Als Teenager hat Wolfgang seine Liebe zum Kegeln entdeckt und lebt diese seit 50 Jahren mit seinem “Schönen Kranz” in Ubstadt
Eigentlich sind sich das Bowling und das Kegeln gar nicht so unähnlich – zumindest wenn man sie auf ihre rudimentäre Gemeinsamkeit reduziert. Man nimmt einen Ball oder eine Kugel, lässt sie über eine lange Bahn gleiten und hofft, so viele Kegel oder Pins wie möglich zu erwischen. Damit hat es sich aber auch schon wieder. Abgesehen davon findet man sehr viele Unterschiede. Je mehr, desto tiefer man in die Materie einsteigt. Worauf Kegler zurecht stolz sind: Ihre Sportart gibt es schon seit – kein Witz – tausenden von Jahren. Schon etwa 3500 vor Christus gibt es Hinweise auf Gesellschaftsspiele, die dem Kegeln wohl sehr nahe gekommen sind. (Nimm das und lass in das da rollen…) Das Bowlen wurde in den USA erst aus der Not geboren, als dort das Kegeln verboten wurde. Weil sehr gerne um Geld gespielt und darüber hinaus nicht zu knapp beschissen wurde, verbot das prüde Connecticut 1836 das Kegeln. Doch die Amerikaner sind erfinderisch (siehe Prohibition) und addierten einfach einen weiteren Kegel hinzu, um offiziell ein ganz neues Spiel zu erschaffen. Voila – Bowling war geboren.
Mal abgesehen von der Geschichte gibt es noch unzählige weitere Unterschiede zwischen den beiden Sportarten. Die Anzahl und Aufstellung der Kegel, Größe und Gewicht der Kugeln, Beschaffenheit der Bahnen und natürlich das nicht zu vergleichende Regelwerk. Damit könnte man problemlos Bücher füllen, deswegen wollen wir hier auch nicht allzu tief in die Materie einsteigen. Kegelbahnen kennt jeder ältere Jahrgang vermutlich noch aus seiner Kindheit. Damals gab es kaum eine Landgaststätte, die ohne eine Bahn im Nebenraum oder im Keller ausgekommen wäre. Das Gesellschaftskegeln war noch bis Ende des Jahrtausends – eher aber vorher zwischen den 60ern und 90ern – ein sehr beliebter Freizeitspaß. Man saß in kleinen dunklen Kabuffs an langen Tischen am Ende bzw. am Anfang einer Kegelbahn, trank und feierte miteinander und ließ reihum die Kugeln rollen. In Ettlingen gibt es beispielsweise immer noch das jahrzehntealte Keglerheim nahe der Kirche, mit seinen resopalverkleideten Bahnen, dem Stragula-Boden und der giftgrünen Info-Anzeigen in der Farbe von Omas Wählscheibentelefon… eine echte Zeitblase, die es irgendwie in die Neuzeit geschafft hat. Herrlich!
Insgesamt hat das Kegeln die Zeit aber nicht so gut überstanden wie das Bowling. In den größeren Städten ist letzteres ein echter Massenspaß geworden und wird in riesigen Bowlingcentern am Stadtrand gespielt. Im Lago in Karlsruhe zum Beispiel reihen sich in einem kathedralenartig großen Raum Bahn an Bahn, zusammen mit unzähligen anderen Spaß-Sport-Automaten, Tischkickern und Co.. dazu Event-Gastro, Disco und das alles in laut und bunt. Trotz stolzer Preise ist es an jedem Wochenende rappelvoll, Bowling kommt nach wie vor an. Der Markt regelt es eben, dennoch ist es schade, da das gute, alte Kegeln ein anspruchsvoller und vielseitiger Sport ist
Wolfgang Sauer aus Ubstadt hat es als Teenie mit 16 Jahren kennengelernt, im alten Landgasthof Dietrich, der heute still und leer neben der Tankstelle an der B3 auf einen neuen Morgen wartet. Im Keller gab es damals Anfang der Sechziger zwei Kegelbahnen und Wolfgang kam über Bekannte in den kleinen Kreis der Ubstadter Kegler. Aus Zeitvertreib wurde ein Hobby, aus dem Hobby eine echte Leidenschaft. 1963 gründete Wolfgang zusammen mit Gleichgesinnten den SK Ubstadt, ausgesprochen “Schöner Kranz”, eine Redewendung der Kegler, mit der die acht Kegel bezeichnet werden, die um den neunten Kegel – den König in der Mitte – herum aufgestellt sind. Bleibt bei einem Wurf nur dieser stehen, spricht man eben von einem Kranz.
Organisiert war der SK als Club damals unter dem Dach eines Wiesentaler Kegelvereins, die eigene Vereinsgründung erfolgte dann im April 1971. Weit über 50 Jahre ist Wolfgang mittlerweile dessen Vorstand und hat in diesem halben Jahrhundert viel mit dem Verein auf den Weg gebracht. Zu den größten Leistungen gehörte sicherlich der nahezu in Eigenregie erbrachte Bau des eigenen Vereinsheims im Ubstadter Kleebühl 1971. Stolz ist er auch auf den Aufbau einer eigenen Jugendmannschaft – 20 aktive Kids, die jüngsten erst 10 Jahre alt, kegeln Woche für Woche und üben sich in Regelwerk und Technik. Mit Erfolg – schon zweimal konnten die Kids eine deutsche Meisterschaft für sich entscheiden.
Auch wenn der SK Ubstadt vergleichsweise gut dasteht, sind die Zeiten für Kegelvereine alles andere als einfach geworden. Wer es nicht schafft, Nachwuchs zu gewinnen, überaltert unweigerlich, stirbt am Ende aus. Dazu verschwinden im Ländlichen auch immer mehr Bahnen, so wie beispielsweise jene im Keller des nun geschlossenen Prinz Carl in Hambrücken oder ein paar Kilometer weiter in Graben-Neudorf. Auch meine Lieblingsbahn im Daxlandner Eck oder die in der Gondelsheimer Rose gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr.
Dass der SK in Ubstadt sich noch so gut über Wasser halten kann, liegt eindeutig am eigenen Engagement. Wolfgang Sauer kommuniziert alle Neuerungen und Ereignisse des Vereins über jeden Kanal, den man sich nur vorstellen kann. Soziale Netzwerke, die eigene Webseite, Presseverteiler sind der eine, gute Mund-zu-Mund-Propaganda der andere, wichtige Pfeiler. Um den Verein zu finanzieren, vermietet der SK die eigenen vier Bahnen im Vereinsheim am Kleebühl auch unkompliziert und kurzfristig an private Nutzer. Das funktioniert hervorragend, die meiste Zeit über sind die Bahnen gut gebucht, nicht selten sogar ausgebucht. Das Geld braucht der Verein dringend, schließlich müssen die hohen Ausgaben, die alleine das Vereinsheim verschlingt, irgendwie hereingeholt werden. In guten Jahren ist auch das Vereinsfest im Sommer ein ganz zentraler Faktor, der wegen Corona aber in den beiden vergangenen Jahren ersatzlos weggefallen war.
Wolfgang selbst kegelt längst nicht mehr aktiv, das Knie hat eben die Jahrzehnte der Überbeanspruchung – auch wegen seiner anderen Leidenschaft, dem Bergwandern – nicht ganz klaglos weggesteckt. Ansonsten kümmert er sich im Verein um vieles neben der Öffentlichkeitsarbeit auch um die Wartung der komplizierten Technik und Mechanik der Anlage. “Ja, des mach i a no” lacht er, während im Hintergrund der 75-jährige Vereinsälteste Gerd die Glocken der Anlage nach Abräumen aller Neune klingeln lässt. Zu begeistern weiß er für seinen Lieblingssport aber immer noch, auch bei seinen Liebsten. “Meine ganze Familie ist verkegelt” grinst er und zählt alle Verwandten an den Fingern auf, die am Ende in der Zahl dafür nicht ausreichen.
Wolfgang Sauer ist iene Institution in Ubstadt und nicht mehr wegzudenken vom Kegelsport der Region. Ein echter Macher und Denker!
Wir sind selbst eine Kegel Familie, und ich freu mich riesig, solche Berichte hier zu lesen, auch wir in unserem Verein leben für die Förderung der Jugend und konnten schon viele Titel gewinnen. Eine Förderung der Jugend und die Werbung für unseren tollen Sport ist heutzutage sehr wichtig. Weiter so Ubstadt!