Wie drei “Sixties” aus dem Kraichgau den Himalaya erobern wollen
Roland, Matthias und Thomas befinden sich in diesen Minuten hoch oben in den Lüften. Von Frankfurt aus haben sich der Kardiologe und der Bankvorstand aus Bruchsal sowie der Sportmediziner aus Hambrücken heute auf den Weg ans andere Ende der Welt gemacht. Gemeinsam wollen sie mit dem Fahrrad das Dach der Welt erklimmen und von Nepal aus über den Himalaya fahren. An Erfahrung fehlt es den drei Freunden dabei nicht, die jährliche Alpenüberquerung gehört längst zu ihren gemeinsamen Ritualen. Nun sind alle drei über 60 und wollen es sich in einem großen und unvergesslichen Abenteuer noch einmal beweisen. Von Kathmandu aus führt sie ihre Reise über 5500 Höhenmeter und eine Strecke von mehreren tausend Kilometern durch das höchste Gebirge der Welt.
Mit diesem Trip wollen sie aber nicht nur ein persönliches Abenteuer in Angriff nehmen, sondern auch Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen zu Hause in der Region unterstützen. Gemeinsam mit dem Rotary Club Bruchsal-Schönborn sollen für jeden erreichten Höhenmeter 10 Cent in die Spendenkasse des Projekts wandern. Acht Sponsoren haben sich bisher dazu bereit erklärt ihrerseits diesen Betrag mit in den Spendentopf zu geben – rund 8000 Euro oder mehr sollen auf diese Weise zusammenkommen.
Hier auf huegelhelden.de werden wir die Reise der drei gestandenen Kraichgauer Jungs mit einem Reiseblog begleiten. Immer dann wenn Roland, Matthias und Thomas entlang der unwirtlichen Route Zugang zum Internet haben, schicken Sie uns ihre jüngsten Erlebnisse und natürlich auch Bilder und Videos. Schauen Sie also regelmäßig vorbei, wir aktualisieren diesen Beitrag bis zur Rückkehr am 20. Oktober fortlaufend
Tag 1 – Abreise
Tag 2 – Ankunft
Sie sind sicher angekommen. Roland, Matthias und Thomas haben zwischenzeitlich die Millionenstadt Kathmandu erreicht und sind erstaunt über den dichten Verkehr und den Smog der sich hier schwer auf die Lungen legt. Bereits kennengelernt haben sie hier ihren Führer Angelu Sherpa der über einen großen Erfahrungsschatz verfügt und sogar bereits mehrfach den Mount Everest bestiegen hat. Morgen steht dann eine 5 Stunden lange Busfahrt nach Besishahar durch die vom Monsun ausgewaschenen Gebirgsstrassen an. Anschließend wird es ernst und die drei nehmen auf den Mountainbikes die Einfahrt in den Himalaya in Angriff.
Tag 3 – Aufbruch ins Gebirge
Ankunft in Besishahar bei sommerlichen Temperaturen. Hier endet die asphaltierte Straße, von nun ab geht es auf Bilderstrecke hinauf ins Gebirge. Die Stadt bildet daher für viele Wanderer, Bergsteiger und Radfahrer den Ausgangspunkt für ihren Trip auf den Annapurna Circuit und der Manaslurunde. Mit 780 m über dem Meeresspiegel ist Besisahar eine der tiefer gelegenen Städte des Landes, von nun ab kennt die Straße nur Einrichtung – immer weiter nach oben. Übernachtet wird heute im 7.629 km² großen Annapurna-Nationalpark, der seinen Namen von einem der Achttausender-Bergen im Himalaja erhalten hat. Die Tücken der Technik greifen auch tausende Kilometer entfernt von zu Hause – eines der Fahrräder verliert nach wenigen Kilometern Luft. Die Reparaturarbeiten aber glücken
Tag 4 – Durch das wilde Bergland
Während in der badischen Heimat graue Wolken, Regen und Höchstwerte von 12 Grad vorherrschen, arbeiten sich unsere Jungs bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit und 30 Grad immer weiter in den Himalaya voran. Lange Strecken auf dem Rad sind dabei kaum möglich, das gibt die Straße, oder das was hier als Straße bezeichnet wird, einfach nicht her. Schlamm, Geröll und überflutete Passagen machen den Trip zu einer echten Geduldsprobe, dennoch gelingt es Thomas, Roland und Matthias rund 30 Kilometer Strecke verteilt auf 1300 Höhenmetern zurückzulegen. In der Ferne sind bereits die ersten Riesen des Himalaya zu erkennen. Durchgeschwitzt von den Strapazen dieser Etappe ruhen sich die drei nun in einer Lodge am Wegesrand aus, doch durch die hohe Luftfeuchtigkeit wollen die durchnässten Klamotten einfach nicht trocknen. Die Unterbringung ist spartanisch und funktional, die Betten ohne Matratzen und die heiße Dusche schafft es nur auf eine Temperatur von gerade einmal 20 Grad. Bemerkenswert: Trotz der sichtbaren bitteren Armut der Einheimischen, verfügt fast jede Hütte über einen Fernseher und fast jeder Einwohner über ein Smartphone – Vom Rest der Welt sind die Menschen daher trotz der Abgeschiedenheit nicht.
Tag 5 – Das Land wird karger
Unsere Jungs haben die Komfortzone in jeglicher Hinsicht verlassen. Zum einen weicht das subtropische Klima und die grüne Vegetation allmählich einer alpinen Felsenlandschaft, zum anderen wird die Hygiene zunehmend komplizierter. Durch das feuchte Klima – auch in der Nacht – wird die Wäsche nicht trocken und so mussten unsere Gipfelstürmer heute morgen in nassen Klamotten die neue Etappe in Angriff nehmen. Trotz dieser Umstände konnten die drei wieder 1380 Höhenmeter bezwingen, erneut auf allenfalls angedeuteten Straßen. Auf ihrem Weg zum Etappenziel in Chame Sadak trafen sie heute auf Manimauern mit Gebetsmühlen und Gompas, Relikte und Hinterlassenschaften von tibetisch-buddhistischen Pilgern. Beeindruckt sind Thomas, Matthias und Roland nach wie vor von ihrem Guide und den Trägern, ohne die ein solcher Trip unmöglich und undenkbar gewesen wäre.
Tag 6 – Es geht gut voran, doch die Luft wird dünner
Obwohl mit steigender Höhe die Luft immer dünner wird, kommen unsere Jungs gut voran und haben bereits einen Tag früher als geplant das 630 Seelen-Dorf Manang auf einer Höhe von 3500 Metern erreicht. Dank der professionellen Vorbereitung und der guten Planung Ihres Sherpas konnten die drei bisher ohne nennenswerte Begleiterscheinungen den fortwährenden Aufstieg bewältigen. Jeder der sich schon einmal in solcher Höhe aufgehalten hat, weiß das ein zu schneller Aufstieg häufig von Kopfschmerzen und Übelkeit begleitet wird. Nach wie vor sind die Straßen in einem üblen Zustand, Matthias beschreibt diese in einer Nachricht an die Heimat als schlechte Feldwege. Eben durch diese Straßen und die dünne Luft mussten er, Roland und Thomas auf der heutigen Etappe die Räder ab einer Steigung von etwa 10 % immer wieder schieben. Morgen haben sich alle drei zum Ziel gesetzt sich an die dünne Bergluft anzupassen und erst einmal ohne Räder weitere 600 Meter aufzusteigen um sich mit der dünnen Luft bei 4000 Höhenmetern zu arrangieren.
Die Unterbringung am Ende diese Etappe ist rundum gelungen. Die kleine Lodge verfügt über ein Café das sogar Apfelkuchen und Filterkaffee im Angebot hat… fast wie daheim. Das Abendessen wiederum fiel dann typisch tibetanisch aus. Es gab Dal Bat, ein Reisgericht mit einer Linsensauce und Gemüsecurry. Danach ging es ohne Umschweife direkt ins Zimmer und in die Schlafsäcke auf den Lattenholz-Pritschen…in den nicht beheizten Räumlichkeiten der einzige Ort an dem es verfrorene Mitteleuropäer gut aushalten.
Tag 7 – Regen, Regen, Regen
Wenn es im Himalaya regnet, dann aber richtig. Den ganzen Tag schüttete es im Gebirge wie aus Eimern. Unsere drei Abenteurer nutzen den Nachmittag um sich am Ofen einer örtlichen Bäckerei wieder auf Temperatur zu bringen. Am Vormittag gelang ihnen der Aufstieg zu Fuß über insgesamt 600 Höhenmetern in nur drei Stunden. Dies allerdings ohne Fahrräder und nur zum Zwecke der Akklimatisierung an die Bedingungen in diesen Höhenlagen. Mittlerweile haben die drei über 4000 Meter über dem Meeresspiegel hinter sich gebracht, was für ungeübte Bergfahrer eine große physiologische Herausforderung darstellt. Matthias und Thomas waren bereits zuvor in solchen Höhen unterwegs, für Roland allerdings waren die 4000m eine echte Premiere. Aus diesem Grund hat er körperlich auf die veränderten Bedingungen anders reagiert, als seine Reise-Kameraden. Die Schwellungen im Gesicht gingen allerdings innerhalb weniger Stunden wieder zurück. Nun hoffen die drei Freunde auf besseres Wetter um morgen ihre Reise wieder planmäßig fortsetzen zu können.
Tag 8 – Stille
Heute können wir nichts Neues berichten, da wir von unseren Abenteurern keine Nachricht erhalten haben. Wir warten auf das Eintreffen neuer Bilder und Eindrücke, deren Ausbleiben aber kein Grund zur Sorge sein sollte. Die abgeschiedene Lage des Gebietes und der oft schwere oder gar fehlende Zugang zum Internet machen eine Übermittlung von Tag zu Tag komplizierter. So hoffen wir darauf morgen wieder Neuigkeiten von Thomas, Matthias und Roland zu erhalten.
Tag 9 – Sie sind wieder online
Die ersehnte elektronische Post aus dem Himalaya ist bei uns eingetroffen. Matthias beschreibt darin wie der letzte Tag verlaufen ist:
Der zusätzliche Tag in Manang hat sich bewährt! Wir haben alle 3 recht gut geschlafen und am Morgen außer leichten Ödemen (Wasseransammlungen) keine Zeichen der Höhe. Der Regen hatte in der Nacht aufgehört und wir starteten bei klarer traumhafter Sicht und Sonnenschein um 8.00 Uhr Richtung Sheere Kharka. 600 hm und knapp 10 km, das sollte eine Urlaubsetappe werden. Zumal Angelu eine Hochdruckpumpe besorgt und den Dämpfer an meinem Hinterrad aufgepumpt hatte. Die Freude währte kurz, der Dämpfer ist kaputt und hält die Luft nicht.
Die 3 Stunden hatten es in sich! Es war stellenweise so steil, das wir die Fahrräder kaum schieben konnten. Ein Träger hatte einen Gasofen auf dem Rücken (kein Schreibfehler) und war nicht langsamer als wir. Die immer dünner werdende Luft machte sich ziemlich bemerkbar.
Wir waren froh, heute nur eine kurze Tour zu haben und eigentlich hat ein Fahrrad hier oben nichts zu suchen. Sheere Kharka ist aber Ausgangspunkt zum Tilicho See und wir brauchen die Räder später wieder. Ab hier wird erst einmal gelaufen. Wir machen uns einen ruhigen Nachmittag mit Tee und Keksen und planen intensiv die nächsten Tage.
Daheim denkt man: was macht man mit der vielen Zeit, wenn man schon am frühen Nachmittag die Lodge erreicht? Und hier ist man beschäftigt mit Fragen wie: was nehmen wir im Tagesgepäck mit? Wird es kalt, nass, trockenes Shirt? Haben wir getrunken (sieht man recht gut an der Farbe des Urins. Darauf achten!)? Schaffen wir die nächste Etappe wirklich? Was kann man außer Tee und Wasser trinken? Fragen über Fragen, die einen daheim nie beschäftigen und hier die Zeit ausfüllen. So brauchen wir wenig Lesestoff. Wichtig sind Musik und Hörbücher für schlaflose Nächte im Schlafsack. Heute haben wir ein 3-Bett-Zimmer, nach dem Luxus in Manang mit Einzelzimmer für jeden. Es wird schon kalt und so werden wir auf die lau warme Dusche verzichten.
Erstaunlicherweise gibt es selbst hier WiFi. Allerdings gehen kaum Nachrichten rein oder raus, Bilder gehen überhaupt nicht. Und zum Abschluss: Dal Bhat :-)
Tag 10 – Das Wetter spielt mit
und noch einmal Post von den Jungs aus dem Hochgebirge. Matthias beschreibt darin den jüngsten Abschnitt ihrer Reise. Bilder können wir heute leider wieder nicht liefern, da der Netzzugang nur so langsam ist, das ein Transfer der Dateien nicht zu bewerkstelligen war:
Für heute war eine kurze Tour geplant: von Sheere Kharka ins Tilicho Basecamp. Das war auch gut so, Thomas und Matthias waren mit Kopfschmerzen aufgewacht, ein Zeichen der noch nicht optimalen Höhenanpassung nach dem Aufstieg von Manang mit 3500m auf 4100m. Das Basecamp liegt ebenfalls auf 4100m und die 2,5 Stunden Laufzeit und 320 hm passten da gut. Der Abschnitt war technisch nicht ganz einfach mit ein paar ausgesetzten Stellen, landschaftlich traumhaft bei Kaiserwetter. Wir waren früh an unserem Ziel und da juckte uns unser Mut. Anstatt morgen um 4.30 Uhr zu starten, wollten wir lieber jetzt das gute Wetter nutzen und gleich zum Tilicho lake aufsteigen. Das bedeutete 860 hm und ca. nochmals 5 Stunden Beinarbeit bei schlechter Höhenanpassung. Aber man gönnt sich ja sonst nichts! Es waren harte 3 Stunden nach oben! Die Höhe schlug uns auf Atmung und Magen, die Schritte wurden schwerer und kürzer, Kalorien nachschieben und auch trinken wollte der Magen nur sehr begrenzt.
Und der Weg zog sich… nach jeder Kurve ging es weiter nach oben, zum Teil sehr steil, aber endlich ein See! Der falsche, ein kleiner Nebensee. Nochmals 10 Minuten, dann lag er endlich da. Kitschig türkisfarbenen, groß und eindrucksvoll, ein wunderschöner Gletschersee. Der Aufstieg hat sich trotz aller Anstrengungen gelohnt! Es war aber so kalt geworden, dass wir schon nach 15 Minuten den Rückweg antraten. 2 Stunden steil bergab, das forderte unsere ganze (und letzte) Konzentration.
Gegen 17.00 Uhr erreichten wir unsere Lodge, müde, ausgetrocknet und ausgehungert. Und die Lodge völlig überfüllt. Zelte aufgebaut, viele müssen im Speiseraum schlafen, zunächst kein Sitzplatz für den Tee. Aber unser kleines 3-Mann-Zimmer war frei und 2 nette junge Damen rückten für uns ältere Herren zusammen. Nach Dal Bhat (wir sind hier zu Tee trinkenden Vegetariern geworden) und viel Flüssigkeit geht es uns prächtig und wir freuen uns trotz der Umstände auf die Nacht.
Tag 11 – Hart und härter
In den zurückliegenden Stunden hatten alle drei Abenteurer heftig mit der Anpassung an die Höhenbedingungen hier über 4000 Metern zu kämpfen. Ödeme, Leistungsverlust Schweratmigkeit – all das muss der Körper erst einmal bewerkstelligen sobald er sich 4 Kilometer über nautisch normal befindet. Hier oben, beschreibt Thomas, fällt alles schwerer und alles geht langsamer von der Hand. Sobald die Sonne verschwindet wird die Kälte fast unerträglich. Das tägliche Waschen geht nur an Brunnen im Freien, die selbstredend immer zugefroren sind. Nachdem Zerschlagen der Eisschicht bleibt es dann meist beim Zähneputzen, eine Dusche mit Eiswasser ist – wenig überraschend – kaum erbaulich bei ähnlichen Außentemperaturen.
In diesen Tagen feiern die Nepalesen übrigens ein großes hinduistisches Fest, weshalb die Schülerinnen und Schüler hierzulande gerade Ferien haben. Das führt dazu, dass ganze Menschenmassen im Tilicho Basecamp eingetroffen sind und die kleine Lounge hoffnungslos überrannt wird. Von überall her schallt laute Musik aus Bluetooth-Boxen und die Toilettenanlagen sehen nach dem Ansturm noch sehr viel unschöner aus, als sie das bisher ohnehin schon taten. So wie Matthias es in seiner Mail an die Heimat beschreibt, gleich die Szenerie schon fast einer “ballermannesken” Situation – sofern Sie uns die Kreation dieses neuen Wortes gestatten ;-)
Mittlerweile sind Thomas, Roland und Matthias aber wieder auf Achse und werden in den nächsten acht Tagen, so das Wetter mitspielt, jeden Tag unterwegs sein und damit Stück für Stück ihrem Ziel näher kommen. Schon jetzt ist ihnen aber völlig klar, dass Sie den für uns selbstverständlichen Luxus zu Hause, wie warmes Wasser, Toiletten mit Spülung oder weiche Betten, nach dieser Reise mit anderen Augen wertschätzen werden. Die drei haben jetzt mehr als 6500 hm hinter sich gebracht. Hoffentlich finden sich viele Sponsoren, damit diese Reise vielleicht etwas dazu beitragen können, dass diese Selbstverständlichkeiten auch für möglichst alle daheim bei uns selbstverständlich sind.
Tag 12 – Post von Matthias
Obwohl wir jetzt schon mehrere Nächte zu dritt die Nacht verbracht haben ist noch keine wirkliche Gewöhnung eingetreten. Dazu trägt die Höhe bei, die jeden von uns mehrmals austreten lässt (nein, es ist nicht das Alter!), leider zu unterschiedlichen Zeiten. Die Wände sind dünn und in den Nachbarzimmern wird bis spät in die Nacht gequasselt. Und das Problem Linsensuppe (Teil des Dal Bhat) und Schlafsack möchten wir nur ansprechen, nicht vertiefen!
Also nach einer wieder nicht allzu guten Nacht gab es es Frühstück, wie immer 2 Chapati mit Marmelade und einem hart gekochten Ei. Chapati sind Fladen, die nach nichts schmecken, aber für unsere Mägen gut verträglich sind.
Zwei Tage ohne Rad, da haben wir uns wirklich wieder auf den Sattel gefreut! „Nur“ 3 Stunden bis Yak Kharka, die waren aber wie immer hart erarbeitet. Die Abfahrten sind nicht wirklich einfach, meist enge Pfade mit gemeinem Gestrüpp, in dem wir immer wieder hängen blieben. Der defekte Dämpfer an meinem Rad machte die Fahrt über verblockte Strecken nicht einfacher und steil bergab wechselte sich mit ebenso steil bergauf immer wieder ab. Aber deshalb sind wir ja hier! Und die Fahrt über eine Hängebrücke ist spaßig ( oder sagt man geil?). Zum Lunch (gebratene Nudeln mit Gemüse – wie abwechslungsreich :-) waren wir pünktlich in Yak Kharka. Wieder 3-Bett-Zimmer, mit eigener Toilette. Allerdings Toilette ohne Spülung, angeblich ist sie eingefroren (sie ist nicht angeschlossen, das sehen sogar ein Bänker und 2 Ärzte). Nach einen Spaziergang zur weiteren Höhenanpassung gab es Kaffee und Schokoladenkuchen – fast wie Samstags daheim. Körperpflege und dann Abendessen.
Allmählich wird es spannend: morgen auf 4450m nach Thorang Phedi und dann „Gipfeltag“ über den Thorung La Pass auf 5415m. Start um 4.30 Uhr und dann ca. 1000hm! Da haben wir Respekt davor. Und dann beginnt der Urlaub (so bilden wir es uns ein): eine unendlich lange Abfahrt.
Tag 13 – Endlich ganz oben
Heute sind unsere Abenteuer ganz amtlich echte Gipfelstürmer. Nach einem intensiven, vierstündigen Aufstieg sind die drei auf 5416 m Höhe beim Thorang-Pass angekommen. Bereits um 4:30 Uhr in der Frühe haben sich Thomas, Matthias und Roland auf den Weg gemacht um dem starken Wind, der spätestens am Vormittag einsetzt, zu entgehen. Nur mit einer Stirnlampe ausgerüstet, haben sie knapp 1000 Höhenmeter zurückgelegt und sind nun die Könige des Himalaya. Die Klamotten sind zwar alle bis in die letzte Faser mit Staub durchdrungen aber eine heiße Dusche, die den Namen auch zur Abwechslung wirklich verdient, tröstet darüber heute schnell hinweg. Später wollen die Jungs eines der wichtigsten buddhistischen und hinduistischen Heiligtümer in Nepal besuchen. Der Pilgerort Muktinath hält dabei eine echte Besonderheit vor: Hier treffen zwei im Grunde unvereinbare Elemente aufeinander. Durch eine Wasserquelle sickert Erdgas nach oben, das direkt an der Wasseroberfläche eine ewige Flamme speist.
Tag 14 – Es geht abwärts
Unsere Männer sind wieder auf dem Weg in Richtung Tal. Wie eine gechillte und einfache Abfahrt darf man sich das Ganze aber nicht vorstellen, die Straße ist staubig, voller Schotter und rutschig. Matthias hat sich bei den ersten Metern nach unten gleich über den Lenker geworfen und dabei den Ellenbogen geprellt. Während der steilen Passagen gilt es also das Fahrrad zu schieben. In der Nacht haben die drei dank der verminderten Höhenbelastung, das erste Mal seit langem wieder richtig tief und fest geschlafen und fahren nun ausgeruht nach Tuksche auf 2600 Metern Höhe. Dabei passieren sie auch Upper Mustang, das ehemalige Königreich im Himalaya, welces politisch heute Nepal zuzurechnen ist.
An dieser Stelle sei einmal mehr darauf hingewiesen dass unsere Abenteurer nicht nur zur eigenen Belustigung, sondern definitiv auch für den guten Zweck unterwegs sind. Zahlreiche Sponsoren haben sich bereit erklärt einen Betrag für jeden erreichten Höhenmeter zu spenden, das Geld kommt dabei zu 100% Kindern- und Jugendlichen aus unserer Region zu gute. Wer mit dabei sein und als Sponsor diese gute Sache unterstützen möchte, hier sind die Daten des Spendenkonto:
Förderverein RC Bruchsal-Schönborn; IBAN: DE06 6635 0036 0000 7172 25, Stichwort: Himalaya-Tour. Die Spender erhalten selbstverständlich eine Spendenquittung.
Tag 15 – Lebewohl und stürmische Zeiten
Scheiden tut weh. Das gilt nicht nur für den Pass und den bereits hinter Ihnen liegenden Scheitel- und Höhepunkt ihrer Reise, sondern auch für liebgewordene Weggefährten. Heute mussten unsere Jungs Lebewohl zu Ali, einer Zahnärztin aus München und Katrin, einer Lehrerin aus dem hohen Norden sagen. Roland, Matthias und Thomas hatten die beiden während ihres Aufenthalts im Basislager am See Tilicho kennengelernt und sie danach immer wieder auf den folgenden Etappen getroffen. So viele Kilometer von der Heimat entfernt, ist das Aufeinandertreffen von deutschen Landsleuten alles andere als selbstverständlich. Da die beiden Damen aber zu Fuß unterwegs sind, wird es fortan wohl keinen zufälligen Begegnungen mehr geben, sind unsere Männer doch auf dem Rad deutlich flotter unterwegs.
Die Talfahrt heute führte heute über eine Distanz von 38 Kilometern über 1200 Höhenmeter Richtung Kagbeni an der Grenze zum Königreich Mustang entlang. Erholsame zehn Kilometer des Trips führten dabei über eine ordentlich asphaltierte Straße, danach ging es aber wie schon gewohnt über staubige Buckelpisten weiter. Es war derart staubig, dass die Sicht nur knapp zwei Meter betrug und der Vordermann dadurch nur schemenhaft sichtbar blieb. So fuhren die drei in die tiefste Schlucht der Welt, das Tal des Kali Gandaki zwischen Annapurna(8091m)und Dhaulagiri(8167m). Dann drehte das Wetter überraschend auf und es begann zu stürmen. Die Überquerung der heftig schwankenden Hängebrücke über das Flussbett des Kali Gandaki wurde so eine Zerreißprobe für die Nerven. Spätestens hier sollte auch dem Letzten klar geworden sein, das auch die Abfahrt aus dem Himalaya Gebirge alles andere als ein Spaziergang ist.
Tag 16 – Das Ende naht
Es ist so gut wie vollbracht. Die Räder sind abgegeben, die Tour ist beendet. Unsere Männer sind derzeit im nepalesischen Beni und sehen der ersten Nacht seit über 2 Wochen in einem richtigen Bett entgegen. Ihren Schlafsäcken werden sie in der nächsten Zeit vermutlich nicht hinterher trauern, wohl aber dem anstrengenden aber auch einzigartigen Abenteuer das fast hinter ihnen liegt.
Die letzte Etappe von Beni nach Pokhara legen Thomas, Matthias und Roland morgen mit dem Jeep zurück. Von dort aus geht es weiter mit dem Flugzeug nach Kathmandu und dann direkt in die Heimat.
Sobald die Jungs wieder zurück sind, werden wir das umfangreiche Filmmaterial und Bildmaterial auswerten und einen spannenden Videobeitrag über die Reise der Kraichgauer Abenteurer durch den Himalaya auf den Weg bringen.