Philippsburg vermisst seine Kühltürme

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„Es fehlt etwas“ – Melancholie in der Stadt nach der spektakulären Sprengung

Emsiges Treiben am vergangenen Wochenende auf der Rheinschanzinsel bei Philippsburg. Obwohl die zwei mächtigen Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerkes schon vor Tagen gefallen sind, zieht es viele Menschen dennoch an den Schauplatz der Sprengung um einen letzten Blick auf die Trümmer der zwei Riesen zu ergattern.

Für Außenstehende kaum nachvollziehbar, vermissen doch viele Philippsburger die Giganten aus Beton sichtlich. Seit Tagen gibt es in den Philippsburger Gruppen in den sozialen Netzwerken kaum ein anderes Thema. Jeder will etwas beisteuern und postet Aufnahmen der Türme aus den eigenen Beständen. Die rauchenden Schlote aus der Ferne, vor brennenden Sonnenuntergängen, in künstlerischer Unschärfe vor blühendem Klatschmohn und in von Blitzen durchzuckter Nacht… Die Kreativität der trauernden Philippsburger kennt dabei kaum Grenzen. Einer baut ein Diorama der rauchenden Türme aus Klopapierrollen nach, ein anderer komponiert in Mundart sogar ein Lied für die beiden… In einem vielbeachteten Post bringt es ein Forist auf den Punkt: “Man fühlt sich wie in der falschen Gegend. Die Türme haben einem sonst immer begleitet, gehörten einfach in die Landschaft. Echt traurig” schreibt er und erntet dafür viel Zuspruch.

Es war einmal…

Während manch einer ob der Trauer über den Verlust zweier, trister Betonkonstruktionen verwundert den Kopf schüttelt, können andere die Niedergeschlagenheit der Philippsburger gut nachvollziehen. Schließlich sind alle Menschen in der Stadt, die jünger als 50 Jahre sind, mit dem Bild der stets friedlich rauchenden Kühltürme aufgewachsen. Es gibt kaum einen Ort in Philippsburg von dem aus man die vertraute Szenerie nicht sehen konnte – sogar vom Marktplatz aus fiel der Blick durch die Querstraßen direkt auf die weiß dampfenden Schlote.

Natürlich gab es auch Momente in denen manche mit Sorge Richtung Kernkraftwerk blickten, insbesondere jene Tage nach dem Super GAU in Tschernobyl 1986 oder nach den Explosionen in Fukushima vor wenigen Jahren, dennoch war das Kraftwerk immer ein Teil von Philippsburg. In einigen Jahren, wenn schließlich die Brennstäbe aus den Kühlbecken abtransportiert werden können, wird auch der Rest des Philippsburger Meilers fallen. Dann erinnert nichts mehr an jenes Gebäude, das so mancher Philippsburger als Wahrzeichen seiner Stadt bezeichnet. In den Erinnerungen der Menschen werden sie aber auf ewig weiter vor sich hin dampfen – die beiden grauen Riesen auf der Philippsburger Rheinschanzinsel.

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