Im Land der tausend Saunen

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Darf´s ein bisschen mehr sein? Die Thermen & Badewelt Sinsheim soll weiter wachsen und etwa doppelt so groß werden wie bisher

Ziemlich genau 10 Jahre ist es nun her, dass die Thermen & Badewelt Sinsheim zwischen dem Stadion der TSG Hoffenheim und dem Fuß der historischen Burg Steinsberg mit großem Medienrummel eröffnet wurde. Kein Wunder, schließlich ist das Wellnessbad nicht irgendeine kleine Dorf-Sauna mit angeschlossenem Außenbecken, sondern eine XXL-Anlage, die von der ersten Stunde an mit Superlativen punkten wollte. Mit Erfolg, das lässt sich kaum leugnen. Hier gibt es 400 echte Palmen aus der Südsee, eine Sauna, die Platz für 150 Menschen bietet und damit sogar in das Guinness Buch der Rekorde aufgenommen wurde, ein 12 Tonnen schweres Sauna-Boot auf dem eigenen See und und und…

Ja, die dahinter stehende Thermengruppe Josef Wund ist nicht gerade fürs Kleckern bekannt, Klotzen ist angesagt und das hat sich in der vergangenen Dekade auch nicht geändert. Denn obwohl die Thermen & Badewelt Sinsheim bekanntermaßen schon wirklich enorme Ausmaße hat, soll die Anlage nach dem Willen ihrer Eigner noch weiter wachsen und folgt auch hier der augenfälligen Wund-Maxime “Darf´s ein bisschen mehr sein?”. In einer Mitteilung konkretisiert nun die Thermengruppe die seit längerem angekündigte Erweiterung wie folgt: “…So wird die Thermen & Badewelt um eine Geschossfläche von mehr als 50.000 Quadratmeter erweitert, über 1.300 Palmen und mehr als 4.000 Quadratmeter Poolfläche bedeuten eine Verdoppelung der bisherigen Anlage. “

Konkret sollen mehrere neue Bereiche errichtet, das Angebot an Gastronomie und Wellnessbehandlungen ausgebaut werden und das “innovativste Rutschenparadies Deutschlands” auf der erweiterten Fläche entstehen. „Mit der Planung des nächsten Bauabschnittes in Sinsheim werden wir unserem Anspruch als führender Thermenbetreiber in Deutschland und Europa gerecht. Wir werden eine neue Dimension einer Wohlfühl- und Erholungswelt realisieren, die weit über die Region hinaus Strahlkraft hat und Gäste anziehen wird“, so der Geschäftsführer der Thermengruppe Wund, Edelfried Balle, wenig bescheiden in der Pressemitteilung des Unternehmens.

Rechts: Jörg Albrecht – Oberbürgermeister Stadt Sinsheim und Edelfried Balle – Geschäftsführer Thermengruppe Josef Wund / Bild: Thermen & Badewelt Sinsheim

Bei der Stadt Sinsheim stößt die geplante Erweiterung offenbar auf Gegenliebe, stehen die Thermen & Badewelt doch ohnehin schon seit dem ersten Tag an für eine Aufwertung des Standortes und der touristischen Attraktivität der großen Kreisstadt. Nicht zuletzt dürfte man sich im Rathaus auch über die Schaffung von skizzierten 300 neuen Arbeitsplätzen freuen. In der Wund-Mitteilung wird Oberbürgermeister Jörg Albrecht jedenfalls mit den Worten: “Die Erweiterung bedeutet einen enormen Gewinn für unsere Stadt und die Region.“ zitiert.

Insgesamt fällt das Echo auf die Pläne der Thermengruppe dem Vernehmen nach also positiv aus. Geht alles glatt, sollen die Bauarbeiten für die Erweiterung bereits im kommenden Jahr beginnen.


Ist größer immer besser?

Ein Kommentar von Stephan Gilliar

Die Thermen & Badewelt Sinsheim sind ein beeindruckender Ort, das kann wohl niemand ernsthaft bestreiten. Bau und vor allem Betrieb machen eine derart komplexe Logistik von Nöten, dass ich sie mir nicht einmal im Ansatz vorstellen kann. Hunderte Palmen wollen gegossen und richtig temperiert, zwölf Saunen auf Temperatur gebracht und gehalten, Wasser kubikmeterweise gereinigt und umgewälzt, Bars und Restaurants bestückt und beliefert werden. All das möglichst kosten- und energieeffizient… eine Mammutaufgabe, die die Thermengruppe seit einem Jahrzehnt offenbar zu meistern weiß. Für mich persönlich ist dem englischen Kofferwort “Wellness” aber nicht mit Größe oder Superlativen beizukommen, für mich ist Wohlbefinden nur in einer überschaubaren und heimeligen Atmosphäre zu erreichen. Tausende Menschen um mich herum und ein Angebot, das regelrecht zu erschlagen weiß, erzeugen hier nach meinem Dafürhalten mehr Stress als Entspannung. Doch zugegeben, die Badewelt war für mich schon vom ersten Tag an einfach zu groß und weitläufig – ob sie sich nun verdoppelt, macht für mich persönlich keinen Unterschied. Wenn Wund es nun aber schafft, wieder mehr Menschen für den Urlaub in der Heimat zu begeistern und überdies die bedingungslose Nachhaltigkeit und einen ökologisch vertretbaren Betrieb der Anlage anstrebt, kann das Projekt durchaus als Gewinn für die Region bezeichnet werden.

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14 Gedanken zu „Im Land der tausend Saunen“

  1. Mir ist dort zu viel Rummel und seit man keine Eintrittskarten mehr ganz normal an den Kassen erwerben kann sondern vorher online buchen und digital zahlen MUSS, hat sich der Besuch dort erledigt.

  2. Verrückt, ist schön und gross genung. Muss Erding keine Konkurrenz machen. Wer Rutschen will soll in ein spassbad gehen nicht in eine Saunalandschaft. Es wird nur lauter und teurer . Sie sollten ihr Geld besser in Bad Vilbel investieren oder einer weiteren Therme .

  3. Es ist richtig, die Wundgruppe sollte ihr Versprechen, in Bad Vilbel eine Therme zu bauen, einlösen, bevor sie so ein Wahnsinnsprojekt angeht.

  4. War vor kurzem dort. Nie wieder
    Wenn die Saunaaufguesse statt finden ist der Andrang in der betreffende Sauna so gross dass
    Ein Hering in seiner Buechse mehr Platz hat!! Hier ist dringend seitens des Betreibers Handlungsbedarf

  5. Der Autor/Kommentator Herr Gilliar schreibt unter https://hügelhelden.de/bis-hierher-und-nicht-weiter-2/?fbclid=IwAR1XylzfLSdI3pPNwlvjxZiKflEgzkHBZLoR9bltdfpkEMUdEhxARd7R-pU einen sehr treffenden, sehr guten Kommentar zur immer weiter fortschreitenden Versiegelung unserer (noch) schönen Kraichgaulandschaft, zu Bauwahn und sich im Flächenverbrauch ausdrückender Profitgier. Wie kann es sein, dass er hier ein Projekt gutheißt und bewirbt, dass genau diese Dinge – Bauwahn, Flächenverbrauch, Profitgier – verkörpert? Und dies vor dem Hintergrund von Gasmangel, dringendster Notwendigkeit, Energie einzusparen und Elend in der Welt (Ukraine und alle Folgen dieses und vieler weiterer, schlimmer Kriege sowie totalitärer Regime)? Mir fehlen weitere Worte…

  6. Richtig!
    Man kann die Landschaft neben Neubau- und Industriegebieten und Straßen auch mit „Wasser unter Glas“ versiegeln.
    Und der Energieverbrauch ist gigantisch!

  7. Die Stadt Sinsheim besteht nicht nur aus Oberbürgermeister Jörg Albrecht und seiner Einschätzungen für Stadt und Region.
    Für mich wieder ein sogenannter „Parteiloser“, der sich mit Hilfe von CDU-Listen nach oben mogelt.

  8. Das ist mir zu groß. Ich fühle mich da bedeutend wohler im Thermalbad Bad Schönborn und seiner Saunalandschaft. Einmal vor vielen, vielen Jahren habe ich die Therme in Erding besucht. viel zu groß und nicht nach meinem Geschmack. Aber Jede(r) wie er meint.

  9. Was ein Wahnsinn!
    Und die kleinen, kommunalen Schwimmbäder machen reihum dicht.
    Und diese „Bürgermeister“ forcieren das Ganze noch. Eine Schande!!!

Kommentare sind geschlossen.