Die Verringerung des Bahnlärms in Gondelsheim nimmt konkrete Züge an
Geplante Maßnahmen sollen Schallbelastung um rund die Hälfte reduzieren
150 Züge rattern täglich durch Gondelsheim. Entsprechend groß ist die Lärmbelastung an der Bahnstrecke, vor allem durch die nächtlichen Güterzüge. Aber Abhilfe ist in Sicht. Das ist das Ergebnis der von der Deutschen Bahn in der Saalbachhalle am 24. Juli vorgestellten schalltechnischen Untersuchung.
Diese empfiehlt den Bau zweier Lärmschutzwände sowie passive Schutzmaßnahmen wie Lärmschutzfenster oder die Dämmung von Dächern. Kommt es dazu, prognostiziert das Gutachten ein Rückgang des Lärms um mehr als die Hälfte. Ob es dazu kommt, liegt nun in der Hand des Gemeinderats. Spricht sich dieser dafür aus, startet die DB Netz AG mit den konkreten Planungen.
„Lärmschutz ist in erster Linie Menschenschutz. Wie an der B35 kämpfen wir auch an der Bahnstrecke für einen besseren Schutz der Bürgerinnen und Bürger“, betonte Bürgermeister Markus Rupp und ließ an der Entschlossenheit der Verwaltung zur Umsetzung der Maßnahmen keinen Zweifel.
Mehr Ruhe in Gondelsheim kehrt jedoch frühestens 2023 ein. Schneller geht es nicht, sagte die Bahn-Vertreterin Sabine Weiler. Ein Jahr Planungszeit, zwei Jahre für das Planfeststellungsverfahren sowie rund eineinhalb Jahre für den Bau – die gesetzlichen Vorschriften ließen keine zügigere Umsetzung zu.
Sie wies auch auf die Besonderheiten dieses Lärmschutzprogramms hin. Demnach kommen nur Wohngebäude in den Genuss des staatlichen Fördergeldes, die vor dem 1. April 1974 errichtet wurden, beziehungsweise deren Bebauungsplan vor diesem Stichtag rechtsverbindlich war. Danach gehörte die Berücksichtigung des Lärmschutzes zum festen Bestandteil eines jeden Bauvorhabens. „Die bestehenden Lärmschutzwände an den Neubaugebieten Metzgerteich und Schlossbuckel haben die dortigen Eigentümer bezahlt und nicht die Gemeinde“, machte Rupp deutlich. So wie auch die geplanten Lärmschutzwände komplett vom Bund bezahlt werden.
Für Gondelsheim bedeutet die Stichtagsregelung eine Zweispaltung. Das nördlich des Bahnübergangs gelegene Gebiet erfüllt nicht die Förderkriterien und geht daher leer aus. Im Süden in Richtung Bretten sieht die schalltechnische Untersuchung jeweils eine drei Meter hohe Lärmschutzwand auf beiden Seiten der Schienen vor.
Die auf der östlichen Seite soll 548 Meter, die im Westen 652 Meter lang werden und sich bis auf die Höhe des Gewerbegebiets Gölswiesen erstrecken. Laut Martin Reichert vom zuständigen Ingenieurbüro Modus Consult vermindern die Lärmschutzwände die Schallbelastung um bis zu 14 Dezibel. Das ist mehr als eine Halbierung der aktuellen Belastung. Auf beiden Seiten profitieren knapp 300 Wohneinheiten von dieser Maßnahme.
Bei der Untersuchung wurde für jedes einzelne Haus, ja sogar für jedes einzelne Stockwerk die Lärmbelastung berechnet. Ein Ergebnis dabei war, dass die Wände entlang der Bahnstrecke nicht ausreichen für einen umfassenden Schutz – vor allem bei höheren Gebäuden. Deshalb sind neben den aktiven auch passive Maßnahmen vorgesehen wie Schallschutzfenster, gedämmte Rollladenkästen und Dächer sowie der Einbau von Schalldämmlüftern. Die passiven Maßnahmen sind jedoch freiwillig und Sache der jeweiligen Hausbesitzer, die auch 25 Prozent der Kosten tragen müssen. Jeder der betroffenen Eigentümer erhält entsprechend Post von der Deutschen Bahn, in dem diese detailliert über die Möglichkeiten des Schallschutzes informiert und den weiteren Ablauf beschreibt.
Für den vermeintlich leer ausgehenden Norden wie auch für ganz Gondelsheim gab es dann doch noch zwei gute Nachrichten. Die Lärmbelastung wird unabhängig von den vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen sinken. Grund dafür ist die derzeit laufende Umrüstung der Güterwagen auf die sogenannten „Flüsterbremsen“. Diese verringern den Lärm um rund die Hälfte. Bis Ende 2020 will die Deutsche Bahn alle ihre Güterwagen mit dieser technischen Neuerung ausgestattet haben. Und der Lärmpegel sinkt selbst dann, wenn durch Gondelsheim die prognostizierten 200 statt der aktuellen 150 Züge am Tag brausen. Auch das brachte die Untersuchung zutage.
Zum Abschluss wies Bürgermeister Rupp noch einmal darauf hin, dass die seit langem von der Gemeinde und der Bürgerschaft geforderte Neuregelung des Bahnübergangs und die nun vorgestellten Lärmschutzmaßnahmen zwei völlig getrennte Vorhaben und Verfahren sind. „Wenn der neue unbeschrankte Bahnübergang gebaut wird, sind die dazu gehörenden Lärmschutzmaßnahmen ein fester Bestandteil davon“, betonte er. (Mitteilung: Gemeinde Gondelsheim)