Dr. Ludwig H. Hildebrandt (Wiesloch) und Nicolai Knauer (Heilbronn) sind seit über 10 Jahren von der archivalischen Geschichte und den baulichen Überresten der Burg Steinsberg fasziniert. Seit 2014 sind sie vom Landesamt für Denkmalpflege offiziell beauftragt, die Sanierungen zu dokumentieren. Seit 2017 unterstützt die Stadt Sinsheim diese Arbeit finanziell. Die Historiker Hildebrandt und Knauer haben überraschende und sensationelle Ergebnisse und Erkenntnisse gewinnen können. Diese haben sie Oberbürgermeister Jörg Albrecht und dem Leiter des Baudezernats, Tobias Schutz, vorgestellt. Die Burg Steinsberg ist nicht nur wichtiger Identitätsfaktor für Sinsheimer und beliebtes Ausflugsziel sondern schlichtweg die zentrale Burg im Kraichgau. Aufgrund ihrer Funde und Erkenntnisse haben die Historiker fünf Bauphasen festgelegt: ab ca. 1105 bis 1185 haben die Werinharde ihre Spuren hinterlassen. Ab ca. 1185 bis 1310 die von Oettingen, ab 1310 bis 1517 die Kurpfalz, 1517 bis 1973 die von Venningen. Seit 1973 gehört die Burg Steinsberg der Stadt Sinsheim, die umfangreiche Sanierungen in Auftrag gegeben hat.
Der Bergfried aus der Phase 2 mit dem exakten achteckigen Grundriss und beeindruckenden Dimensionen aber vor allem mit einzigartigen Steinbalkendecken macht ihn zum Bauwerk ersten Ranges. „Absolute Fachleute waren am Werk“, sind sich Hildebrandt und Knauer einig.
Bei der Neuverlegung von Stromkabeln im inneren Zwinger wurde die salierzeitliche Ringmauer angeschnitten und gab den Blick auf vermutlich unvergleichbar herrliches zweischaliges Quadermauerwerk mit gemauertem Kern, meist aus Basalt, frei. Direkt im Anschluss wurde wohl in einer späteren Teilphase nach einem Brand (um 1130?) ein monumentaler Bau aus Großquadern, vermutlich ein Saalbau, errichtet. Nach der vermutlichen Schleifung der Burg im Krieg von 1234/1235 nutzte man das alte Mauerwerk als Fundament für die heutige Ringmauer. Hildebrandt und Knauer konnten den Befund eines Fundaments in der südlichen Ringmauer endgültig als den Rest des für die Burgen der Salierzeit obligatorischen Wohnturms belegen. Völlig unerwartet war die Aufdeckung eines Kellergewölbes im Bereich des Wohnturms. Ob er zu diesem gehört, können nur weitere Grabungen ergeben. Untersuchungen des verwendeten Mörtels haben ergeben, dass er eine betonartige Konsistenz aufweist und mit organischem und vulkanischem Material angereichet wurde.
Die Festigkeit war dadurch höher als Mörtel vergleichbarer Bauten in der Umgebung. Rund 150 Scherben eines Kachelofens vom Typ Tannenberg aber auch Schmuck und Bruchstücke, aus denen sich ein Signalhorn rekonstruieren lässt, wurden gefunden. Die sorgfältige Untersuchung der Steinmetzzeichen, vor allem des Bergfrieds, ergab unterschiedliche Zeichen wie „Kreuz“ oder „W“ oder „Z“. Die Einordnung der Funde und Erkenntnisse in den historischen Kontext sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Hildebrandt und Knauer. Abgleich mit Urkunden, der Austausch mit dem Landesdenkmalamt ergibt ein faszinierendes Gesamtbild. Wohl endgültig geklärt ist die Bedeutung des Kellerloches unter dem Bergfried. Es handelt sich nicht um ein Verließ sondern um eine Zisterne. Besucher können die mit Glas abgedeckte Stelle einsehen. Von Seiten der Stadt Sinsheim plant man eine permanente Ausstellung der Funde und Erkenntnisse, am liebsten zum Auftakt des Heimattage-Jahres 2020, und steht dafür in enger Abstimmung mit dem Förderverein der Burg Steinsberg.