Auch im Kraichgau gehen die Tage der alten Ferraris-Zähler zu Ende
Das Ende der alten, schwarzen Kästen mit ihren geduldig rotierenden Scheiben hinter den Glasfenstern, beginnt alles andere als glamourös. Zuerst flattert ein Schreiben des Netzversorgers ins Haus, das den Zähleraustausch ankündigt. Ein Widerspruch gegenüber dieser Prozedur ist allerdings nicht möglich, das Messstellenbetriebsgesetz sieht den Einbau einer modernen Messeinrichtung bei allen Verbrauchern bis spätestens 2032 vor. Verwechselt werden darf eine solche “moderne Messeinrichtung” nicht mit einem Smart Meter, im Volksmund auch “intelligenter Stromzähler” genannt. Diese mit einem Kommunikationsmodul mit der Außenwelt vernetzten Anlagen, sollen nur bei Kunden mit einem erhöhten Stromverbrauch ab 6000 Kilowattstunden pro Jahr eingebaut werden. Alle anderen erhalten zwar einen neuen Stromzähler, der sich aber im Endeffekt nicht großartig von den alten Ferraris-Zählern (deren Wirkprinzip sich seit weit über 100 Jahren nicht verändert hat) unterscheidet. Statt auf analogem Wege, zeigen die neuen Anlagen die Verbrauchswerte nun auf einem digitalen Display an, speichern überdies auch die Verbrauchswerte an der entsprechenden Messstelle.
Die Bedienung der neuen Zähler macht sprachlos
Wer auf diese Daten – aus denen tatsächlich interessante Rückschlüsse auf den eigenen Verbrauch gezogen werden könnten – zugreifen möchte, wird vermutlich aber bald frustriert das Handtuch werfen. Die Bedienung des neuen, weiß-grauen Kastens ist in Sachen Usability ein echter Alptraum. So findet sich am Gerät kein einziger Knopf, stattdessen werden alle Eingaben – das ist kein Witz – mit dem Lichtstrahl einer Taschenlampe vorgenommen.
Um überhaupt auf das Gerät zugreifen zu können, musst zuerst eine persönliche PIN Nummer angefordert werden. Dies geschieht über eine Telefonhotline und den anschließenden Versand der Nummer via Briefpost. Hat man die PIN dann endlich zur Verfügung, muss diese zunächst umständlich mit Lichtimpulsen der Taschenlampe eingegeben werden. Möchte man beispielsweise die Ziffer “8” eingeben, muss man den Sensor mit acht aufeinanderfolgenden Licht-Impulsen anleuchten, warten bis die Eingabe zur nächsten Ziffer gesprungen ist und dann wiederum mit den entsprechenden Lichtimpulsen die nächste Ziffer eingeben. Wieso der Endverbraucher gezwungen ist mit dem Stromzähler der Zukunft nur mittels Morsecodes zu kommunizieren, erschließt sich in jedem Fall auf den ersten Blick nicht.
Der Wechsel des Zählers ist für den Stromkunden übrigens komplett kostenfrei, nicht aber die Miete für das Gerät. Für eine moderne Messeinrichtung werden maximal 20 € pro Jahr fällig, für einen intelligentes System mit Kommunikationsmodul zwischen 100 und maximal 200 € pro Jahr, je nach Verbrauchswert. Die Umrüstung auf die modernen Zähler läuft seit einigen Monaten, ob ihr Haushalt aktuell oder in den kommenden Wochen bereits betroffen ist, lässt sich pauschal nicht sagen – den Zeitplan hierfür liegt der Netzbetreiber fest.
Weitere Informationen finden Sie auf test.de oder auf der Webseite der Netze BW