Ein holpriger Weg zum schnellen Netz

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Blitzschnelle Internetzugänge im Gigabit-Bereich – das versprechen die Glasfaseranbieter in der Region. Doch bis die schnelle Leitung steht, ist vor allem eines gefragt: Geduld.

Noch gute fünf Jahre, dann soll jeder von uns – jeder Haushalt, jeder Betrieb – über eine blitzschnelle Glasfaserverbindung ins Internet gehen. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg: Stand Sommer 2024 ist bundesweit etwa ein Drittel dieses Ziels erreicht. Um in den kommenden Jahren also noch mehrere Millionen deutsche Haushalte mit der schnellen Leitung ans World Wide Web anzubinden, braucht es nicht nur in der Leitung, sondern auch beim Ausbau ordentlich Highspeed. Um die bürokratischen Hürden möglichst gering zu halten, hat der Bund im Telekommunikationsgesetz allen lizenzierten Anbietern im Bereich Glasfaser nicht nur freien Zugang zum Netzausbau, sondern auch zu den öffentlichen Straßen und Wegen gewährt. Das bedeutet, die Anbieter dürfen mit eigenen Bautrupps Straßen und Gehwege aufreißen, die Leitungen verlegen und die entstandenen Löcher und Gräben anschließend wieder verschließen.

Schaut man sich jedoch in manchen Gemeinden im Kraichgau, wo der Ausbau bereits läuft, die besagten Straßen und Gehwege an, stößt man nicht selten auf rudimentär zugeschüttete Löcher und notdürftig reparierte Schlitze und Gräben. Teilweise werden nur lose Pflastersteine eingesetzt, die die entsprechenden Straßenabschnitte zwar funktional halten, jedoch mehrere Probleme mit sich bringen. Abgesehen von der Ästhetik sind diese schadhaften Stellen für Fahrradfahrer oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen mit Rollatoren oft eine Herausforderung. Wieso ist das so und wie lange bleibt dieser Zustand bestehen? Diese Fragen stellen sich – nach Rückmeldungen an unsere Redaktion und zahlreichen Postings in den sozialen Medien zu urteilen – viele Menschen.

Man könnte das Ganze als kurzfristige Übergangslösung einfach zähneknirschend hinnehmen – schließlich fallen überall dort Späne, wo gehobelt wird. Allerdings ist dieser Zustand in vielen der ausgebauten Gemeinden gefühlt längst keine Übergangslösung mehr, sondern ein seit vielen Monaten andauernder Dauerzustand. Das provisorische Flickwerk ist jedoch durchaus Teil des gesamten Verfahrens, wie die Deutsche Glasfaser, die für viele Netzausbauprojekte in der Region verantwortlich zeichnet, auf unsere Anfrage hin erläutert: „Oberflächen werden, wie von Ihnen beschrieben, während der andauernden Tiefbauphase zunächst nur provisorisch verschlossen“, schreibt eine Pressesprecherin des Unternehmens. Und weiter: „Nach erfolgreichem Abschluss der Tiefbauarbeiten für das Glasfasernetz beginnen nach der Verlegung der einzelnen Hausanschlüsse die Oberflächenwiederherstellungsarbeiten. Abschließend findet gemeinsam mit der Kommune, dem Baupartner und der Deutschen Glasfaser eine Abschlussbegehung statt, bei der die Gehwege und Straßen abgenommen werden. Etwaige Mängel werden dokumentiert und zügig durch den Baupartner behoben.“

Bis dahin kann es jedoch ein langer Weg sein. Trotz bereits verlegter Anschlüsse warten offenbar noch viele Menschen auf die Inbetriebnahme ihrer neuen schnellen Netzzugänge. Immer wieder erhalten wir entsprechende Rückmeldungen aus unserer Leserschaft, teilweise wird auch von Problemen bereits beim Ausbau berichtet. So schreibt uns ein Leser aus Ubstadt, dass während des Ausbaus in seiner Straße offenbar versehentlich Telefon- beziehungsweise Kabelverbindungen gekappt wurden. Die Frage der Zuständigkeit war im Nachgang für ihn nur schwer zu klären. Andere Rückmeldungen deuten auf Schwierigkeiten bei der Vergabe von Schaltterminen hin. Auch eine schleppende Kommunikation mit manchen Anbietern wird beklagt.

Baustelle zur Verlegung von Glasfaserkabeln Symbolbild / Archiv

Die Deutsche Glasfaser ist übrigens bei weitem nicht der einzige Anbieter im Kraichgau. Eppingen hat sich beispielsweise für den Ausbau durch Deutsche GigaNet entschieden, Bretten bereits vor Jahren für die BBV. Der gesamte Prozess zwischen Nachfragebündelung und Aktivierung der Netzzugänge ist dabei ein äußerst zeitaufwändiges Unterfangen, wie auch die Deutsche Glasfaser in ihrer Antwort an uns verdeutlicht: „Der Ausbau einer komplett neuen Glasfaserinfrastruktur ist ein komplexes Infrastrukturausbauprojekt, das mit erheblichem Koordinationsaufwand und detaillierter Planung verbunden ist.“ Das trifft ohne jeden Zweifel zu, jedoch hängt die Akzeptanz einer neuen Technologie auch stark von der Zufriedenheit der Kundschaft ab. Diese wird erst dann erreicht, wenn die Anschlüsse verlegt, die Straßen fachmännisch verschlossen und der Netzzugang stabil und zuverlässig funktioniert.

Den schwarzen Peter jedoch vollständig den Anbietern zuzuschieben, wäre nicht gerecht. Deutschland hat den Ausbau schneller Netzzugänge über Jahrzehnte hinweg nicht gerade mit Hochdruck verfolgt. Schon Anfang der 1980er-Jahre wollte Bundeskanzler Helmut Schmidt flächendeckend Glasfaser in Deutschland verlegen lassen, doch die Nachfolgeregierung unter Helmut Kohl erteilte diesen Plänen eine Absage und setzte stattdessen auf Kupferkabel – eine Sackgasse, wie sich herausstellen sollte. Die Versäumnisse von Jahrzehnten lassen sich jedoch nicht einfach in kürzester Zeit aufholen. Der deutsche Sonderweg ins Glasfaserzeitalter bleibt also – sagen wir – spannend. Da hilft nur, optimistisch zu bleiben: Irgendwann wird die Tachonadel des Speedtests schon den Anschlag erreichen. Bis dahin ist es in vielen Kommunen im Kraichgau jedoch sicher noch ein langer und – bezogen auf Straßen und Gehwege – an manchen Stellen auch ein holpriger Weg.

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8 Gedanken zu „Ein holpriger Weg zum schnellen Netz“

  1. In zeutern sehen die Straßen zt. Genauso „geflickt“ aus, mal mit Pflastersteinen, mal mit Splitt zugeschüttete Schlitze.
    Ich sehe es nicht so eng, sofern das provisorium relativ zeitnah beseitigt wird…
    Was ich aber mal hier lobend erwähnen wollte, sind die (meist aus Südamerika stammenden?) Bautrupps.
    So einen Fleiß und Durchhaltevermögen habe ich schon lange nicht mehr gesehen!
    Die Jungs legen hier in Ubstadt-Weiher schon seit Monaten die Glasfaserkabel und das in einer Geschwindigkeit, dass einem fast schwindelig wird. Bei uns war der Straßenabschnitt (Sackgasse, ca. 25m lang) in gerade mal 2 Tagen komplett fertig gemacht (inkl. Provisorium)..
    Arbeitszeit von morgens 7, bis es abends dunkel wird! Und damit meine ich ARBEITSzeit, nicht Anwesenheitszeit.
    Würde die Arbeit von der Gemeinde/Stadt/Bund ausgeführt werden, wäre der Ausbau nicht mal ansatzweise so weit! Respekt!

    • Ja, so ist das. Mit „denen“ kann man das machen. Schon mal was von Arbeitsschutz und Arbeitszeitgesetz gehört?
      Die beschriebenen Zustände sind klare Verstöße gegen geltende Gesetze und werden noch belobt und mit Respekt bezollt.
      Ein Skandal, dass solche Zustände nicht durch zuständige Behörden abgestellt werden!!!

  2. Faser im Keller und GF-TA installiert seit mehr als einem halben Jahr – seitdem Funkstille. Stettfeld. Keinerlei Arbeiten am POP am Bach erkennbar. Kein Modem zugeschickt, keinerlei weitere Information.

    Schönen Dank.

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