…Ohne Türme steht es dort, die sind alle beide fort

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Sprengung geglückt – Die Kühltürme des Atomkraftwerkes Philippsburg existieren nicht mehr

Begonnen hat die Geschichte des Kernkraftwerkes Philippsburg vor 51 Jahren, anno 1969. Damals plante das Land Baden-Württemberg die Errichtung von insgesamt vier Reaktorblöcken in Oberhausen-Rheinhausen. Weil die Pläne bei den O-Rlern aber auf Ablehnung stießen, verlegte man den geplanten Standort auf die Rheinschanzinsel bei Philippsburg und reduzierte die Zahl der geplanten Reaktoren von vier auf zwei. Anfang Oktober 1970 wurden die Bauarbeiten aufgenommen, abgeschlossen hingegen erst neun Jahre später anno 1979. Vor fast genau 40 Jahren gingen die beiden Reaktoren dann ans Netz und konnten erstmals im Februar 1980 auf 100% Leistung herauf gefahren werden.

570.000 Gigawattstunden Energie produzierten die beiden Reaktoren bis zu ihrer Stilllegung. Block Eins ging bereits im Jahr 2011 vom Netz, sein Bruder folgte dann vor einem Jahr nach. Grund für die Abschaltung der beiden Reaktoren, war mitunter die gekippte Stimmung nach dem Reaktorunglück in Fukushima und dem daraufhin beschlossenen Atomausstieg der deutschen Bundesregierung.

Die letzten Sekunden der Türme am frühen Donnerstag-Morgen

Das optisch opulente Ende des Kernkraftwerkes Philippsburg, wurde nun heute in den frühen Morgenstunden endgültig und für jedermann deutlich besiegelt. Mit einer gezielten Sprengung hörten Schlag 06:05 Uhr die beiden gigantischen Kühltürme der abgeschalteten Anlage auf zu existieren. Die gesamte Rheinschanzinsel wurde für diesen, nur Sekunden dauernden Vorgang für die Öffentlichkeit weiträumig gesperrt. Um die Infektionsgefahr im Zuge der Corona-Pandemie minimieren zu können, hatte sich die EnBW im Vorfeld darauf festgelegt, den genauen Termin für den Abbruch nicht zu kommunizieren um Menschenansammlungen bestmöglichst zu vermeiden. Viele Philippsburger hatten dieses Vorgehen im Vorfeld scharf kritisiert, wollten sie doch persönlich Zeuge des Endes ihrer vertrauten Kühltürme werden. Seit Jahren prägten die beiden Riesen das Landschaftsbild der nordbadischen Stadt, sogar vom Pfälzerwald oder von den Höhenzügen rund um Bruchsal aus, waren die Türme immer gut zu sehen.

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Videomaterial: EnBW

Sprengung am frühen Donnerstagmorgen

Um 5:30 Uhr am frühen Donnerstag-Morgen ertönten die ersten Warnhörner der Sprengmeister, kurze Zeit später um 06:05 Uhr fielen die beiden Riesen unter dezent-sonorem Donnergrollen in sich zusammen. Laut EnBW verlief die Sprengung ohne Probleme oder besondere Vorfälle, das offizielle Statement: „Der Abbruch wurde durch mehrere gezielte Sprengungen im unteren Bereich der Türme eingeleitet. Dadurch fiel gegen 6.05 Uhr zunächst der Kühlturm des ersten Kraftwerksblocks wie geplant in sich zusammen und nur wenige Sekunden später der Kühlturm des zweiten Blocks. Beide Türme kamen – wie vorgesehen – an Ort und Stelle auf dem Boden auf. Der Abbruch verlief jederzeit sicher.“

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Videomaterial: EnBW

„Wir sind mit dem gesamten technischen Ablauf sehr zufrieden. Durch unsere aufwändigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten konnten wir gewährleisten, dass der Sprengabbruch sicher und verantwortungsvoll verläuft“, Für die erfolgreiche und reibungslose Umsetzung des Projekts möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlichen bedanken. Bedanken möchte ich mich darüber hinaus auch bei der Polizei, den umliegenden Gemeinden und Landkreisen sowie den zahlreichen involvierten Behörden für die konstruktive Zusammenarbeit.

Jörg Michels, Chef der EnBW-Kernkraftsparte

Durch die gezielte Anbringung der über 1000 Sprengladungen pro Turm und die exakt getaktete Zündung, sanken die beiden gigantischen Türme kontrolliert ein und zerlegten sich in unzählige Tonnen Staub und Trümmer. Die Wolke wurde sofort durch dichten Wassernebel neutralisiert – Staub und Lärmbelastungen fielen insgesamt nur minimal an.

Insgesamt umfasst der Abriss des gesamten Kraftwerkes eine Masse von knapp 400.000 Tonnen. Auch wenn die Kühltürme nun nicht mehr existieren, wird die Anlage den Menschen in Philippsburg noch auf lange Zeit erhalten bleiben. Die Brennelemente des Kraftwerkes schlummern noch eine ganze Weile im Lagerbecken in ihrem Dornröschenschlaf und werden danach ins benachbarte Zwischenlager transportiert. Was schlussendlich mit den Abfällen aus Philippsburg geschehen wird, lässt sich derzeit noch nicht beantworten. Die Kommission zur Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe will die Suche nach einem möglichen Endlager erst in rund 10 Jahren abschließen, die Einlagerung erfolgt dann voraussichtlich ab 2050.

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