Der FabLab Bruchsal e. V. produziert ab sofort im HubWerk01 Visiere zum Infektionsschutz.
- Die Schilde werden kostenfrei an Kliniken, Ärzte und Rettungsdienste der Region verteilt.
- Die Idee entstand letztes Wochenende, seither gingen Bestellungen für rund 500 Schilde ein.
- Die ersten 225 Schilde wurden bereits an regionale Hilfsorganisationen ausgeliefert.
Der Laserstrahl brennt sich in die Plexiglasplatte und schneidet pfeilschnell und präzise eine Scheibe heraus. Daneben steht ein 3D-Drucker, der wie ein Brutkasten aussieht. In ihm entsteht gerade das Gestell, in das die Plastikscheibe später eingespannt wird. Dann muss am Gestell nur noch ein Lochband aus Gummi befestigt werden, dessen Länge sich je nach Kopfumfang verstellen lässt. Kurz darauf setzt sich Lukas Wingerberg das fertige Visier auf den Kopf.
„Behelfsgesichtsschild“ heißt das Produkt offiziell. Sein Verein FabLab Bruchsal stellt es seit heute im HubWerk01 für den Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus‘ her. Der Begriff „FabLab“ kommt von Fabrikationslabor: Die Mitglieder des Vereins treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Tüfteln und Entwickeln in der offenen Werkstatt im HubWerk01.
Das FabLab verteilt die fertigen Schilde kostenfrei an Kliniken, Ärzte und Rettungsdienste der Region. Dort dienen sie als Ergänzung der persönlichen Corona-Schutzausrüstung. Das Visier wird zusätzlich zu Atemschutzmasken getragen. Es trägt dazu bei, medizinisches Personal und Helfer mit direktem Kontakt zu Corona-Patienten noch besser vor einer Tröpfcheninfektion im Gesichtsbereich zu schützen.
Die Idee, Schutzschilde für den Kampf gegen Corona herzustellen, entstand erst letztes Wochenende. Wingerberg erfuhr vom bundesweiten Aufruf „Maker vs. Virus“ (sinngemäß: Tüftler gegen das Virus) eines hessischen FabLabs. „Die Sache ließ mir keine Ruhe, ich rief ein paar meiner Vereinskollegen an, und schon ging es los“, berichtet Wingerberg. Heute, keine hundert Stunden später, sind die ersten 225 Schilde bereits ausgeliefert, Bestellungen für 500 weitere liegen vor, und permanent gehen neue Aufträge ein.
Die Aktion läuft auf ehrenamtlicher Basis. Das FabLab wirbt lediglich um Spenden für die Beschaffung der benötigten Verbrauchsmaterialien. Die Produktion wird von 50 freiwilligen Helfern unterstützt. „Das sind Leute, von Pforzheim bis Biblis, die daheim auf ihrem privaten 3D-Drucker Komponenten fertigen“, erklärt Wingerberg. Im HubWerk01 werden die Teile dann montiert.
Zu den ersten Abnehmern zählte heute Cornelius Philipp. Der Zahnarzt aus Rettigheim nahm fünf Schilde mit, die er und sein Praxispersonal ab sofort tragen werden. Außerdem beliefert das FabLab bereits Kliniken in Karlsruhe und Heidelberg sowie im Raum zwischen Bretten und Philippsburg Ortsverbände der Malteser und des Deutschen Roten Kreuzes, Hausärzte, Zahnärzte, die Caritas und Sozialstationen. Das FabLab liefert ausschließlich an Einrichtungen der medizinischen bzw. kritischen Infrastruktur – und setzt dabei auf Direktvertrieb. „Wir wollen genau wissen, wo die Masken zum Einsatz kommen“, erklärt Wingerberg. Nachfragen von Internethändlern werden nicht bedient, um Missbrauch und Preistreiberei zu vermeiden.
„Das HubWerk01 ist für uns die perfekte Operationsbasis“, so Wingerberg. „Hier haben wir alles, was es für die Produktion und Montage braucht: leistungsfähige Maschinen, Garagen als Lager und Unterstützung durch das Hub-Management“. Das Digitalisierungszentrum im TRIWO Technopark Bruchsal beteiligt sich an der Aktion, indem es Räume und Maschinen sowie organisatorische Hilfe kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Auch die weiteren Partner sind ehrenamtlich an Bord: Der ebenfalls im HubWerk01 ansässige Innovationsdienstleister Tech-Solute betreut unentgeltlich die Nutzung des Laserschneiders. Die Firma Gameforge, einer der größten Hersteller von Computerspielen mit Sitz in Karlsruhe und 300 Mitarbeitern, stellt zwei 3D-Drucker zur Verfügung. Und auch der benachbarte Tüftlerclub, das FabLab im Karlsruher Schlachthof, druckt Komponenten für die Endmontage im HubWerk01.
Warum sich Wingerberg und seine Kollegen in ihrer Freizeit derart ins Zeug legen? „Wir wollen zeigen, dass die FabLab-Szene einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten kann, dass man Geräte wie 3D-Drucker zum Nutzen aller einsetzen kann“, so Wingerberg. „Ich finde es einfach mega, dass sich so schnell so viel Leute bereit erklärt haben mitzumachen. Das spornt uns an. Wenn es sein muss, können wir bis zu 230 Schilde am Tag produzieren!“
Pressemitteilung HubWerk01 – Digital Hub Region Bruchsal e.V.