Bundesverkehrswegeplan 2030 kommt auf den Prüfstand
Vor fünf Jahren wurde der sogenannte Bundesverkehrswegeplan ins Leben gerufen. Eine Art Masterplan für künftige Straßenbauprojekte überall in der Bundesrepublik. In unserer Region hat man in der Breite das erste Mal davon erfahren, als urplötzlich die sich zuvor seit Jahrzehnten in der Diskussion befindlichen Umgehungsstraßen um Bauschlott, Bruchsal und Bretten von “defacto aussichtslos” zur höchsten Priorität heraufgestuft wurden. Kritiker mutmaßen hinter diesem Schachzug die Errichtung einer Art Ersatz-Autobahn, da die Kombination aller drei Bauprojekte eine effektive Umgehung der Autobahnen A5 und A8 bedeuten und damit zu deren kostengünstiger Entlastung beitragen könnte. Befürworter wiederum erhoffen sich eine spürbare Entlastungswirkung und einen reduzierten Durchgangsverkehr in den jeweiligen Ortsdurchfahrten.
In allen drei Fällen sehen die Planungen den Bau der Umgehungsstraße in bis dahin unberührtem Naturraum vor, lediglich in Bruchsal existiert mit der Untertunnelung der bestehenden B35 eine mögliche Alternative zur Durchschneidung von Naturraum. Mit den Koalitionsgesprächen von SPD, FDP und Grünen kommt auch in diese Projekte möglicherweise wieder eine neue Dynamik. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland zuerst berichtet, will die Ampelkoalition auf Bestreben der Grünen hin den kompletten Bundesverkehrswegeplan erneut auf den Prüfstand stellen. Alle darin enthaltenen Bauprojekte sollen mit Augenmerk auf den Umweltschutz und unter Beteiligung von Umweltverbänden neu bewertet werden. Hintergrund sei der stetig steigende CO2-Ausstoß im Verkehrssektor, zudem sind die Verkehrswende und die Energiewende in Deutschland auch Teil des gestern vorgestellten Koalitionsvertrages. Ob die drei Bauprojekte in der Region einer solchen Überprüfung standhalten, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht prognostizieren.
Die Kritik an der in Deutschland einseitig auf den Straßenbau fokussierten infrastrukturellen Baumaßnahmen, wird in den letzten Jahren immer lauter. So stieß die Abholzung des Danneröder Waldes um eine neue Autobahn zu errichten auf teilweise massiven Widerstand in der Bevölkerung, die Szenen ließen sich über Wochen hinweg in allen Medien verfolgen. Um den Verkehrssektor ökologischer aufzustellen, wäre laut Experten ein Ausbau der Schiene statt weiterer Investitionen in neue Straßen notwendig. Wie der BUND vorrechnet, kam seit 1994 jedes Jahr pro 150 Kilometer neu gebauter Straßen, nur ein einziger Kilometer neue Schienenwege dazu. Statt einem massiven Ausbau der Schiene sieht der Bundesverkehrswegeplan aber den Bau von über 800 Kilometer neuer Autobahnen und Bundesstraßen vor. Ob diese prognostizierte Bilanz mit den Plänen und Visionen der neuen Bundesregierung noch vereinbar ist, darf also bezweifelt werden.