Für immer im „Garten der Erinnerung“

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Neues Grabfeld in Gondelsheim sorgt für großes Interesse

Die Bestattungstradition in Deutschland ist eine recht enge Straße. Während in anderen Ländern kreative Bestattungsformen jeglichen Couleurs statthaft sind, wird bei uns in den meisten Fällen das klassische Grab, rechteckig, in Reih und Glied angeordnet, versehen mit einem Grabstein, nach wie vor als zeitloser Klassiker betrachtet. Ein zunehmender Trend in den vergangenen Jahren ist aber auch die Bestattung in einem Friedwald, wo die Urnen um einen Baum herum angeordnet werden, lediglich eine kleine Plakette am Baumstamm an den Verstorbenen erinnert. Letztlich ist es natürlich eine Frage der persönlichen Präferenzen und des persönlichen Geschmacks, wie man zur ewigen Ruhe gebettet werden möchte. Manchen Menschen ist das ziemlich egal, andere wiederum haben sehr konkrete Vorstellungen, wie sie sich diesen Ort vorstellen.

In Gondelsheim entsteht gerade eine Alternative zum traditionellen Reihengrab, ein Ort, den man optisch auf den ersten Moment als kleine Parkanlage erkennen kann. Tatsächlich handelt es sich bei dem so genannten “Garten der Erinnerung” um ein Gräberfeld, das wie ein idyllischer kleiner Garten angelegt ist. Stilvoll arrangierte Blumen, Kräuter, Steine, Hölzer und zwischendrin Wege und Bänke zum Ausruhen, Innehalten und Gedenken. Optisch steht hier nicht das Grab selbst im Vordergrund, sondern das Leben, die Natur, das Grüne und das Farbenfrohe. Dazwischen werden die Verstorbenen in Urnen bestattet, ein vergleichsweise kleines Grabmal erinnert an ihren Namen, ihr Geburts- und ihr Sterbedatum. Der Unterschied zu den klassischen Grabfeldern daneben ist tatsächlich enorm. Der Garten wirkt derart natürlich und hebt sich damit von den, wie ein Schachbrett angeordneten, exakt voneinander abgetrennten Grabstellen ab, die das sonstige Bild des Friedhofs bestimmen.

Das Konzept ist nicht ganz neu, auch andere Gemeinden haben bereits solche Alternativen auf den eigenen Friedhöfen integriert, im Kraichgau hat ein solches Konzept aber noch eher Seltenheitswert. Nichtsdestotrotz spricht der “Garten der Erinnerung” viele Menschen in Gondelsheim an, sehr viele von Ihnen sind jung, der Tod ist für sie eher noch in weiter Ferne. Die Anfragen nach einer Reservierung einer solchen Grabstätte sind in den letzten Wochen dennoch regelrecht explodiert, würde man allen gerecht werden, wären die verfügbaren Plätze bereits jetzt restlos ausverkauft. Doch das ist nachvollziehbar nicht im Sinne der Gemeinde. “Dann hätten wir einen Garten der Erinnerung in dem noch jahrzehntelang kaum jemand zur letzten Ruhe gebettet werden würde”, sagt Bürgermeister Markus Rupp, “daher wollen wir zuerst nur solche Anfragen bedienen, die für ein solches Grabfeld auch eine unmittelbare Verwendung haben”. Nur ein kleiner Teil der Grabstein soll daher zunächst für langfristige Reservierungen vergeben werden.

Wer sich für eine Grabstelle im Garten der Erinnerungen entscheidet, entscheidet sich mehr oder minder für eine Art von “All Inclusive” Konzept. Die persönliche Grabpflege entfällt, in der Investition ist auch bereits die regelmäßige Pflege der kleinen Parkanlage inbegriffen. Besonders für Angehörige, die weiter weg leben und sich nicht regelmäßig kümmern können, ist das ein sehr reizvoller Aspekt, aber auch für solche, denen die Kraft und die Kapazität für ein solch regelmäßiges Engagement fehlt.

Ebenfalls ein schöner Gedanke und ein starkes Argument für den “Garten der Erinnerung”: Die kleine Anlage ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein lebensbejahendes Umfeld für Insekten, Kleinstlebewesen und Pflanzen. Bienen finden hier Nahrung, Eidechsen Unterschlupf, die Artenvielfalt steht bei der Konzeption ganz vorne auf der Prioritätenliste.

Auf 200 m² Fläche entstehen in Gondelsheim so mindestens 41 Ruhestätten, allesamt gepflegt von einer regionalen Friedhofsgärtnerei. Informationen gibt es dazu unter anderem bei der Gemeinde Gondelsheim.

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