40 Jahre Naturpark Stromberg-Heuchelberg

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Der Naturpark Stromberg-Heuchelberg begeht im Jahr 2020 sein 40jähriges Jubiläum.

„Naturpark wirkt“, so das Resumée des Naturparkvorsitzenden Andreas Felchle bei der Rückschau auf 40 Jahre Naturparkarbeit anlässlich eines Pressegesprächs am Naturparkzentrum in Zaberfeld.

Felchle konnte hierzu auf viele Meilensteine während des Bestehens des Großschutzgebietes verweisen. Die Einrichtung eines Naturparks war vor 40 Jahren nicht unumstritten. Neben Befürchtungen, der Naturpark würde die Planungshoheit der Gemeinden einschränken, gab es unter anderem Bedenken, das etwa Kühe an gehäckselten Coladosen im Futter verenden könnten, zurückgelassen von den angelockten Stuttgarter Touristen. Nach seiner Gründung im Jahr 1980 im Rahmen eines Festaktes in Maulbronn habe zunächst tatsächlich der Ausbau der Erholungsinfrastruktur im Vordergrund gestanden. Grillhütten, Rastplätze, Bänke, aber auch attraktive Wandermöglichkeiten wie der Eppinger-Linien-Weg oder der Waldenser-Weg wurden eingerichtet. Die finanzielle Förderung der Müllbeseitigung an Erholungsschwerpunkten oder von landschaftspflegerischen Maßnahmen wie der Pflege von Hecken und Feldgehölzen prägte über Jahre die Naturparkarbeit. In den vergangenen 15 Jahren rückten vermehrt regional bedeutsame Projekte in den Vordergrund, für die der Naturpark selbst die Trägerschafft übernahm. Die lange ersehnte Einrichtung eines Naturparkzentrums, die Ausbildung von Naturparkführern oder die Zertifizierung von Schulen als Naturparkschulen im Bereich Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, die Stärkung der Regionalvermarktung durch Veranstaltungen wie Naturparkmärkte, Brunch auf dem Bauernhof oder GenussScheunen, die Zertifizierung des Eppinger-Linien-Weges zum Qualitätswanderweg, die Einrichtung der Wander3Klänge oder der Eppinger-Linien-Wandermarathon im Bereich der Erholung. Im Handlungsfeld Naturschutz sind vor allem die Wiederentdeckung der Wildkatze im Jahr 2011 sowie das Projekt Blühende Naturparke als Beitrag gegen das Insektensterben zu nennen.

„Mehr als 5,5 Millionen Euro an Fördermitteln flossen seit seiner Gründung in den Naturpark“, so der Naturparkvorsitzende. Damit seien rund 500 Projekte in einem Gesamtvolumen von 11 Millionen Euro umgesetzt worden, für die Erhaltung der Biodiversität, für die Sicherung der Lebensqualität in der Region und für ein naturnahes Erholungsangebot vor den Türen der umliegenden Ballungsräume – Naturpark wirkt. Felchle hob besonders die Kontinuität in Sachen Personal im Naturpark hervor. In den 40 Jahren seines Bestehens hätten (lediglich) zwei Naturparkvorsitzende sowie vier Geschäftsführer die Geschicke des Trägervereins gelenkt.

„Ein Naturpark ist kein Zustand, den man irgendwann erreicht hat, sondern ein Prozess mit immer neuen Aufgabenstellungen“, resümierte Felchle seine Rückschau. Die Philosophie des Naturparks in den vergangenen 40 Jahren sei es immer gewesen, der Region attraktive Angebote für eine nachhaltige Entwicklung zu machen und nicht, sie zu reglementieren. Dies wolle der Naturpark aus Überzeugung auch in Zukunft so beibehalten, so Felchle. Im Jubiläumsjahr seien keine großen Feierlichkeiten geplant. Der Naturpark präsentiere sich mit seinen Veranstaltungen und Projekten. Highlights seien die geplante Ausstellung zum Wolf im Naturparkzentrum sowie die Eröffnung der neuen Wildkräuterwelt Zaberfeld. Das Jahresprogramm sehe insgesamt fast 150 Veranstaltungen mit Märkten, GenussScheunen und vielfältigen Angeboten der Naturparkführer vor.

Zum „Blick nach vorne“ stellte Naturparkgeschäftsführer Dietmar Gretter die aktuellen Arbeiten am Naturparkplan Stromberg-Heuchelberg vor. Dieser 10-Jahres-Plan soll die Entwicklungsziele für den Naturpark und daraus abgeleitet die konkret anzugehenden Projekte definieren. „Die Akteure aus der Gründungszeit sind lange nicht mehr am Ruder, das Naturpark-Jubiläum bietet deshalb einen willkommenen Anlass, die Mitglieder, insbesondere die Mitgliedsgemeinden des Naturparks wieder neu ins Boot zu holen und ein gemeinsames Verständnis der Naturparkarbeit zu schaffen“, beschreibt Gretter die Ziele des Naturparkplans. Der Naturpark Stromberg-Heuchelberg arbeite nicht im luftleeren Raum: das Bundesnaturschutzgesetz sowie das 2018 verabschiedete „Wartburger Programm“ des Verbands Deutscher Naturparke beschrieben die vier grundlegenden Handlungsfelder der Naturparkarbeit, so Gretter. Diese vier Handlungsfelder seien Naturschutz, Erholung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums. Das Thema Nachhaltigkeit gewinne angesichts des Klimawandels und brennender Kontinente immer mehr an Bedeutung. Mit dem Naturparkplan soll deshalb versucht werden, die Nachhaltigkeitsziele der Region in die globalen Nachhaltigkeitsziele der UN einzupassen.

Der Naturparkplan-Prozess wurde mit den Arbeiten an der Bestandsanalyse im Herbst 2019 gestartet. In zwei Mitgliederklausurtagungen und insgesamt sieben Workshops sollen Akteure und Experten aus der Region in die Erarbeitung des Naturparkplans eingebunden werden, Themenschwerpunkte und Leitprojekte definiert werden. Das Büro neuland+ wird den Naturpark bei den Erarbeitung des Managementplans unterstützen. „Wenn wir der Region Angebote machen wollen, müssen wir wissen, was die Region vom Naturpark erwartet“, beschreibt Gretter die Ziele des Partizipationsprozesses. Alle Bewohner des Naturparks seinen angehalten, Anregungen, Projektideen oder auch Kritikpunkte und Befürchtungen an die Geschäftsstelle des Naturparks zu schicken. Damit diese Anregungen in die Workshops einfließen können, müssen sie spätestens Ende Februar an der Geschäftsstelle vorliegen. Der Naturparkplan soll keine neue Verwaltung und Bürokratie einführen sondern eine Leitlinie für die Mitglieder und die Geschäftsstelle bilden.

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