Der 10. Mittelalterliche Weihnachtsmarkt der Ubstädter Bauersleut
Das muss man den Bauersleuten aus Ubstadt schon lassen: Wenn sie jedes Jahr den kleinen Hinterhof an ihrem Vereinsgelände im Kleebühl in einen kleinen mittelalterlichen Dorfplatz längst vergangener Jahrhunderte verwandeln, ist die Illusion nach Einbruch der Dunkelheit nahezu perfekt. In der Mitte des Platzes drehen sich über loderndem Feuer die allseits beliebten Bratschnecken, in der Krämerei findet man allerlei Nützliches und sogar die wahrscheinlich letzten Adventskränze im Kraichgau – und die Schenke sowie das Backhaus kredenzen Hand- und Hausgemachtes aus Küche und Keller.
Besonders zu empfehlen sind die sogenannten Seelentröster, kleine hochprozentige Kurze – verfeinert z.B. mit leckerem Aprikosen- oder Erdbeermark. Trost brauchten an diesem Wochenende am ehesten noch die Marktbesucher am Sonntag. Der windgepeitschte Dauerregen stellte eine echte Geduldsprobe dar und trieb die Gäste unter die strohgedeckten Dächer um sich mit frisch gebrühtem Kaffee, Glühwein und Punsch sowie süßen Waffeln auf wärmere Gedanken zu bringen. Die Kinder störte das Wetter freilich nicht sonderlich – sie hatten jede Menge Spaß beim Büchsenwerfen mit dem Ziegenlederball oder dem Bestaunen echten Federviehs wie es auch anno dazumal die Marktszenen prägte.
Wohl dem, der mit großem Hunger auf den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt der Bauersleut aus Ubstadt kam. Was da aus den gusseisernen Öfen das Backhauses kam, darf ohne Umschweife als kulinarisches Gedicht betitelt werden. Der Teig der herrlich großen Rahmfladen wurde erst Minuten vorher in der benachbarten Vereinsküche von Hand angesetzt, gerollt und geknetet. Und so gab der 10. mittelalterliche Weihnachtsmarkt im Kleebühl seinen Gästen genau das, was auch seine neun Vorgänger vermittelten: Ein Sinn für Details, Authenzität und liebevolle Hingabe allerorten.
Nicht nur in Ubstadt hat man das längst verstanden und so platzt der kleine Markt in seinem Ubstädter Winkel aus allen Nähten. Umziehen auf ein größeres Areal, wollen die Bauersleut aber nicht. Sonst ginge genau das verloren, was den Markt so einzigartig macht: Das Kleine und das Gemütliche. Was natürlich nicht heißt, das nicht ständig verbessert und optimiert wird. In den letzten Monaten wurde z.b. das Backhaus weiter ausgebaut um pünktlich zur Markt-Öffnung noch mehr hungrige Gäste mit krossen Köstlichkeiten versorgen zu können. Kurzum, wer die diesjährige Ausgabe verpasst hat, der möge schon heute das erste Adventswochenende 2019 in seinem Kalender mit roten Kreisen umranden, denn dann ist es Zeit für die jetzt schon sehnsüchtig erwartete 11. Ausgabe des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes zu Ubstadt.