Egal wo im Hügelland gebaut oder gesperrt wird, es finden sich immer wieder Autofahrer, die Schilder oder Umleitungen ignorieren und stattdessen ihre eigenen Regeln aufstellen.
von Philipp Martin
Eigentlich ist die Schulstraße im Östringer Stadtteil Odenheim derzeit gesperrt. Eigentlich… Doch zahlreiche Autofahrer schert das offenbar nur wenig, denn egal zu welcher Uhrzeit man durch die endlos lange Baustelle spaziert, immer schieben sich gleich mehrere Fahrzeuge durch den abgesperrten Bereich. Zwar gibt es keine unpassierbaren Blockaden mehr, doch lässt das Schild mit dem roten Kreis auf weißem Grund nur wenig Interpretationsspielraum zu.
Das gleiche Spiel ist derzeit entlang der sanierten Bundesstraße 3 zwischen Bruchsal und Ubstadt zu beobachten. Obwohl der Bereich gesperrt wurde, ignorieren Tag für Tag unzählige Autos entsprechende Hinweise und fahren über Radwege und Wirtschaftswege einfach an der Sperrung vorbei. Trotz einer ausgeschilderten und noch nicht einmal allzu umfangreichen Umleitung wird hier aufs Geratewohl das Netz aus Rad, Feld- und Waldwegen genutzt, um ein paar Sekunden schneller um die Engstelle herumzufahren. Angepasste Geschwindigkeit oder vorausschauendes Fahren spielt überdies für viele der Fahrer offenbar keine Rolle, anders lassen sich die zahlreichen Kommentare in den sozialen Netzwerken und Rückmeldungen aus der Leserschaft nicht deuten. Auch unsere eigenen Beobachtungen reihen sich in diese Wahrnehmungen ein: Mit nicht selten schweren SUV oder Sportwagen werden Spaziergänger und Radfahrer mit kaum reduzierter Geschwindigkeit um Haaresbreite überholt und das auf für den regulären, motorisierten Verkehr gesperrten Wirtschaftswegen.
Die Nutzung dieser inoffiziellen “Kraichgauer Umgehungsstraßen”, ist ein Phänomen, das gefühlt schon längst zur Normalität geworden ist. Abkürzungen wie beispielsweise der kleine Bypass an der Ubstadter Salzbrunnenstraße, mit dem sich der dicht befahrene Stachus in der Ortsmitte elegant umfahren lässt, werden in den Stoßzeiten nicht nur gelegentlich sondern zwischenzeitlich ganz regulär von unzähligen Autos genutzt. Oder wer von Gondelsheim nach Bretten möchte und dabei die oft überlastete B35 umgehen möchte, der nutzt einfach den Alten Postweg bei Diedelsheim. Vermutlich gibt es in jeder Stadt, in jeder Gemeinde solche Schleichwege, irreguläre Abkürzungen, die klar ausgeschildert für den PKW-Verkehr gesperrt sind. Die Aussagekraft dieser Schilder scheint sich allerdings in den letzten Jahren erschöpft zu haben, anders lässt es sich nicht erklären, dass kaum noch ein Spaziergang in Wald und Flur möglich ist, ohne mit einem Ohr auf herannahende Fahrzeuge achten zu müssen.
Die Verselbstständigung dieses Phänomens ist ein Problem, das auch auf fehlende Kontrollen und Sanktionen zurückzuführen ist. Wie uns ein Bürgermeister einmal vertraulich erzählt hat, habe die Polizei auf das Ersuchen seiner Gemeinde, besagte Abkürzungen einmal genauer zu kontrollieren, mit der Aussage reagiert: Das können wir nicht leisten, das müsst ihr selber machen. Daran ist nichts verwerflich, schließlich sind die Beamtinnen und Beamten tatsächlich mit Wichtigerem ausgelastet, aber auch der Gemeindevollzugsdienst ist in den meisten Kommunen derart dünn personell ausgestattet, dass eine engmaschige Überwachung von Ausweichstrecken einfach nicht zu bewerkstelligen ist.
So bleiben in der Folge vermutlich 99% dieser Ordnungswidrigkeiten ungesühnt und damit festigt sich auch die handfeste Erfahrung: Mir passiert sowieso nichts. Das ist in vielerlei Hinsicht problematisch, weil die Wirtschaftswege, die für die landwirtschaftliche Nutzung konzipiert wurden, damit zunehmend durch Verkehr vereinnahmt werden, der dort schlicht nichts zu suchen hat. Auch der Erholungswert in der freien Natur wird empfindlich durch egoistische Abkürzer geschmälert, schließlich gibt es in unserem autoaffinen Land kaum noch Gebiete, in denen nicht gefahren werden darf. Ob man sich nun in diesen letzten Refugien auch auf den Rückzug begeben sollte? Die Antwort dürfte auf der Hand liegen.
Die Strecke zwischen Gondelsheim und Diedelsheim ist ja schon ewig ein “ Schleichweg“! Vielleicht könnte man sich Polizei und Gemeindemitarbeiter sparen,wenn man mitten im Weg eine Schranke aufstellt.Diese mit einem Code bedienen den nur Landwirtschaftliche Mitarbeiter bekommen.Vom Geld her wird es ja nicht mehr werden als alle Mitarbeiter bezahlen.
Wobei Verkehrskontrollen gefühlt abgenommen zu haben scheinen. Hier in Sinsheim ist es teilweise gruselig, wie Autofahrer die Straßen entlangrasen, die Feldwege am Flugplatz als Abkürzung nehmen oder mit ihren Geräuschmodulen Tag und Nacht alle belästigen. Zusätzlich kommen immer mehr Motorradfahrer hinzu, die gefühlte Stadionbeschallungsanlagen montiert haben, weil es ja für alle im Umkreis von 150 Metern wichtig ist, deren Musik zu hören.
Vielen Dank für diesen Bericht, ich fahre viel Fahrrad und nutze bewusst Wege abseits der Autoverkehrsstraßen. Sehr viele PKW sind dort mittlerweile unterwegs. Die Wegbreite lässt oft einen ausreichenden Abstand beim Überholen gar nicht zu, aber dennoch…
Ich kann mir nicht vorstellen, dass an gewissen Hotspots sich die Kosten für einen Ordnungsamtsmitarbeiter nicht selber tragen würden, würde man kontrollieren. Vielleicht nutzen aber Gemeinderäte auch gerne solche Abkürzungen selbst und Kontrollen sind gar nicht erwünscht?
Ich habe die bisherige ordnungsamtsleiterin von Bruchsal auf die in ihrem Bericht erwähnten Missstände ( zwischen obergrombach Richtung Jöhlingen heidelsheim nach unteröwisheim weg Bruchsal fanfarenheim Richtung unteröwisheim)aufmerksam gemacht Kommentar war wir müssen uns auf den ruhenden Verkehr konzentrieren …!!!! Das ist Bürgernähe Frau petzold-schick!
Gesetze, Verordnungen und Regeln sind nun mal ein wesentlicher Baustein einer funktionierenden Gesellschaft. Und wenn deren Einhaltung nicht kontrolliert wird, braucht man sich nicht wundern, dass hier jeder grad macht, was er will.
Zu Frau Petzold-Schick
Wenn sie ein Thema interessiert, gibt es eine oder mehrere neue Stellen. Wenn nicht, konzentriert sie sich auf den „ruhenden Verkehr“. Nur so kommt man bei 45.000 Einwohnern auf 750 Mitarbeiter.
Gesetze, Verordnungen werden heutzutage ignoriert.Es macht doch jeder, wie und was er will.Der Weg von Bruchsal über Kläranlage nach Heidelsheim,Ubstadt über Pauluskapelle nach Zeutern……Es kann doch nicht am Geld liegen,wenigstens Schranken aufzustellen.(Code für Landwirte).Es geht doch auch um den „Naturschutz“!“Nur grosse namhafte Projekte zählen noch!“