Ein Abend im Strohhut Heidelsheim

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Dieter und Werner im Einsatz

Heidelsheims gemütliches Wohnzimmer

Der Strohhut ist eines jener typischen Lokale, das Außen nicht sonderlich viel hermacht, dafür aber mit den „inneren“ Reizen zu punkten vermag. An der Ecke Markgrafen und Zähringerstraße gelegen, springen erst einmal die gekachelten Außenwände ins Auge. Die Fassade des Strohhutes sieht etwas so aus wie die Fußböden in den ersten Versionen der alten ALDI-Märkte, als man noch aus aufgerissenen Kartons eingekauft hat. Dazu kommt dunkle Furnierholz-Verkleidung und undurchsichtige Fenster. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt und dennoch eintritt, der wird reich belohnt. Im Inneren ist der Strohhut eine Kneipe wie aus den guten alten Tagen. Eine lange Theke und ein kleiner, offener Gastraum erzeugen gerade durch ihre Beengtheit eine richtig gemütliche Atmosphäre. Wirtin Gabriele dekoriert dazu – je nach Saison – jeden Winkels des Strohhutes mit liebevoll arrangierten Accessoires. Jetzt im Herbst sind das Lichterketten, orange-farbener Stoff, Kürbisse, Maisstauden. Efeu und kleine Hexenfigürchen. Zusammen mit ihrem Mann Dieter, Opa Werner und vielen Helferinnen und Helfern schmeißt Gabriele seit 1995 den Laden.

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Köstlich: Schnitzel deluxe im Strohhut

Das Team ist dabei das wahre Vermögen des Strohhutes. Dieter, der ein bisschen wie Elton John aussieht, serviert im türkisfarbenen Hemd das Essen, Opa Werner zapft im Holzfällerhemd das frische Bier und die Ladys tragen robuste Laufschuhe, wenn Sie den Gästen die Bestellungen servieren. Denn trotz der kleinen Räume sind alle stets auf den Beinen. Das spricht für den Strohhut – es ist immer rappelvoll! Die Heidelsheimer lieben ihr Kneiple und fühlen sich hier sichtlich wohl. Die Senioren-Gang die an ihren Viertelen nippt, die Jungs vom FC die sich nach dem Training stärken, die Mamas die sich nachdem die Kinder im Bett sind noch auf einen Cocktail treffen und und und… Für jeden ist Platz im Strohhut, zur Not gibt es ja auch noch ein Nebenzimmer. Uns gefällt es aber am besten in der Gaststube unter den warmen Korblampen, direkt neben der bollernden Heizung. Von hier aus kann man alles sehen – wer so alles herein kommt, was geredet wird und wer in den großen Flügeltüren des Wandschrankes verschwindet, der sich bei genauerem Hinsehen als Toilette entpuppt. By the way: Kennen Sie diese kleinen Messing-Figürchen Modell Junge beim Pinkeln und Mädchen auf dem Topf, die immer in Gasstätten an der Klo-Tür hängen? Im Strohhut hängt ein Foto der Figuren an der Tür – süß, oder?!

Kneipe wird dem Strohhut eigentlich nicht ganz gerecht. Man kann hier auch hervorragend essen. Spezialitäten sind das Strohhut-Hähnchen extra knusprig, die Schnitzel im gußeisernen Pfännchen und die großen Salatteller. Tatsächlich sind es auch immer genau diese drei Kategorien, die wir bei Redaktionsmeetings stets ordern. Die Schnitzel schmecken frisch geklopft und in Butter angebraten einfach super, die Salate sind spürbar erntefrisch und das Hähnchen in der scharfen Variante putzt uns die Arterien durch – genial. Zwischenzeitlich gehört die Einkehr in Heidelse zu unseren Highlights des Monats.

Was man dem Strohhut-Gebäude durch den Hardcore-80er-Jahre Look von außen, so gar nicht ansieht: Es gibt es schon seit vielen, vielen Jahrzehnten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diente das Haus als Gemischtwarenladen für das damals noch beschaulich kleine Heidelsheim. Irgendwann übernahm der Gastronom Karl Stroh das Anwesen und eröffnete die Gastwirtschaft Rebstöckle in den alten Ladenräumen. Ihm verdankt das spätere Lokal übrigens seinen Namen. Aus Karl Stroh wurde der Strohhut. 1967 nämlich übernahmen die Eheleute Backenstoß das Rebstöckle und benannten die neue Strohhut-Bar nach dem kultigen Vorbesitzer. Sie machten aus dem gutbürgerlichen Restaurant eine echte Lokal-Instanz. In der Strohhut-Bar wurde gefeiert und getanzt, besonders an den Wochenenden war sie der Hotspot für Heidelsheim und die angrenzenden Orte. So manches Ehepaar in Heidelsheim dürfte sich dort kennengelernt haben. Doch auch diese Zeit ging irgendwann zu Ende und die Strohhut-Bar wurde geschlossen. Einige Jahre wurde das Gebäude als Aussiedler-Wohnheim genutzt, bis schließlich Gabriele und Dieter dem Strohhut neues Leben einhauchten. Seit 23 Jahren sind sie für ihre Gäste da – wir sind stolz uns auch dazuzählen zu dürfen.

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