Das Geister-Auto von Oberacker

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Der rote Aufreger in Oberacker

Gefährliches Hindernis oder handfester Protest?

Autos sind in Kraichtal von je her ein Reizthema – es gibt einfach zu viele von ihnen. Massiver Durchgangsverkehr in vielen Stadtteilen belastet die Menschen tagtäglich. Die engen Ortsdurchfahrten sind für das hohe Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt und so reichen schon kleine Störungen im Ablauf um erkleckliche Staus zu erzeugen. Über die Unteröwisheimer Brandungsparker haben wir bereits berichtet, nun sorgt auch in Oberacker ein nicht ganz alltäglicher Fall für Wirbel.

Seit vielen Monaten parkt in der Ortsdurchfahrt nun bereits ein roter Ford und sorgt seither nicht nur für regelmäßige Rückstaus in Richtung Münzesheim, sondern auch für dicke Luft in der Gemeinde. Da die Durchgangsstraße an dieser Stelle nicht sonderlich breit ist, müssen die von Münzesheim anfahrenden Autofahrer regelmäßig vor dem Hindernis anhalten, sofern gerade Gegenverkehr herrscht. Das bringt Zeitverluste mit sich, Abgase und zusätzlichen Motorenlärm. Speziell zu den Stoßzeiten kann sich auch ein nicht unerheblicher Rückstau bilden.

Der Dauerparker beherrscht nicht nur mittlerweile das Ortsgespräch, sondern füllt auch seitenweise ganze Facebook-Diskussionen und hat sogar die Einrichtung einer Art von Schwarzem Brett an Ort und Stelle bewirkt. Eine der in Folie laminierten Nachrichten, bringt auf den Punkt was viele im Dorf denken: “Das kotzt uns an”.

Das Problem: Der Dauerparker verstößt gegen keine Regeln oder Gesetze. Da das Auto regelmäßig einige Zentimeter nach vorne oder hinten bewegt wird, ist das Parken an der Durchgangsstraße legal. Ordnungsamt, Polizei, Stadt und Landratsamt wurden bereits von diversen Anwohnern und Verkehrsteilnehmern über die Situation in Kenntnis gesetzt und kamen nach eingehender Prüfung zu dem ernüchternden Schluss, dass hier auf behördlichem Weg nichts zu machen ist.

Wir haben versucht mit dem Halter des Fahrzeugs ins Gespräch zu kommen, konnten aber bei unserem Besuch niemand vor Ort antreffen. Über die genauen Motive kann hier also keine Angabe gemacht werden, lediglich Mutmaßungen stehen im Raum. Wie man im Ort munkelt, geht es bei der Dauerparkerei um den Protest gegen den beständigen und massiven Durchgangsverkehr im kleinen Oberacker. Tatsächlich durchqueren jeden Tag hunderte Autos und ebenso viele Lastwagen den Kraichtaler Stadtteil. Die scharfe S-Kurve in der Ortsmitte kann dabei ohne Übertreibung als gefährliche Engstelle bezeichnet werden. Wird diese von LKWs passiert, schert deren Heck nicht selten in den Bereich des Fußgängerweges aus. Jede Mama aus Oberacker dürfte daher ihren Kindern schon den Rat gegeben haben, diesen Bereich möglichst zu meiden.

Seit Monaten ein Reizthema – der rote Ford am Straßenrand

Ob der rote Ford am Ortseingang an dieser Verkehrssituation etwas zu ändern vermag, darf selbstverständlich begründet bezweifelt werden. In jedem Fall legt der Halter des Fahrzeuges mit seinem Protest einen Finger in die offene Wunde der Kraichtaler Verkehrssituation. Der massive Durchgangsverkehr ist nicht erst seit gestern ein Problem und eine Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht. Da es sich bei den meisten Durchgangsstraßen um Landesstraßen handelt, wäre es Aufgabe des Landkreises für Abhilfe zu sorgen. Doch diesem fehlen schlicht die Optionen für entsprechende Umgehungsstraßen, da diese über Gemarkungen anderer Städte und Gemeinden laufen müssten oder über Privatgrundstücke in Kraichtal. Entsprechende Vorstöße gab es bereits vor Jahrzehnten, doch diese scheiterten stets am Widerstand der entsprechenden Grundstückseigner. Hoffnungen legen viele Kraichtaler in die neu entflammten Pläne einer B35 – Ostumgehung Bruchsals, doch der Gemeinderat der Barockstadt hat diesem Bauvorhaben bereits eine Absage erteilt, zudem ist es nicht erwiesen dass der Verkehrsfluss in den Stadtteilen sich dadurch signifikant verringern würde.

Bis auf Weiteres wird der rote Ford wohl erstmal ein Aufreger in Oberacker bleiben – Mindestens noch bis Ende des Monats Oktober. Dann verliert das saisonale Kennzeichen des Fahrzeugs seine Gültigkeit und das Parken an einer öffentlichen Straße wäre Schlag Mitternacht zum 1. November illegal. Dass das ungeliebte rote Auto dann verschwindet, daran glauben allerdings nur wenige im Ort. Eher geht man davon aus, dass der Wagen dann durch ein Winter-Pendant mit gültigen Kennzeichen ersetzt wird, oder dass die Nummernschilder mit dauerhaft gültigen Plaketten ausgetauscht werden. Wir bleiben für Sie in jedem Fall am Thema dran.

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