Tief im Moor

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Die wilde Schönheit verschlägt Wanderern den Atem

Die Landschaft zu beiden Seiten der B3 zwischen Bruchsal und Karlsruhe ist eine ganz Besondere. Vom Auto aus lässt sich das nicht erkennen, hier gilt es sich auf die Socken zu machen und das wilde Land auf eigene Faust zu erkunden. Bisher haben wir Ihnen hier bereits den Bannwald bei Untergrombach vorgestellt und natürlich die legendär schöne Ungeheuerklamm.

Wenn Sie sich allerdings noch etwas weiter aus ihren vertrauten Kraichgauer Jagdgründen in Richtung Karlsruhe vorwagen wollen, stoßen sie zwischen Weingarten und Grötzingen auf ein echtes kleines Paradies. Hinter dem offiziellen Namen “Naturschutzgebiet Weingartener Moor-Bruchwald Grötzingen” verbirgt sich ein Stück unfassbar schöner Natur, die sie stundenlang in ihren Bann ziehen kann.

Beginnen Sie Ihren kleinen Trip am besten auf dem Parkplatz direkt an der B3 direkt nach dem Ortsausgang Weingarten kurz vor dem Gut Werrabronn. Ohne dabei zu “gluckig” sein zu wollen – bitte passen Sie beim Überqueren der wirklich schnell und eng befahrenen Bundesstraße höllisch auf. Auf der anderen Straßenseite begrüßt Sie bereits ein gedrechseltes Schild auf dem Pfad direkt ins Weingartener Moor. Durchqueren Sie die Felder und tauchen Sie dann in das Kühl des angrenzenden Waldes ein. Ein Schild und eine große Tafel informieren Sie bereits mit einem Lageplan über alle wichtigen Informationen, die sie für ihren Trip ins Moor benötigen.

Nach kurzer Zeit stoßen sie auf den beplankten Rundweg durch das Herz des Moores. Bei Regenwetter raten wir von der Benutzung des Steges ab, da dieser sehr schmal und dann eben auch noch sehr sehr rutschig ist. Wer das Moor nicht intensiver kennenlernen möchte als notwendig, sollte also auf eine trockene Phase warten.

Unabhängig davon erleben Sie bei einer Wanderung durch das Moor die Natur im späten Frühjahr in voller Blüte, strotzend vor Saft, Kraft und Leben. Die Kakophonie der abertausenden von Fröschen ist derart laut, dass man teilweise schon mit gehobener Stimme sprechen muss um sich zu verständigen. Überall zwischen den vielen Seggen- und Schilfbeständen können Sie Insekten und Amphibien bei ihrem Tagewerk beobachten – in der aufgebockten Beobachtungshütte am See lassen sich auch die Wasservögel fotografieren, beobachten und studieren.

Wer den idyllischen Bohlenweg hinter sich gebracht hat, der hat aber noch lange nicht alles gesehen. Überall führen kleine Wege durch das Moor und den angrenzenden Wald. Das Wegenetz ist derart umfangreich das auch ein Rundweg um den bildschönen Grötzinger Baggersee nicht nur eine Empfehlung, sondern schon fast ein Muss ist. Hier können Sie derzeit Wildenten dabei beobachten wie sie ihre Küken auf das Leben vorbereiten, die Aussicht genießen und sich an einem der vielen Strände bei einem kurzen Stopp die Sonne auf dem Buckel scheinen lassen. Bemerkenswert ist auch wie freizügig die Stadt Karlsruhe bei der Nutzung des Gewässers agiert. Zwar dürfte die Benutzung während der Corona-Krise erheblich eingeschränkt sein, an normalen Tagen gibt es hier aber Badeabschnitte nicht nur für Menschen, sondern sogar für Hunde und auch für Pferde. Etwas ähnliches ist uns bisher noch nirgendwo sonst in der Region begegnet.

Abgerundet werden kann ein Trip durch das Moor und rund um den See, am Ende durch eine gemütliche Einkehr entweder im Grötzinger Fischerheim oder in der Gärtnerklause Weingarten. Aus bekannten Gründen müssen sie sich damit aber noch eine Weile gedulden. Doch auch ohne gastronomischen Absacker ist ein Tag in dieser herrlichen, grünen Lunge auch aktuell empfehlenswert. Unser Rat: Bleiben Sie auf den Wegen, bleiben Sie ganz ruhig, genießen Sie die Luft, die Geräusche und die Atmosphäre dieses wunderbaren Ortes. Sie werden das Moor viel gelassener und entspannter verlassen als sie es betreten haben. Hand darauf !

dieser Beitrag erschien zuerst im Frühjahr 2020

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10 Gedanken zu „Tief im Moor“

  1. Ein eventuell wichtiger Hinweis: in sämtlichen Karlsruher Baggersseen und öffentlichen Gewässern ist Baden verboten.

  2. Vielen Dank für den tollen Artikel und die wunderschönen Bilder dazu. Ein echtes Kleinod fast direkt vor unserer Haustüre.

    • Versuchen Sie mal irgendein Fleckchen Land im Kraichgau zu finden, wo sie keinen Verkehrslärm von nah oder fern hören müssen…

      • Genau das ist das Problem.
        Und es wird immer schlimmer.
        Und vom so tun, als täte man was, wird’s nicht besser.

      • Wir empfanden die Lautstärke des Verkehrs jetzt nicht wirklich als Problem. Im Gebiet konnte man problemlos die Vögel und das Rascheln der Blätter im Wind hören. Die Autos waren selten bis gar nicht hörbar, außer natürlich nah an der Straße. Mag aber vielleicht auch von der Windrichtung abhängen.

  3. Waren vor ein paar Tagen im Weingartener Moor. Können bestätigen, wie schön es dort ist. Einziger Nachteil war, dass der Steg für gegenläufige Personen etwas sehr schmal ist. Eine vorgegebene Laufrichtung wäre hilfreich.

  4. Also es gibt Moore mit sprichwörtlicher Totenstille.
    In den frühen Morgenstunden und in der Abenddämmerung richtig unheimlich!
    Aber leider nicht hier bei uns…

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