläuten. Dieses Jahr sogar mit einer feinen Schicht Puderzucker obendrauf.

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