Die Kinder des Zorns

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Hass und Gewalt in der Fankurve

Reduzieren wir doch einfach mal den Fußball auf seinen ursprünglichen Kern. Ziehen wir das ganze aufgeblasene Brimborium drumherum ab, ist es am Ende einfach nur ein Spiel. Ein wirklich schönes Spiel, das Ausdauer, Taktik und sportliche Geschicklichkeit fördert und zudem noch eine Menge Spaß macht – nicht nur den Spielern selbst, sondern auch den Zuschauern und Anhängern.

Was aber bleibt von dieser ursprünglichen und unbekümmerten Freude noch übrig, wenn regelmäßig Tausende von Polizisten in und um unsere Stadien die Spiele begleiten müssen, Fans wie wilde Tiere übereinander herfallen, ausländische Spieler mit rassistischen Beleidigungen unverblümt und offen konfrontiert werden und nun sogar jene Menschen diffamiert werden, die sich die Förderung des Sportes zur Aufgabe gemacht haben.

Die Sinsheimer pre zero Arena – Heimat der TSG 1899 Hoffenheim

Am Wochenende griffen mehrere Fußballfans in mehreren Stadien, in einer eiskalt konzertierten Aktion, TSG 1899 Hoffenheim – Mäzen Dietmar Hopp frontal verbal an. Während der Spiele Borussia Dortmund gegen den SC Freiburg, 1. FC Köln gegen Schalke 04, Union Berlin gegen den VfL Wolfsburg und TSG Hoffenheim gegen den FC Bayern München, wurden Spruchbänder in die Höhe gehalten, die z.B. in Sinsheim Dietmar Hopp – bar jeglichen Anstandes als “Hurensohn” bezeichneten. Einige der Spieler auf dem Platz versuchten daraufhin die Fans gestikulierend in ihre Schranken zu weisen, doch als sich der Vorfall wiederholte, einigte man sich schließlich auf einer Art von “Nichtangriffspakt” und spielte den Ball aus Protest minutenlang einfach nur hin und her.

Kritik an Dietmar Hopp ist bei weitem nichts Neues. Der Milliardär und SAP Mitbegründer steht für viele Fans wie kein Zweiter für die Kommerzialisierung des Fußballs. Seit Hoffenheim vor zwölf Jahren der Aufstieg in die Bundesliga gelang, sehen Sie in ihm nur den Sargnagel des “guten alten” Fußballs, der nur auf Fleiß und Können basiert. Wie absurd diese Wahrnehmung ist, wird klar wenn man sich bewusst macht wie durch und durch der deutsche Profifußball schon seit Jahrzehnten kommerzialisiert ist. Längst werden über Lizenzen, Merchandising und Rechtemanagement Milliarden hin und her bewegt. Auch hinter Vereinen wie Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg stehen große Konzerne, die mit entsprechenden Mitteln ihrem Verein von jeher den Weg ebneten. Weil aber derart anonym agierende Großunternehmen schwer zu greifen sind, wurde stattdessen der prägnante Dietmar Hopp in den letzten 12 Jahren zur Hassfigur für manche Unbelehrbare.

Für jeden Menschen der etwas über den Tellerrand hinaus blickt, ist es schwer erträglich wenn ein Mann wie Dietmar Hopp als “Hurensohn” beleidigt wird. Ein Mann der bereits Hunderte von Millionen Euro in Bewegung gesetzt hat um Gutes zu bewirken. Alleine 600 Millionen Euro hat die Dietmar-Hopp-Stiftung seit ihrer Gründung 1995 investiert, um Projekte in den Bereichen Bildung, Soziales oder Gesundheit zu realisieren. 40 Millionen Euro hat Dietmar Hopp in den Bau der Klima Arena in Sinsheim gesteckt um die Menschen auf die Bedeutung des Klimas und dessen Mechanismen aufmerksam zu machen. 80 Millionen flossen in die Finanzierung von Pharmaunternehmen, die sich auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten und Impfstoffen spezialisiert haben… Von den vielen “kleinen” Bonbons, wie beispielsweise Spielplätzen überall in der Region, wollen wir hierher gar nicht anfangen…

Der Hopp-Skandal ist aber nur eines der vielen Symptome, an denen der Profifußball seit Jahren krankt. Der DFB und die Vereine müssen sich die Frage gefallen lassen, wieso gegen diese radikalen Fangruppierungen nicht endlich entschieden und konsequent hart vorgegangen wird. Wer gegnerische Fans angreift, Spieler rassistisch beleidigt oder verbal tätlich gegen Dritte vorgeht, hat zweifelsohne bewiesen dass er jetzt und fortan in einem Stadion nichts mehr zu suchen hat. Auch die Polizei, die es bei manchen Spielen nur mit mehreren Hundertschaften schafft, die Aggressoren voneinander fernzuhalten, findet mittlerweile deutliche Worte. Der Vorsitzende der baden-württembergischen Gewerkschaft der Polizei – Thomas Mohr sagte zu den jüngsten Vorfällen in Sinsheim: „Wenn sich daran nun etwas ändert, dass künftig jede Art von Beleidigungen, Sexismus und Rassismus gleichermaßen, gegen wen auch immer, konsequent von der DFL geahndet werden, dann schaffen wir es die Fußballstadien wieder „sauberer“ zu machen. Das Spiel sollte in den Fokus rücken und nicht die Chaoten, die dem eigenen Verein mit solchen Aktionen schaden!“

Auch wenn Dietmar Hopp die Vorfälle und die gegen ihn formulierten Beleidigungen sicherlich zugesetzt haben, will er sich nicht verbiegen und schon gar nicht aus esinem Stadion vertreiben lassen. Auf der Webseite der TSG gibt sich der Mäzen kämpferisch: “…Ich lasse mich von diesen Chaoten in meinem Handeln, weder sportlich noch gesellschaftlich beeinflussen…” so der zweifache Familienvater der bereits in seiner Jugend in Hoffenheim Fußball spielte und in zwei Monaten nun seinen 80. Geburtstag feiert. Hierfür verdient er unsere Glückwünsche und unsere ungeteilte Solidarität gegen jene Menschen die sich selbst Fußballfans nennen, es in Wirklichkeit aber nicht sind und nie sein werden.

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2 Gedanken zu „Die Kinder des Zorns“

  1. So etwas ist schlimm. Idoten, die sich Fußballfans nennen !
    Sobald eine Mannschaft in einem Spiel sich dahin gehend äußert oder rassistische Gesten/Sprüche gegenüber Spielern tätigt, dann sollte SOFORT das Spiel abgebrochen werden, die Spieler heimgeschickt werden und die Gegenermannschaft der Chaoten gewinnt das Spiel und erhält die vollen Punkte !!! SO !!

  2. Es sind LEIDER nicht nur ein paar Unbelehrbare/Selbstdarsteller/“FANS““ vom FC Bayern München und es wurden auch in anderen Stadien Plakate gezeigt. Bei dem Spiel in Hoffenheim hat es halt die meiste mediale Beachtung gegeben, da der Schiedsrichter dort radikal reagiert hat. Ob dies in der Form jedoch korrekt ist, bezweifle ich! Eigentlich gibt man den IDIOTEN genau die Plattform welche Sie nicht verdient haben. Zudem sollte man nach meiner Meinung jetzt auch nicht das Verhalten der Spieler bei ein Spielstand von NULL zu SECHS hochjubeln. Wäre die Reaktion bei einem 0:0 die Gleiche gewesen? Hätte Bayern die Meisterschaft „riskiert“ und zwei (vielleicht entscheidende) Punkte auf Spiel gesetzt? Bundesliga ist KNALLHARTES Geschäft/Theater und nichts anderes.

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