Ein digitaler, chirurgischer Eingriff – Am Samstag fusionieren die Volksbanken Bruchsal-Bretten und Stutensee-Weingarten auch technisch miteinander
Kaum eine Branche hat sich durch die Digitalisierung so sehr verändert, wie die der Banken. Noch vor einigen Jahrzehnten saßen die Kassierer/innen hinter ihren Scheiben, notierten sich Soll und Haben ganz “old fashioned” mit einem Füllfederhalter in ihren Büchern, rechneten mit mechanischen Maschinen und bewahrten das Geld in Münzen und Scheinen hinter dicken Tresortüren auf. Hätten damals zwei Banken fusioniert, wären vermutlich nicht viel mehr als ein paar Transporte mit dem Panzerwagen und das Zusammentackern einiger Unterlagen erforderlich gewesen.
Heute ist die Bankenbranche fast vollständig durchdigitalisiert, Geldflüsse jagen in Nullen und Einsen bemessen in Lichtgeschwindigkeit durch die weltweiten Netze und das betagte Bargeld weicht zunehmend moderneren Bezahlsystemen, die oft nur einen Schwenk mit dem Smartphone vor einem Lesegerät erfordern. Kunden bekommen vom technischen Rückgrat dieser digitalen Infrastruktur wenig bis gar nichts mit, erwarten einfach zurecht, dass die ganze Angelegenheit reibungslos funktioniert. Unter dieser Oberfläche arbeiten jedoch gigantische Rechenzentren, deren bedingungsloser Fokus auf Sicherheit wohl selbsterklärend ist. Alle Systeme sind mehrfach abgesichert und über viele Standorte verteilt, sodass selbst wenn ein Rechenzentrum bis auf die Grundmauern niederbrennt, die sensiblen Daten zu keinem Zeitpunkt in Gefahr schweben.
Wenn zwei unterschiedliche Bankensysteme miteinander verschmelzen sollen, gibt es natürlich jede Menge Stellschrauben, die vorher exakt aufeinander abgestimmt und justiert werden müssen. In der Region steht ein solcher Drahtseilakt am kommenden Samstag bevor, dann fusionieren die beiden Volksbanken Bruchsal-Bretten und Stutensee-Weingarten auch auf der technischen Ebene miteinander. Unbemerkt von den Menschen, die dann vermutlich im Garten grillen oder in Biergärten die sinkenden Corona-Inzidenzen feiern, vollzieht sich in den EDV-Abteilungen der Banken der Höhepunkt eines Prozesses, der bereits seit Monaten akribisch vorbereitet wird. “Wir haben zwei Systeme harmonisiert, die jahrzehntelang unterschiedlich gewachsen sind” erklärt Steffen Kirchgäßner, Bereichsleiter IT Organisation in verständlichen Worten jene Mammutaufgabe, die am Wochenende ihren Abschluss finden soll. Etwas Lampenfieber haben seine Crew und er auf jeden Fall, schließlich gilt es die Systeme auf sehr vielen Ebenen miteinander zu vereinen. Online Banking, Service Terminals, Kundenmanagement, Kontenverwaltung… die Liste der kritischen Komponenten ist endlos lang. “Das ist mehr als nur ein Knopfdruck” stellt der IT Chef pragmatisch fest.
Greifen alle besagten Zahnrädchen wie geplant ineinander, haben die beiden Banken am Samstagabend auch in technischer Hinsicht Hochzeit gefeiert. Die Kunden sollen davon selbstredend so wenig wie möglich mitbekommen, bereits am nächsten Tag sollen die meisten Services und Dienste wie gewohnt zur Verfügung stehen. Klar, am Freitag und am Samstag gibt es Einschränkungen während der Umstellung, beispielsweise stehen Geldautomaten oder das Online-Banking nicht wie gewohnt zur Verfügung, doch diese “Downtime” soll natürlich so kurz wie möglich andauern. Dass es klappt, davon ist Steffen Kirchgäßner überzeugt. Ein paar kleinere Kanten gibt es sicher abzuschleifen, am Ende des Tages wird aber alles wie geplant funktionieren.
Für die Kunden der Volksbank Bruchsal-Bretten wird sich die Fusion auf technischer Ebene im Anschluss kaum bemerkbar machen, die Kunden der Volksbank Stutensee-Weingarten allerdings erhalten fortan eine neue IBAN, jene Nummer die nicht nur ihre Kontonummer sondern auch die neue Bankleitzahl enthält. Doch keine Sorge, wer am Anfang hier und da vergisst die neue Nummer zu verwenden und stattdessen die alte IBAN einsetzt – die Transaktion wird dennoch reibungslos durchlaufen. In einer großzügig bemessenen Übergangsphase werden sowohl die alte als auch die neue IBAN funktionieren.
Wenn am Samstagabend aller Voraussicht nach alle Lichter auf Grün stehen, wird Steffen Kirchgäßner in jedem Fall eine große Last von den Schultern gleiten. Dann konnte ein Prozess, der bereits vor Monaten angestoßen wurde, erfolgreich abgeschlossen und die Verschmelzung zweier Banken auch auf technischer Ebene besiegelt werden. Ein kleiner Umtrunk mit den Kollegen muss dann einfach drin sein, so einen Feierabend erlebt man schließlich nicht alle Tage.