Willkommen am Bruchsaler Belvedere
Versetzen Sie sich einen Moment in die Lage eines noblen Fürsten aus gutem Hause zu Zeiten des Barock. Nehmen wir doch einfach unsere einstiege Lokalprominenz Fürstbischof Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim. Da hat der gute Mann anno 1719 schon beschlossen seine Residenz von Speyer ins deutlich kleinere Bruchsal zu verlegen, baut sich eigens dafür ein kleines Schlösschen und dennoch kann er von dessen Tallage aus den Blick über seine Stadt kaum genießen. Ein unhaltbarer Zustand, dem es Abhilfe zu leisten galt.
Der gute Mann liest sich also weiter oberhalb in bester Hanglage ein kleines Lusthaus errichten, dem er gleich noch eine edle Schießanlage mit zwei italienisch anmuten Aussichtsplattformen hinzufügen ließ. Von diesem damals noch unverbauten Ensemble konnte der gute Damian den Blick über sein Bruchsal gleiten lassen, die Brusler nannten die vorgelagerte Schießanlage daher einfach Belvedere. Dieser Ausdruck, der ursprünglich aus dem italienischen stammt, heißt nichts anderes als schöne Aussicht.
Vom einstigen Lustschlösschen, alias Reserve, ist kaum noch etwas zu sehen, es wurde aufgestockt und zur Heimat des Schönborngymnasiums – das Belvedere allerdings steht immer noch und erfüllt seit seinen Tagen als fürstbischöfliche Schießanlage keine wirkliche Funktion mehr. Im Sommer gibt es hier die eine oder andere Freiluftaufführung, doch die meiste Zeit des Jahres döst das barocke Bauwerk in der Bruchsaler Sonne. Die Abgeschiedenheit und die Ruhe machen es zu einem idealen Ort für ein paar entspannte und meditative Momente. Die alte Parkanlage mit den urigen Bäumen ist immer noch vorhanden, im Sommer plätschert hin und wieder der Springbrunnen und mehrere Bänke laden zum stilvollen Verweilen ein.
261 Jahre wird das kleine Bauwerk übrigens in diesem Jahr alt, erst vor vergleichsweise kurzer Zeit (die wilden Neunziger) wurde es aufwändig restauriert und ihm damit der alte Glanz wiedergegeben. Interessanter Sidefact: Auf dem Gelände des Schönborngymnasiums hinter dem Belvedere fand sich übrigens früher ein Brunnen, dessen ganze Funktion es war, die weiter talwärts gelegenen Brunnen des Bruchsaler Schlosses mit Wasser zu versorgen.
Ja, die feinen Herren damals, die verstanden es zu leben. Nicht nur ein Schloss im Tal, sondern auch gleich ein Lustschlösschen auf dem nahen Steinsberg genannten Hügel und nicht zu vergessen die edle Schießanlage Belvedere. Hier versammelte sich das adelige Volk um ohne großen Aufwand das eigens dafür in ein eingezäuntes Areal gepferchte Wild gar fürstlich zu erschießen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Der Größenwahn läßt grüßen!!!