Nothing but the Blues

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Blues-Legenden zu Gast in der Bruchsaler Koralle

Am Samstagabend wurde es in der Bruchsaler Koralle heiß…sehr heiß! Das Bemerkenswerte daran: Selbst wenn die Außentemperaturen unter dem Gefrierpunkt gelegen hätten, hätte die Stimmung im kleinen Saal des Amateur-Theaters im Eggerten ohne Probleme den Siedepunkt erreicht. Grund dafür war das Konzert mit dem verheißungsvollen Titel „Nothing but the blues“. Bei nur einem von insgesamt zwei Auftritten in der Region, gaben sich – und das sagen wir im Brustton der Überzeugung – eine Handvoll der besten Blues-Musiker dieses Planeten, die Klinke in die Hand.

Da wäre zunächst einmal Chip Fitzgerald aus Ohio zu nennen. Dem altgedienten Gitarren-Veteranen sieht man die vielen in Leidenschaft gelebten Jahre seiner großen Karriere, an den markanten und charismatischen Furchen seiner Gesichtszüge an. Mit seiner Band spielte er einst vor den Beatles und arbeitete später mit Giganten wie Tina Turner und Joe Cocker zusammen. Und obwohl seither Jahrzehnte vergangen sind, spürte jeder Zuhörer in der restlos ausverkauften Koralle, wie tief die Leidenschaft für seine ewige Liebe – dem großen Blues, noch in ihm brennt.

An seiner Seite spielte der Hüne mit der wilden grauen Mähne, der schon vor 40 Jahren zusammen mit Toto Cutugno die Massen begeisterte. Andrea Tognoli, extra angereist aus Italien, sorgte mit seinem kernigen Bass für Kraft, Essenz und Takt an diesem ganz besonderen Abend. Ebenfalls mit an Bord, immer in Begleitung seines Arsenal an mindestens 20 Mundharmonikas und Harps, war Andy Penzoldt. Es ist kein Quäntchen übertrieben an dieser Stelle zusagen: Andy ist einer der besten Mundharmonikaspieler auf Gottes grüner Erde! Was er seinen polierten Streitkolben entlockt, ist keine Musik sondern einfach nur ganz ganz große Kunst. Er trat bereits in Memphis an der Seite von Blues Legende B.B. King auf und wurde von einem Radiosender wortwörtlich als einer der besten („one of the finest“) geadelt.

Schulter an Schulter mit Chip Fitzgerald spielte an diesem Abend Alex Steiger an der Gitarre. Das tat er mit so viel Leidenschaft und Hingabe, dass ihm dafür beständig Jubel und Ovationen des Publikums entgegen brandeten. Kein Wunder, seit den frühen Neunzigern spielt Alex, der von Chris Cosmos Vater Henry Gingerich seine Liebe zur E-Gitarre mit auf den Weg bekommen hatte, auf den Bühnen dieser Welt.

Immer im Hintergrund, aber unmöglich zu überhören, war der Bruchsaler Lehrer, Initiator dieses großartigen Projektes und passionierte Drummer Simon Buss. Was ist bedeutet für seine für Musik regelrecht zu brennen und zu leben, wird klar wenn man Simon einmal am Schlagzeug erlebt hat. Mit wildem Blick, rollenden Augen und zuckenden Muskeln verschmilzt er schon während dem ersten Set komplett mit seinem Drums. Sein ganzer Körper pulsiert zum wilden Rhythmus des Blues und deklassiert jeden weniger engagiert Drummer zum saft und kraftlosen Trommel-Buben.

Was das kleine Publikum da am Samstagabend in der Bruchsaler Koralle erleben durfte, war ganz ganz große Musik. Blues in seiner besten Ausprägung, leidenschaftlich bis ins Mark – jeder Riff direkt ans Herz gehend. Der Gedanke das mit den Konzerten am 18.Mai im französischen Bitche und am 19. Mai in Saarbrücken, diese jetzt schon legendäre, kleine Tour zu Ende geht, kann einem fast den Schweiß der Verzweiflung auf die Stirn treiben. Aber wer Simon kennt weiß das in seinem nimmermüden Musiker-Herz bereits jetzt die Flamme für das nächste Projekt zu lodern begonnen hat. Wir freuen uns drauf!

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