Dort wo die Bruchsaler früher Videos und DVDs entliehen haben, gibt es heute Backwaren aus der Türkei und dazu eines der größten Frühstücksbuffets der Stadt
von Philipp Martin
Ich gebe zu, was die türkische Küche angeht, bin ich im Grunde ein blutiger Anfänger. Klar, Döner, Yufka und Co, das kennt man, aber darüber hinaus klafft hier bei mir eine große Kulturlücke. Dementsprechend unentschlossen stand ich zwischen den Jahren vor den etwa 40 Platten, Schüsseln und Töpfen mit Spezialitäten, die ich bisher noch nie ausprobiert habe, geschweige denn zum Frühstück. Aufgebaut war dieses ellenlange Buffet dort, wo ich früher meine VHS-Kassetten ausgeliehen und (oft verspätet) zurückgegeben habe. Na ja, zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, als die modernen Streamingdienste auch die letzte Videothek in Deutschland zu Grabe getragen haben. Nach der Videothek zog noch ein Supermarkt in die Styrumstraße Nummer 10, danach war erstmal Schicht im Schacht.
Mittlerweile, ganz heimlich still und leise, ist hier wieder Leben eingezogen. Ibrahim Yildirim hat sich hier mit einer eigenen Bäckerei einen Traum erfüllt. In seiner Backstube stellt er türkisches Gebäck her, wie er es in seiner Heimat in der östlichen Türke, etwa 200 km von der syrischen Grenze entfernt, von Kindesbeinen an kennengelernt hat. So reihen sich in der Vitrine süße Köstlichkeiten in allen Formen und Farben aneinander: Baklava, Tulumba oder Lokum… manches davon ist so süß, dass meine Geschmacksnerven im ersten Moment überfordert sind aber ein paar Sekunden später mehr davon wollen. Daneben gibt es auch reichlich Herzhaftes, wie beispielsweise Pide, Lahmacun oder Simit – gefüllt mit Käse, Spinat, Feta oder auch Sucuk.
Doch das Angebot im Antepzade endet nicht an der Vitrine. Im rückwärtigen Bereich des angeschlossenen Cafés, das durch seine räumliche Größe etwas Kantinen-Flair versprüht, stehen jeden Vormittag besagte Platten, Schüsseln und Töpfen für ein üppiges Frühstücksbuffet bereit. Auch hier finden sich zahlreiche Spezialitäten aus der Türkei, darunter scharfe Suppen, Kichererbsen, Aufstriche & Cremes in allen Schärfegraden. Dazu natürlich auch Klassiker wie Käse, Wurst, Eier, Gemüse und Obst. Von 8:30 Uhr bis 14 Uhr können die Bruchsaler hier ein orientalisches Frühstück ausprobieren, dass es dann kaum etwas mangeln lässt. Sogar der typische schwarze Tee ist enthalten – da kann man nicht meckern.
Ibrahim ist stolz auf die große Auswahl, ständig ist er auf Patrouille, um nachzusehen, ob irgendwo etwas fehlt. Erfahrungen hat er mittlerweile reichlich, schließlich ist das Antepzade bereits das zweite Café unter seiner Regie. Zuvor hatte er bereits zusammen mit einem Kollegen in Waiblingen eine Lokalität eröffnet, pendelt seither beständig zwischen seiner Wohnung in Karlsruhe, wo er mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, Waiblingen und Bruchsal hin und her. Zeit für ihn selbst bleibt dabei kaum. Dabei würde er gerne wieder häufiger Fußball spielen, das ist seine große Leidenschaft abseits von Süßem und Deftigem aus dem Backofen.
Wer ihn und seine Backkünste kennenlernen möchte, der hat dazu jederzeit die Gelegenheit. Das Antepzade ist jeden Tag geöffnet und bietet meiner Meinung nach eine gute Ergänzung für die ansonsten vielfältigen Möglichkeiten, in Bruchsal frühstücken zu gehen. Einzig mit der türkischen Popmusik aus den Deckenlautsprechern kann ich mich nur schwer arrangieren, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und das ist auch gut so.
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