Wer lässt den Schwanen wieder fliegen?

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Aufwändig wurde das alte Traditionsgasthaus Schwanen in Unteröwisheim in den letzten Jahren saniert, nun fehlen für die Wiedergeburt noch geeignete und fähige Hände

von Stephan Gilliar

Der Friedrichsplatz in Unteröwisheim hat eigentlich das Potenzial, ein wirklich schönes Dorfzentrum für die Menschen vor Ort zu sein. Das Bäckerei-Café Thollembeek und die Eisdiele von Mario ziehen schon heute an schönen Tagen viele in das Herz des Kirschenortes. Was noch fehlt ist eine gemütliche Gastronomie mit einheimischer Küche für ein schönes Abendessen und ein Gläschen Wein im Anschluss. Die letzten zwei Jahre konnte Unteröwisheim zumindest in den Sommermonaten schon einmal einen Vorgeschmack darauf erhaschen, wie es wäre eine solche Gaststätte wieder direkt im Zentrum zu wissen.

Bernd Müller in der Schwanen-Gaststube

Während im Inneren der historische Gastraum und der Gewölbekeller in Handarbeit saniert wurden, öffnete Bernd Müller – seit einigen Jahren neuer Besitzer des Schwanen – zusammen mit einer selbst zusammengestellten und handverlesenen Gastro-Crew schon einmal den Biergarten im Hinterhof. Insbesondere an den Wochenenden war dort restlos jeder Platz belegt, eine echte Erfolgsgeschichte, die abrupt zu Ende ging und nun auf ihre Fortsetzung hofft.

Mit neuer Tür direkt zum Friedrichsplatz: das Gasthaus Schwanen in Unteröwisheim

Denn was für einen zukunftsfähigen Betrieb des Schwanen fehlt, ist ein echter Macher, ein gastronomischer Könner – quasi Herz und Hirn in Personalunion. Um in den letzten beiden Sommern den Laden am Laufen zu halten, hat Bernd Müller zusammen mit seiner Partnerin jeden Tag im Schwanen mit angepackt und dabei sprichwörtlich auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig getanzt. Eigentlich ist Bernd Immobilienmakler, hat in den letzten Jahren eine eigene Firma aufgebaut. Jeder, der diesen Schritt selbst schon einmal vollzogen hat, weiß wie viel Zeit eine solche Neugründung verschlingen kann. „Zu einer Fünfundsechzig-Stunden-Woche werktags kam dann noch etliches am Wochenende im Schwanen oben drauf, das kann ich auf Dauer nicht leisten“, erzählt Bernd, während er den frisch sanierten Schwanen vorstellt. Schön ist er geworden, der Gastraum wurde vollständig entkernt und die historischen Balken und das Sandsteinmauerwerk freigelegt. Urig und gemütlich wirkt die vormals etwas beengt wirkende Gaststube nun, der Mix aus natürlichen Materialien stimmt. Auch der große Gewölbekeller wurde saniert, hier kann künftig in kleiner oder großer Runde gefeiert werden. Und dann wäre da natürlich noch der bereits bekannte Biergarten, der sich durch die neue, urige Eichentür in der Flanke des Schwanen bald auch auf den Friedrichsplatz erstrecken könnte.

Dass der alte Schwanen überhaupt noch einmal Gäste beherbergen darf, war übrigens keineswegs selbstverständlich. Lange Zeit fand sich kein Käufer für das alte Ensemble mitten in Unteröwisheim. Investoren hätte es durchaus gegeben, erzählt Makler Müller, solche, die den verfügbaren Raum mit Eigentumswohnungen oder Mietwohnungen aufgefüllt hätten. In sozialer und kultureller Hinsicht wäre das aber ein Verlust für Unteröwisheim gewesen. Am Ende kaufte Bernd Müller selbst den Schwanen, nahm sich vor, die Gastronomie vor Ort zu erhalten. Am Anfang klappte das auch gut, ein rumänisches Pärchen schaffte es, aus dem Stand ein stabiles Publikum für sein neues osteuropäisches Konzept zu gewinnen. Doch Corona ließ von dieser Erfolgsgeschichte nichts, aber auch gar nichts übrig. Obwohl Bernd Müller, so sagt er, die Pacht halbiert und teilweise ausgesetzt habe, sei das junge Unternehmen einfach noch nicht mit genügend Rücklagen ausgestattet gewesen, um die zu lange Dürreperiode zu überstehen.

Damit der Schwanen in Unteröwisheim aber eine Zukunft hat, braucht es nun eine/n PächterIn, die/der zum einen über Erfahrung verfügt und zum anderen willens und fähig ist ein gastronomisches Konzept aufzustellen, mit dem das Traditionshaus erfolgreich weiter betrieben werden kann. „Schön wäre deutsche Küche, oder vielleicht Griechische, das würde hier ganz gut passen“, sagt Bernd Müller, der schon viele der üblichen Angebote rund um Spielcasino, Shisha Bar und Co. ausgeschlagen hat. Über das Konzept ließe sich reden, auch ob für den zukünftigen Schwanenwirt Miete oder Kauf in Betracht kommen. „Hauptsache, der Schwanen kommt in gute Hände, das ist mir das wichtigste“ so Bernd Müller weiter.

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1 Gedanke zu „Wer lässt den Schwanen wieder fliegen?“

  1. Tolle Hütte! Hoffentlich findet sich jemand. Mit entsprechender Qualifikation.
    Und: wann sorgen Stadt und Landkreis dafür, dass da nicht jeden Tag 16000 Kfz vorbei fahren?
    Dann wäre der Platz wieder lebenswert und könnte auch als Biergarten genutzt werden…

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