Restaurants schließen, Unterrichtsstunden fallen aus, Öffnungszeiten werden reduziert. Überall in der Region und fast quer durch alle Branchen fehlt vor allem eines: das Personal.
Um gleich zu Beginn den großen Wilhelm Busch zu verschandeln: Ohne Leute stehen sie dort, die sind alle, alle fort. Gut, im Original geht es mehr um die abgeschnittenen Daumen, aber ob es nun die Finger oder die Leute sind… ohne, fällt jede Arbeit ziemlich schwer. Wer mit wachen Augen durch den Alltag geht, kann sie überall entdecken, die Lücken, die durch fehlendes Personal weit aufklaffen. Es scheint fast, als hätten sich die Menschen in Luft aufgelöst. Mehr oder minder durch alle Branchen zieht sich ein Mangel, besonders eklatant: der Mangel an Mitarbeitern. Restaurants müssen schließen oder können nur eine kleine Karte anbieten, Läden müssen ihre Öffnungszeiten reduzieren, Schulstunden fallen aus, ganze Buslinien werden nicht mehr bedient… Die Probleme sind vielseitig, die ihnen zugrunde liegende Ursache nicht – es fehlt an Personal.
Das Ganze ist so schleichend vorangeschritten, dass wir die Auswirkungen in ihrer Gesamtheit kaum noch greifen können, doch sie treffen jeden von uns – auf die eine oder andere Weise. Es trifft Sie, wenn der Bus ausfällt, der Sie normalerweise zur Arbeit bringt. Es trifft Sie, wenn Sie auf dem Weg dorthin noch eine Brezel kaufen wollen, der Bäcker aber heute erst später öffnet. Es trifft Sie, wenn Sie früher von der Arbeit nach Hause müssen, weil wieder Schulstunden ausgefallen sind. Es trifft Sie, wenn Sie einen wichtigen Brief nicht erhalten, weil der Postbote nicht gekommen ist…
Sie können diese Liste nach Belieben weiterführen, denn das Problem hat sich auf sehr vielen Ebenen unseres Alltags manifestiert. Wir haben exemplarisch mit Vertretern unterschiedlicher Branchen gesprochen, um mehr über ein Problem zu erfahren, das sich in manchen Fällen längst zur existenziellen Bedrohung mancher Betriebe gemausert hat.
Fangen wir doch früh am Morgen an, dann, wenn es uns allen nach frischen Brötchen und einer Tasse Kaffee gelüstet. Wo bekommen wir das? Natürlich beim Bäcker. In Unteröwisheim beispielsweise liegt auf dem Weg zur Schule eine kleine Filiale des Gochsheimer Bäckermeisters Carsten Föckler. Gefühlt jedes zweite Schulkind hat sich hier über viele Jahre hinweg auf dem Weg zur Schule mit einer Butterbrezel, einem Pausenbrot oder einer Flasche Schokoladenmilch versorgt. Damit ist es seit geraumer Zeit vorbei, denn die kleine Filiale ist geschlossen, genauso wie die ein paar Straßen weiter im alten Ortskern von Unteröwisheim. Der Grund dafür liegt nicht etwa in der mangelnden Rentabilität oder in den fehlenden Kapazitäten der Backstube – nein, es fehlt einfach an jenen Menschen, die bereit sind, früh morgens aufzustehen, um den Kids ihre Brezel zu schmieren oder die Schokomilch zu verkaufen, erzählt uns Carsten Föckler traurig. Wo die alle hin sind, wollen wir wissen… Eine Frage, deren Antwort er einfach nicht kennt, sagt Carsten und zuckt mit den Achseln. Seit Corona sei das alles den Bach runtergegangen, erzählt er. Seither findet er noch nicht einmal Mitarbeiter, die bereit wären, 2-3 Stunden am Tag zu arbeiten – selbst damit wäre ihm schon geholfen. Für den Bäckermeister ist das nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ein handfester wirtschaftlicher Nachteil. Beide Filialen in Unteröwisheim liefen gut, doch ohne Menschen gibt es kein Geschäft. „Viele sind der Meinung, dass sie unterm Strich nicht viel weniger verdienen würden, wenn sie gar nicht arbeiten“, weiß Carsten. „Wenn sie dann auch noch mit dem Auto von weiter weg zur Arbeit kommen müssen, ist der Fisch schon geputzt.“ Seiner Meinung nach ist auch das Schulsystem schuld an der Misere. „Alle wollen nur noch aufs Gymnasium, keiner will mehr ins Handwerk“, sagt er. Auch das Verschwinden der Hauptschulen sei hier keine Hilfe gewesen. „Früher bei uns in der Klasse sind von 30 Kindern vielleicht zwei aufs Gymnasium gegangen, der Rest auf die Realschule und die Hauptschule.“ Eigentlich müsste heute jeder erst mal einen Beruf erlernen, findet Carsten Föckler, danach könne man ja immer noch studieren.
Auch in der Gastronomie sind die Sorgen groß, der Mangel an Personal noch größer. Nur eine schnelle Recherche unter Bruchsaler Gastronomen zeigte ein erschütterndes Bild. Nicht wenige mussten in den vergangenen Monaten bereits ihr Angebot deutlich reduzieren, andere können gar keine warme Küche mehr anbieten, sogar personalbedingte Schließungen waren dabei. Anni Bannholzer, die im Stadtteil Heidelsheim ein Bistro betreibt, wundert das nicht. Es ginge mittlerweile nicht mehr darum, gute Leute zu finden, es ginge nur noch darum, überhaupt Leute zu finden. Auch sie sieht diesbezüglich die Corona-Jahre und die Lockdowns als Zäsur. „Die jungen Leute wollen lieber ihr Wochenende, die Feiertage und die Abende für sich, eben all die Freizeit, die sozialen Kontakte, die ihnen während der Pandemie nicht ermöglicht wurden“, zeigt sich Anni gleichermaßen resigniert wie verständnisvoll. Hinzu kommt, dass die Jobs in der Gastronomie weder leicht noch überirdisch gut bezahlt sind. Die Kundschaft sei teilweise auch schwieriger geworden, habe höhere Ansprüche, gebe weniger Trinkgeld, weiß Anni aus eigener Erfahrung. Auch der Ton sei hier und da ruppiger geworden, sie selbst habe schon schlaflose Nächte gehabt, wenn ein Gast sie hart angegangen ist, und habe auch schon in Tränen aufgelöste Mitarbeiterinnen beruhigen müssen nach einem solchen unschönen Kontakt, erzählt sie. Auch nicht gerade förderlich für eine langfristige Bindung der Mitarbeitenden sind die saisonalen Schwankungen in der Gastronomie. Während der Bedarf im Sommer hoch ist, setzen manche Betriebe die Anstellung im Winter einfach aus – unschwer nachvollziehbar ein großes Manko. Anni Bannholzer geht hier einen anderen Weg, beschäftigt das Personal über das ganze Jahr hinweg, auch wenn im Winter dann manchmal mehr Menschen im Bistro stehen, als eigentlich notwendig. Anders geht es aber nicht, weiß Anni genau – Loyalität muss in beide Richtungen fließen.
Extrem weh tut der Personalmangel vor allem aber auch in den pädagogischen, den sozialen und den Pflegeberufen. Mangelnde schulische Ausbildung, fehlende Betreuung in Kindergärten oder Pflegeheimen verlagern die Probleme hinein in die Familien und verschärfen damit wie in einem Teufelskreis die Gesamtproblematik immer weiter. Im schulischen Bereich versucht man dem Mangel mit Quereinsteigern oder verkürzten Ausbildungen zu begegnen, doch damit einher geht natürlich auch eine Reduzierung der Ausbildungsqualität. In der Pflege versucht man hingegen kreativ zu sein, die Attraktivität der Arbeitsplätze weiter zu steigern, um so Menschen dafür begeistern zu können. An den RKH-Kliniken, von denen es im Land gleich mehrere gibt – hier in der Region wären es die Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal sowie die Rechbergklinik in Bretten – ist das Thema Fachkräftemangel in jedem Fall eine große Herausforderung, erzählt Alexander Tsongas, Abteilungsleiter Unternehmenskommunikation und Marketing der Regionalen Kliniken Holding. Verschärft wird die Situation durch temporäre Engpässe wie beispielsweise die alljährliche Grippesaison, aber auch den anstehenden Wechsel der geburtenstarken Boomer-Jahrgänge in den Ruhestand. Um dennoch genügend Fachpersonal für den reibungslosen Betrieb der Häuser der RKH gewinnen zu können, setzt das Unternehmen auf eine breit angelegte Strategie. Zum einen versuche man im Ausland qualifizierte Fachkräfte anzuwerben, zum anderen arbeite man stets daran, sich als Arbeitgeber immer attraktiver aufzustellen, erzählt Alexander Tsongas. Dazu gehören beispielsweise weitreichende Ausbildungs- und Fortbildungsprogramme, sogar die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen, aber auch Benefits wie eine attraktive Krankenzusatzversicherung, Gesundheitskurse, Yoga oder ein Lebensarbeitszeitkonto, mit dessen Hilfe man früher in den Ruhestand gehen oder auch ein Sabbatical einlegen könne.
Der Mangel an Arbeitskraft macht aber nicht nur dem privaten, sondern auch dem öffentlichen Sektor zu schaffen. Auch in den Gemeindeverwaltungen im Kraichgau ist die Not teilweise groß, teilweise sind hier wichtige Abteilungen entweder unterbesetzt oder im schlimmsten Fall gar nicht besetzt, erzählt uns Bürgermeister Markus Rupp aus Gondelsheim. Gerade zum vergangenen Jahreswechsel sei in seiner Gemeinde derart Land unter gewesen, wie er es in seinen bald 30 Jahren Amtszeit noch nie erlebt habe, berichtet er. In Gondelsheim war die Situation teilweise so gravierend, dass mit dem Ordnungsamt, dem Bauamt und dem Hauptamt gleich drei zentrale Ämter ohne Führung waren – mit all den Einschränkungen und Problemen, die sich daraus ergaben. Während der vergangenen Kommunalwahlen blieb der Verwaltung überdies nichts anderes übrig, als den ehemaligen Hauptamtsleiter im Ruhestand zu bitten, noch einmal zurückzukehren. Hätte dieser der verzweifelten Bitte seines ehemaligen Arbeitgebers nicht entsprochen, wäre die Wahl – gelinde gesagt – schwierig geworden. Um die offenen Stellen zu besetzen, hat Markus Rupp alle Register gezogen, alle Quellen angezapft und Wege eingeschlagen, die er bis dahin niemals gehen musste, zum Beispiel die Konsultation von spezialisierten Agenturen. Letztlich gelang es der Gemeinde, die vakanten Positionen zu besetzen, doch in trockenen Tüchern sei damit natürlich nichts. Auch andere Kommunen seien auf der Suche, Städte könnten teilweise attraktivere Besoldungsstufen anbieten, in Sicherheit könne man sich deshalb nicht wiegen, fasst der Bürgermeister den Status quo ernüchternd zusammen. Besonders die demografische Entwicklung ist für den Verwaltungsapparat ein großes Problem. Die Älteren gehen in Rente, die Jüngeren zieht es aber nicht zwangsläufig in die Verwaltung, weiß Markus Rupp. Das Argument des sicheren Hafens in der öffentlichen Verwaltung sei schon längst nicht mehr so stark, wie es das vor Jahrzehnten noch war. Vielleicht wird die wirtschaftliche Krise, der wir entgegensteuern, hieran etwas ändern, fügt der erfahrene Kommunalpolitiker hinzu, nicht ohne sich des Zynismus dieser Aussicht bewusst zu sein. Um die offenen Stellen im Gondelsheimer Rathaus zu besetzen, hat sich die Gemeinde einiges einfallen lassen: flexible Arbeitszeiten, ein attraktives Arbeitsumfeld und kleine Vergünstigungen wie beispielsweise Wertgutscheine, einzulösen in den örtlichen Geschäften.
Einzelhandel, Gastronomie, Pflege oder Verwaltung – nur ein paar Beispiele für Branchen, die mit dem omnipräsenten Personal- und Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Patentlösungen gibt es nicht, die Ursachen für den Mangel sind dafür zu vielfältig. Manche unserer Gesprächspartner sehen das Problem in den politischen Rahmenbedingungen, in den noch zu attraktiven Sozialleistungen, in der Motivation der Menschen und in vielen kleinen und großen Gründen mehr. Die Bundesagentur für Arbeit erkennt mittlerweile gravierende Mängel in der Personaldecke in jeder sechsten Branche, verzeichnet hunderttausende offene Stellen und Ausbildungsplätze im ganzen Land. Wer nach den Gründen an offizieller Stelle sucht, stößt auf die sich bereits im Beitrag herauskristallisierten Ursachen wie den demografischen Wandel oder eine Verschiebung von Arbeitskraft im Kielwasser der Corona-Pandemie zwischen den Branchen. Wer nach einer Lösung sucht, kommt schlicht und einfach nicht umhin, auch die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte als maßgeblichen Faktor zu akzeptieren – ein Themenkomplex, der angesichts der sich rapide verändernden politischen Stimmung in manchen Teilen des Landes aber seinerseits mit großen Herausforderungen konfrontiert ist.
Zu wenig ausgebildet, schlechte Bezahlung, wenig Wertschätzung, Preistreiberei und steigende Kosten, fehlende Perspektiven, kaum Entwicklungsmöglichkeiten, Schönschwätzerei…also mich wunderts nicht.
Im Sommer in Frankreich hatte ich diese Eindrücke nicht.
Tatsächlich ist der Fachkräftemangel in Frankreich ähnlich, nach manchen Quellen sogar ausgeprägter, als in Deutschland
Das kann ich nicht bestätigen!
https://www.cedefop.europa.eu/en/country-reports/france-2023-skills-forecast
Vielleicht liegt es ja doch daran, dass das Bürgergeld in seiner Ausgestaltung zu hoch ist, so dass die geringer bezahlten Jobs / klassischen 2.Jobs einfach nicht mehr lukrativ sind und man sich das Geld lieber „beim Staat“ holt.
So lange man einen Sündenbock hat und vielfältig diskriminiert ist die Welt des Michls okay 👍
Lieber Daniel,
wer wird denn hier wie diskriminiert?!
Wir können doch nicht länger die Augen davor verschließen, dass das Bürgergeld für Menschen im Niedriglohnsektor ein Anreiz ist, nicht zuarbeiten bzw. die Arbeit nieder zu legen.
Es ist für mich (absolut wertungsfrei) nachvollziehbar, dass diese Abwägung neuerdings vielfach in Deutschland getätigt wird.
Es reicht leider nicht, nur „mehr“ als Bürgergeld zu verdienen. Durch den Zuschuss für Wohnung, Nebenkosten, Fahrtkosten, Kinderbetreuung etc. ist es im Niedriglohnsektor teilweise fast unmöglich mehr haben.
Der Unterschied zwischen Bürgergeld und sozialversicherungspflichtigem Einkommen müsste „deutlich“ sein, denn im einen Falle rafft sich einer jeden Tag auf – und das ist oft kein leicht verdientes Geld – und im anderen Fall bleibt er morgens halt liegen (oder könnte es zumindest).
Wer in einem Doppelverdienerhaushalt mit Kindern lebt, weiß wie schwer das teilweiße zu koordinieren ist.
Wieso sich das also antun?!
Und ich bleibe dabei – das meine ich wertungsfrei, denn es ist eine Abwägung die ich genauso treffen würde, wäre ich in dieser Lage.
Es ist nicht den Menschen anzkreiden, die das Geld beziehen.
Es ist der Politik anzukreiden, dass man nichts dafür tut, mehr Menschen in sozialversicherungspflichte Arbeitsplätze zu vermitteln. Mehr und mehr Stützeempfänger belasten die arbeitende Mitte zunehmend.
Das System wird in dieser Form nicht mehr lange tragbar sein.
Am Ende leiden die Schwächsten darunter. Dann werden die Bezüge drastisch reduziert – auch für die, die völlig unverschuldet in dieser Lage sind und vielleicht aus gesundheitlichen Gründen auch nie wieder aus dieser Lage herauskönnen.
Nunja, wie es sich in Gondelsheim genau gestaltet, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedoch arbeiten rund 12 % aller Erwerbstätigen beim öffentlichen Dienst. Der Verwaltungsapparat auf allen Ebenen ist Deutschlands größter Arbeitgeber und hat in den letzten Jahren ordentlich zugelegt.
Die Lösung hier kann nicht sein, noch mehr Menschen zu beschäftigen, sondern endlich die Digitalisierung der Ämter voranzutreiben.
…man ist froh, überhaupt jemanden zu bekommen.
Auch wenn er nix kann.
Und da geht das Problem weiter.
Die Kundschaft merkt das…
Zur Wahrheit gehört auch,viele können sich ein Schnitzel aus der Fritöse und all die schönen Gerichte aus der Metro nicht mehr leisten !! Und eine Imbissbude als Restaurant zu verkaufen um die Pizza für 15-20€ anzubieten! Ja das ist unsere Welt 😉😉😉. Denke isch Glücksach , dieses Muster geht durch all die Innenstädte der Region ✌️
„Symbolbild“ zu Beginn des Artikels…
Dachte schon, wo ist denn das?
Schön wäre es, sowas gäbe es in Kraichtal…
Aber dafür bräuchte man mehr als KI
…
Man sollte einen weiteren Faktor nicht vergessen:
Bei der derzeitigen Preistreiberei bleiben viele Gäste schlicht fern.
Nicht jeder hast Lust sein 0,3 Pils für 4,50Euro zu trinken oder für eine Portion Pommes 7 Euro zu bezahlen. Mit der vorgeschobenen „Es WiRd EbEn AlLeS tEuReR“ Argumentation fängt man längst niemanden mehr.
Es ist viel passiert in der Pandemie. Aber nur das, was wir schon seit Jahrzehnten wussten.
Die Kinder der Nachkriegsgeneration, die den größten Anteil an der Arbeitskraft gestellt haben, gehen in Rente. Die folgenden Generationen existieren überhaupt nicht in der Menge, dass die alten abgefedert werden können.
„Corona“ hat nur dazu geführt, dass das Problem beschleunigt wurde. Die alten gehen in Rente, manche lukrativeren Jobs wurden offen und durch die Schließung von Restaurants und manch anderem Laden sind die Arbeitskräfte abgewandelt.
Dann wird hier oft vergessen, dass in der Vergangenheit Bäckereien, Restaurants, Cafés, Kneipen usw. klassisch Familienbetriebe waren. Wenn man keine 3-4 Kinder mehr bekommt und keine Neffen, Nichten usw. hat, dann gibt es auch kein Personal dafür.
Die Schulen und Ämter haben mit mehreren Problemen zu kämpfen. Einerseits kaputtgespart über Jahre, andererseits so komplex und Aufwendig gemacht, dass man die doppelte Personaldecke für die gleichen Dinge benötigt. Ein Hurra auf die Digitalisierung in Deutschland.
Wenn man an z.B. an Schulen sich weigert mehr Lehrer einzustellen und dafür die Gelder freizugeben, muss man sich nicht wundern wenn Lehrer abwandern und woanders Ihr Geld verdienen. Und jetzt baden unsere Kinder das aus.
Am Ende darf man auch eines nicht vergessen. Deutschland ist seit den 70ern nur noch gewachsen, wegen den Einwanderern. Diese haben die Billigarbeit der letzten Jahrzehnte gestemmt. In den meisten Niedriglohnarbeiten wurde türkisch, polnisch oder andere ausländische Sprachen gehört und weniger deutsch.
Und jetzt? Die Länder von denen die Deutschen Ihre Gastarbeiter haben wollen, kommen nicht, weil es dort genauso gut oder schlecht läuft wie hier. Die Leben dieser Menschen können sich hier nicht verbessern. Und aus den Ländern aus denen sie kommen, will man diese hier nicht haben, weil man Angst vor Kultureller Unterwanderung hat und Rückblickend erkennt, dass man es nicht geschafft hat einen Teil seiner vorhandenen Gastarbeiter zu integrieren.
Aber an mehreren Punkte muss ich den Kommentare der Bäcker und Wirte hier ganz klar zustimmen:
1. Es gibt weniger Niedrig-Schulabschluss Personal, was den Mitarbeiterpool drastisch reduziert. Das liegt an Jahrzehnte-langem-Leistungsdruck der Gesellschaft. Heute reicht es nicht mehr einfach nur ein Mechaniker, Bäcker, Maurer zu sein.
2. Die Lebenshaltungskosten sind so hoch geworden, dass sich 10km Fahrweg für die Billigarbeiter nicht rentiert. Und das schon vor Corona so, es ist nur noch schlimmer geworden.
3. Saisonarbeit vs. Daueranstellung. Wenn es nicht massiv mehr Geld in der Saisonarbeit gibt, dann gewinnt die Daueranstellung immer.
4. Im Service zu arbeiten ist in vielen Teilen Deutschlands eine Zumutung geworden, so wie hier beschrieben. Die Menschen sind, wie man im englischen sagt, „entitled“ geworden. Sie denken es steht Ihnen alles zu und alles frei. Die typisch deutsche Neid-Gesellschaft ist auf Steroide und jeder meint was sein zu müssen. Und durch die gestiegenen Preise ist das Trink-Geld geschrumpft.
4.1 Heißt: Weniger Geld, mehr Idioten und mehr Möglichkeiten in einer Fertigung mit geregelten Arbeitszeiten zu arbeiten.
5. Und am Ende trifft das auch alles auf die öffentlichen Dienste zu. Wenn man nur noch mit Idioten zu tun hat, dann hilft auch der Beamtenstatus nichts.
Am Ende leiden wir alle gemeinschaftlich unter diesen folgen. Weniger selbstständige, kleine Familienläden. Mehr Konzerne und Zentralisierung. Weniger Auswahl. Weniger Flexibilität und Service. Schlechtere Bildung und Staatliche Infrastruktur.
Die jungen werden es ausbaden. Und wir können Ihnen erzählen, wie wir von 1-2 Urlauben im Jahr wieder zurück zum Sonntagsbraten sind, weil wir den Rest der Woche vom Munde sparen müssen um über die Runden zu kommen.
Prost-Mahlzeit.
Zu Ihren 1. Punkt …
Es wurden über die Jahre immer höhere Schulabschlüsse für die Ausbildung gefordert. Als Kids mit dem Hauptschulabschluss nichts mehr gefunden haben, wurde die Schulform aufgegeben.
Nur was ist dann passiert? Das Hauptschulklientel ging zur Realschule. Diese hatte andere Schwerpunkte, weniger Praxisbezug (Hauptschüler hatten meist schon früh Bezug zum örtlichen Gewerbe), nicht jedem Menschen liegt das theoretische Lernen. Nun war aber die Kundschaft auf der Realschule eine andere war, was zum Absenken des Leistungsniveaus führte. Darauf reagierten die Betriebe und forderten für viele Ausbildungsberufe das Abi. Auf den Gymnasien sehen wir die gleichen Folgen.
Kinder kommen mit dem Leistungsniveau nicht klar, also senkt man es ab.
Zusätzlich ist aber so, dass wer erst einmal das Abi hat, mit der Aussicht auf einen vermeintlich höher qualifizierten oder zumindest theoretisch besser bezahlten Job dann eben ein Studium anstrebt. So bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt.
Dass die verbindliche Schulempfehlung in BaWü entfallen ist, tat ihr übriges.
Natürlich muss man immer auch tiefer blicken. Anstatt beispielsweise Kids mit mangelhaften Deutschkenntnissen gezielt zu fördern, hat man sie auf die Hauptschulen geschickt. An vielen Schulen war kaum mehr Unterricht möglich und die Abgänger, selbst die mit Abschluss hatten für eine Ausbildung einfach nicht die nötigen Grundlagen.
Das Problem wurde aber durch die Abschaffung dieser Schulform nicht behoben.
Das sehen wir heute ganz deutlich.
Wie sagten doch die verantwortlichen sogenannten Volksvertreter: die MWSt für die Gastronomie wird nach dieser Krankheit NICHT erhöht. Aber die Ukraine wird ja aus Deutschland finanziell „unterstützt“. Irgendwie muß ja das Geld zusammen kommen, also muß ja irgendwer das bezahlen.
Die Restaurants und Lokale müssen einiges ertragen, Kunden / Besucher bleiben weg. – aber macht doch NIX
Die Restaurants haben während „dieser Krankheit“ – wie Sie so schön schreiben – bei der Mehrwertsteuersenkung die Preise nicht entsprechend gesenkt. Es wurde argumentiert, man hätte so hohe Kosten, also blieben die Preise gleich.
Als die Mehrwertsteuer wieder erhöht wurde, wurden die Preise mindestens um diesen Prozentsatz, ganz oft jedoch deutlich mehr, erhöht.
Dann hieß es, es läge an den gestiegenen Energiepreisen. Als die Energiepreise jedoch zurück gingen, blieben die hohen Preise bestehen.
Nach oben gehen die Preise immer mit, nach unten nicht.
Die Gründe sind vielfältig… die Rohstoffe, die Miete und und und …
Ich als potentieller Kunde bin es Leid.
Ich habe noch keinen Betrieb gesehen, bei dem die alle Kosten im Schnitt um 40 % gestiegen sind.
Und nur das würde entsprechende Preiserhöhung rechtfertigen.
Alle treiben die Preise weiter und weiter in die Höhe und wundern sich dann, dass sie den Angestellten mehr bezahlen müssen, weil das Leben zunehmend unbezahlbar wird.
Und am Ende leben wir den sozialistischen Traum in dem der Mindestlohn so hoch ist, dass er maximal besteuert werden kann.
Ein komplexes Thema und ein gesellschaftliches Problem das schlichtweg verschlagen wurde (eines von vielen) : Die Gesellschaft wird älter und viele Branchen verlieren Mitarbeiter die nicht mehr ersetzbar sind. Die jüngeren die früher ins Handwerk etc gegangen wären, zieht es jetzt auf Universitäten und in die Büros, mit dem Ergebnis dass es an der einen Stelle fehlt, und an der anderen Abwärts geht da das Niveau verwässert wird. Das Niveau und die Gehälter, und plötzlich kann man als Handwerker erheblich besser verdienen als jemand der im Büro sitzt. Dies war früher nicht so.
Zur Gastronomie: Als die Bediensteten dort daheim saßen während Corona hatten diese viel Zeit über sich selbst, ihre Tätigkeiten und über gesellschaftliche Mißstände nachzudenken und haben häufig dieselben Schlüsse gezogen wie z.b. „ich kann etwas aus mir machen, nachschulen oder etwas anderes arbeiten, statt mich hier ausbeuten zu lassen“.
Misswirtschaft durchs ganze Land! Wie sagt man so schön “ der Fisch fängt an am Kopf zu stinken!“ Wir haben soviel Menschen wie noch nie im Land und ein kleiner Teil davon geht arbeiten. Dieses Problem wird nicht durch neue Wahlen verbessert. Oder im nächsten Jahr wieder gut werden. Wie kann es sein das die Vorstände immens hoch Summen bekommen und der Staat Gelder investiert aber das Volk arbeitslos wird. Die jungen sehen das es sich nicht mehr lohnt. Schade, wir hatten es mal hier richtig gut.
Was reden Sie denn da? Ein kleiner Teil geht arbeiten? Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei etwa 6 %, was im Umkehrschluss bedeutet 94 % der Menschen im erwerbsfähigen Alter sind in Lohn und Brot. https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Service/Newsletter/Generische-Publikationen/Newsletter-aktuelle-Ausgabe.pdf?__blob=publicationFile