Rot-Weiß 24-7

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Im Kraichtaler Stadtteil Neuenbürg lässt sich künftig Wein rund um die Uhr aus dem Automaten ziehen. Die passenden Wanderrouten gibt’s gleich gratis dazu…

Wie haben die Jungs von Fettes Brot doch so schön sinniert? “Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?”. Genau die gleiche Frage hat sich Dominik Zorn vom Neuenbürger Weingut niwenburg auch jahrelang gestellt. In seinem Fall lautete die Frage: “Soll ich mir einen Automaten für den Weinverkauf vors Haus stellen, oder lieber doch nicht?” Knackpunkt, wieso bisher immer mit knappem Vorsprung das “Nein” über das “Ja” siegte, waren die immensen Kosten. Bis zu 20.000 Euro kosten die vollautomatisierten Verkaufsstationen, zumindest dann, wenn die Ausstattung auf aktuellem Niveau sein soll.

In diesem Fall wäre diese unabdingbar, schließlich sollen die Weine gekühlt und schonend aus der Maschine entnommen werden, zudem geht ohne vorherige Altersverifikation mit dem Personalausweis und idealerweise auch gleich drahtloser Kartenzahlung gar nichts. Der Automat, der seit einigen Tagen nun direkt vor dem Efeu umrankten Weingut der Zorns steht, hat all diese Schikanen an Bord. Wein gibt es nur nur mit dem Personalausweis – anders als in Gaststätten und Supermärkten, sogar erst mit Erreichen der Volljährigkeit. Dass sich Nadine und Dominik Zorn nun letztlich doch für die Anschaffung entschieden haben, hängt mit einer großzügigen Förderung durch das LEADER-Programm der europäischen Union zusammen. Mehrfach hatte sich Dominik Zorn für eine Förderung seines Automaten beworben, am Ende hat es dann geklappt. Rund 50 Prozent der Kosten werden dadurch abgedeckt, ein echter Gamechanger für das junge Weingut.

Möglich wurde besagte Förderungen nur, weil die Zorns sich nicht nur Gedanken über die Aufstellung eines Automaten, sondern auch gleich über das passende touristische Konzept als Mehrwert dazu gemacht haben. So können die Kunden beim Weinkauf gleich noch aus zwei auf die Zornschen Weine zugeschnittenen Wanderrouten rund um Neuenbürg wählen. Da gäbe es zum einen die barrierefreie Tour „Bucklig-Amtmann“ über fünf Kilometer, oder die Tour „6-Kreuze“ über sieben Kilometer. In der kleinen Holzhütte, die den neuen Automarkt beherbergt, können für die Routen entsprechende Flyer mitgenommen oder mittels QR-Code alle Infos per PDF papierlos auf das Smartphone geholt werden. Selbstredend können die Wanderungen auch ohne Wein in Angriff genommen werden, wer lieber alkoholfrei unterwegs sein möchte, findet im automatisierten Angebot auch entsprechende Alternativen. Übrigens: Auch Kinder kommen auf den Touren auf ihre Kosten, können entlang des Weges Rätsel lösen und kleine Schätze suchen und finden.

Kraichtals Bürgermeister Tobias Borho, der sich zur offiziellen Einweihung des Automaten am Mittwoch selbst einen Eindruck vom neuen Angebot verschaffen konnte, findet für die Initiative der Zorns nur warme Worte: “Das kann man nur ausgesprochen positiv bewerten, der Automat ist nicht nur eine tolle Ergänzung der Nahversorgung auf dem Dorf, sondern zeigt auch was mit Hilfe der Automatisierung in kleinen Ortschaften möglich ist. Zudem bin ich äußerst dankbar für die Förderung dieses Projektes durch das LEADER-Programm” , sagt er und zieht sich eine Flasche Rotwein aus dem Ausgabefach.

Innovativ ist der Ansatz allemal, handelt es sich hierbei doch um den mutmaßlich ersten Weinautomat im Kraichgau. Bleibt zu hoffen, dass das Weingut niwenburg für seinen Mut und seinen Pioniergeist belohnt wird, schließlich schlagen alleine die Stromkosten mit einem vierstelligen Betrag jährlich zu Buche.

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