PV statt FC – Energiewende auf dem Fußballplatz

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Auf dem aufgegebenen Fußballplatz in Unteröwisheim entsteht auf knapp drei Hektar Fläche eine große Fotovoltaikanlage

“Das schmerzt mich als alten Kicker“, sagt Kollege Hans-Joachim Of, als er über den brach liegenden Fußballplatz am Ortsrand von Unteröwisheim blickt. Eigentlich hätte der Verein in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen gefeiert, doch – hätte-hätte-Fahrradkette – soweit kam es nicht mehr. Vor zwei Jahren löste sich der FC Unteröwisheim auf, wegen fehlender Nachfolge in der Vereinsführung, so heißt es. Dementsprechend lang liegt der obere Sportplatz in Unteröwisheim daher bereits brach, Unkraut hat sich längst auf dem früher gepflegten Grün breitgemacht. Für den heutigen Termin wurde er gemäht, doch das Rechteck ist augenfällig in keinem guten Zustand.

Das Grün wird bleiben, doch statt Freizeit-Kickern werden sich hier bald Solarmodule tummeln und das nicht zu knapp. Auf mindestens 2,5 ha Gesamtfläche entsteht am Rande Unteröwisheims ein großer Solarpark, der in der Lage ist Strom für mehr als 1.500 Haushalte zu liefern. Natürlich immer vorausgesetzt die Sonne scheint, doch ein Kohlekraftwerk braucht dagegen Kohle, ein Öl Kraftwerk Öl, ein Atomkraftwerk Uran und ein Solarkraftwerk -man ahnt es – Sonne. Der Vorteil von Letzterem: Die Sonne gibt’s gratis und ohne jeglichen Stress für die Umwelt. Betrieben wird der Bürger-Solarpark Kraichtal von der BürgerEnergieGenossenschaft Kraichgau eG (BEG). Die Stadt verpachtet der Genossenschaft die entsprechenden Flächen langfristig.

Die Genossenschaft aus Sinsheim hat auch bereits reichlich Erfahrungen mit Projekten dieser Art gesammelt. Die BEG hat sich einer zu 100 Prozent regenerativen Energieerzeugung und deren Verbreitung in der Region verschrieben. Sie will damit ihren Teil zur Energiewende beitragen, ausschließlich auf Nachhaltigkeit setzen und die Bürgerinnen und Bürger bei diesem Unterfangen aktiv mit ins Boot holen. Das geht zum Beispiel, indem man Mitglied bei der Genossenschaft wird, damit an allen Projekten der BEG beteiligt ist und so auch entsprechende Gewinne erzielen kann. Es ist auch möglich über ein Nachrangdarlehen konkret ein einzelnes Projekt zu unterstützen, beispielsweise den neuen Bürger-Solarpark Kraichtal.

Natürlich muss man erst einmal hart schlucken, wenn man liest dass eine ehemals sportlich genutzte Vereinsfläche künftig für derlei Zwecke nicht mehr zur Verfügung steht, doch in diesem Fall ist die neue Nutzung eine tragbare Alternative. Durch die Auflösung des Vereins liegt der Sportplatz seit Jahren ohnehin ungenutzt da, erfüllt auch in ökologischer Hinsicht keinerlei Sinn und Zweck, oder wie Bürgermeister Tobias Borho es ausdrückt: Eine ökologisch tote Fläche. Die Errichtung von Solaranlagen geht mit der Ausbringung speziell dafür zusammengestellter Blühmischungen einher, die von Insekten und Bienen äußerst gut angenommen werden. Zudem ist auch eine Beweidung durch Schafe möglich, da die Module nicht ganz bodennah, sondern in einer gewissen Höhe angebracht werden. Die für den Park vorgesehene Fläche geht über die Dimensionen des Platzes auch ein gutes Stück hinaus, auch angrenzende Ackergrundstücke werden Teil der Anlage. Der unterhalb davon liegende Sportplatz bleibt für Eisenhutschule und durch die Vereine im Ort erhalten, das ehemalige Vereinsgebäude des FC Unteröwisheim wartet derzeit noch auf eine neue Nutzung. Auch hier ist die Eisenhutschule im Gespräch um die Räumlichkeiten für schulische Zwecke umzugestalten.

Wer sich die Frage stellt, wieso nicht zuerst entsprechende PV Anlagen beispielsweise auf dem Dach der direkt nebenan liegenden Sporthalle errichtet werden, dem kann der stellvertretende Vorsitzende der Bürgergenossenschaft, Florian Oeß darauf Antwort geben. Zusammen mit Kraichtals Bürgermeister Tobias Borho hat er am Montagmorgen den Pachtvertrag direkt vor Ort in Unteröwisheim unterzeichnet. So nimmt sich die potentiell verfügbare Fläche auf dem Dach vergleichsweise klein aus gegen die Möglichkeiten auf dem Sportplatz, zudem kann angesichts des gebotenen Zeitdrucks der Energiewende hier schnell und vergleichsweise unbürokratisch gebaut und ebenso schnell erste Sonnenenergie geerntet werden. Unabhängig davon treibt die BEG auch die Bebauung von Dachflächen weiter voran, wie bereits in Ubstadt-Weiher, Forst oder beispielsweise Kronau schon geschehen.

Tatsächlich werden die Module nur auf leichten Metallkonstruktionen errichtet, die mit dünnen Stäben direkt im Boden verankert werden, ein späterer Rückbau einer solchen Anlage ist daher sehr schnell und weitgehend folgenlos möglich. Die Begebenheiten vor Ort sind sehr gut, erzählt auch Daniel Knoll, Entwickler beim Unternehmen “Sonnige Projekte” aus Heilbronn. Die Prüfung des Netzbetreibers hatte grünes Licht ergeben, eine Einspeisung der erzeugten Energie ist direkt vor Ort ohne Probleme möglich. Später plane man auch, Energiespeicher nachzurüsten, in der Größenordnung von einem KW pro Kilowatt Peak.

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