Während im Landkreis Karlsruhe hunderte, bereits vereinbarter Termine ausfallen, geht die Stadt Karlsruhe offenbar einen anderen Weg. Warum ist das so?
Die weiterhin stark umstrittene Aussetzung der Corona-Impfungen mit AstraZeneca schlägt hohe Wellen – auch in unserer Region. Vor einigen Tagen verschickte der Landkreis Karlsruhe eine knappe Meldung an die Medien, deren erster Absatz bereits eine herbe Enttäuschung für hunderte Menschen bedeutete:
“Impfungen mit dem Impfstoff AstraZeneca sind bundesweit kurzfristig ausgesetzt. Auch in den Kreisimpfzentren in Bruchsal-Heidelsheim und Sulzfeld wurde der Impfbetrieb mit diesem Impfstoff am späten Nachmittag des Montag sofort eingestellt. Bis auf weiteres findet in den beiden Zentren keine Impfungen mit diesem Impfstoff statt. Rund 600 Impftermine fallen dadurch täglich an den beiden Impfzentren weg.”
Pressemitteilung Landratsamt Karlsruhe
Auch wenn die Gründe für diese Entscheidung sicher nicht in der Verantwortung des Landratsamtes zu suchen sind, ist diese Mitteilung dennoch ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die mühsam einen Impftermin ergattern konnten. Wie schwierig es war einen solchen Termin zu vereinbaren, dürfte wahrscheinlich ein jeder schon aus seiner Bekanntschaft gehört haben. Stunden in Telefonwarteschleifen, frustrierte und langwierige Eingaben auf Internetseiten – die Hürde der Terminvereinbarung lag in den vergangenen Wochen sehr, sehr hoch. Dass nun 600 dieser mühsam vereinbarten Impftermine pro Tag allein in den beiden Kraichgauer Impfzentren wegfallen, ist daher ernüchternd und für die Betroffenen zurecht deprimierend.
Umso frustrierender dürfte daher auch die Nachricht ankommen, dass die Stadt Karlsruhe offenbar einen Weg gefunden hat, besagte Terminabsagen zu umgehen. Anders als in der Mitteilungen des Landkreises, schreibt das Presseamt der Stadt nämlich aktuell folgende Zeilen an die Pressevertreter:
Dank umsichtiger Planung müssen aber im Impfzentrum Messe Karlsruhe (ZIZ) sowie im Kreisimpfzentrum Schwarzwaldhalle (KIZ) keine Termine abgesagt werden. Die etwa 4.000 bereits geplanten AstraZeneca-Termine können durch andere Impfstoffe ersetzt werden. Alle anderen Termine waren als Blocktermine separat an große Gruppen vergeben. Sie konnten bereits verschoben werden.
Presseamt der Stadt Karlsruhe
Auch bei unseren Nachbarn in Rheinland-Pfalz sind Terminabsagen offenbar kein Thema. Wie die rheinland-pfälzische Landesregierung mitteilt, sollen alle bereits vereinbarten Termine mit dem Impfstoff AstraZeneca auf einen anderen Impfstoff umgebucht werden. Warum ist dieses Vorgehen also nicht bei uns möglich?
Vergleiche nur schwer möglich
Bevor hier ein vorschnelles Urteil gefällt wird, muss man sich die Unterschiede zwischen zentralen Impfzentren und kommunalen Impfzentren vor Augen führen. Abgesehen von ihren unterschiedlichen Größen, unterscheidet sie auch eine unterschiedliche Ausstattung und Bevorratung mit den derzeit erhältlichen Impfstoffen. An die kommunalen Impfzentren, wie beispielsweise in Heidelsheim und in Sulzfeld, werden derzeit nur zwei Präparate geliefert: Zum einen das Vakzin von BioNTech/Pfizer und zum anderen das nun gerade bundesweit von der Karte gestrichene AstraZeneca. In den zentralen Impfzentren hingegen steht zusätzlich der Impfstoff von Moderna zu Verfügung, deshalb ist in diesem Fall eine Umverteilung der geplatzten AstraZeneca-Termine auf die Alternativen zumindest etwas einfacher, als in den kommunalen Impfzentren, so erklärt es das Landratsamt Karlsruhe auf unsere redaktionelle Anfrage hin. Offen bleibt aber, wieso nicht auch Moderna kurzfristig in den kommunalen Impfzentren eingesetzt werden kann. Die wahrscheinlichste Antwort darauf, dürfte die bundesweit nur unzureichende Verfügbarkeit des Impfstoffes sein.
Eine weitere Erklärung für die Unterschiede zwischen Stadt und Landkreis besteht laut Landratsamt im unterschiedlichen Vorlauf bezüglich der Terminvergabe. Da auf Landkreisebene die Impftermine bereits Wochen vorher buchbar sind, läge auf der Hand, dass bei Störungen im Betriebsablauf nicht schneller reagiert werden könne, dafür hätten die Menschen aber die Möglichkeit, sich frühzeitig für einen Impftermin einzubuchen. Da andere Impfzentren dies anders handhaben und verfügbare Termine kurzfristiger einstellen, könnten diese dann ggf. besser nachsteuern, so ein Sprecher des Landkreises auf Anfrage.
So ärgerlich die nun ausgefallenen Termine auch sind – mit der Aussetzung der Impfungen mittels AstraZeneca konnte nun wohl niemand in der Region ernsthaft rechnen oder planen. In den kommunalen Impfzentren laufen die Impfungen daher nun auf Sparflamme weiter, der Impfstoff von BioNTech/Pfizer wird nach Verfügbarkeit weiter verabreicht, alle diesbezüglich vereinbarten Termine bleiben bestehen. Ebenso unvermindert, laufen die Einsätze der mobilen Impfteams weiter, da diese ausschließlich auf den verfügbaren Impfstoff von BioNTech/Pfizer setzen.
Nicht nur im Landkreis Karlsruhe, sondern überall im Land, hofft man nun auf einen Neustart der Impfungen mit AstraZeneca. Morgen will die Europäische Arzneimittelbehörde EMA über das weitere Vorgehen entscheiden. Bleibt zu hoffen, dass all jene, deren Termine nun gestrichen wurden, dann auf deutlich einfacherem und unbürokratischem Wege ein Ersatztermin zur Verfügung gestellt werden kann.
Interessant wäre sicherlich auch die Antwort auf die Frage: Was passiert mit den Menschen, die bereits die erste Impfung mit Astra hinter sich haben und nun vergeblich auf den zweiten Termin warten ?
Dürfen die dann mit einem alternativen Impfstoff „von vorne“ beginnen ?
Nach unseren Informationen bleiben die zweiten Impftermine mit AstraZeneca bestehen
Da Astra Zeneca erst seit Februar verwendet wird, gibt es derzeit noch keine Zweitimpfungen (9 Wochen Abstand).