Gemeinsam gegen die Flut?

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Gondelsheim startet neuen Vorstoß für grenzübergreifenden Hochwasserschutz in der Region

Bürgermeister Rupp erneuert Vorschlag zur Gründung eines gemeinsamen Zweckverbandes mit Bretten und Bruchsal

Angesichts der jüngsten Überschwemmungen plädiert Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp erneut für eine verstärkte Zusammenarbeit der umliegenden Gemeinden in Sachen Hochwasserschutz. Rupp appelliert in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung insbesondere an die Gemeinden entlang des Saalbachs, ihre Anstrengungen zu bündeln und gemeinsam an einer effektiven Lösung zu arbeiten. „Wann, wenn nicht jetzt nach diesen verheerenden Überschwemmungen, sollten wir gemeinsam den Hochwasserschutz verbessern?“, fragt Rupp und verweist auf die 100 Millionen Euro Schaden, die allein in drei Orten entstanden sind.

Bereits vor über zehn Jahren hatte Rupp nach eigener Aussage eine ähnliche Initiative ergriffen, jedoch ohne großen Erfolg. Nach dem Hochwasser 2013, das deutlich weniger Schäden verursachte als die jüngsten Ereignisse, blieb die Resonanz auf seine Vorschläge gering. Ein weiterer Versuch einige Jahre später verlief ähnlich enttäuschend.

In der Folge beschloss Gondelsheim, eigenständig Maßnahmen zum Hochwasserschutz umzusetzen und investierte insbesondere für eine Gemeinde dieser Größenordnung erhebliche Summen. Doch Rupp ist überzeugt, dass individuelle Maßnahmen nicht ausreichen: „Es ist nur bedingt zielführend, wenn jede Gemeinde allein handelt. Maßnahmen müssen abgestimmt sein, um Synergien zu schaffen und den Schutz für alle zu verbessern.“ Er schlägt daher die Gründung eines Zweckverbandes „Hochwasserschutz Saalbachtal“ vor, um die Koordination, den Austausch und die Umsetzung von Maßnahmen zu optimieren.

Auch der designierte Brettener Oberbürgermeister Nico Morast ist einer solchen interkommunalen Zusammenarbeit gegenüber generell aufgeschlossen. Der in seinem derzeitigen Wirkkreis realisierte interkommunale Hochwasserzweckverband im Leintal habe bisher alle Erwartungen erfüllt, so Nico Morast gegenüber Hügelhelden.de. “Hochwasserschutz endet nicht an Gemarkungsgrenzen, ich bin solchen interkommunalen Kooperationen gegenüber immer aufgeschlossen, wenn sie denn Sinn machen“, so Nico Morast. Nach seinem Amtsantritt Anfang Oktober wolle er gerne entsprechende Gespräche führen und mögliche Optionen prüfen.

Die Stadt Bruchsal wiederum zeigt sich verwundert über den Vorstoß aus Gondelsheim, schließlich habe man 2015 bereits gemeinsam intensiv eine solche Zusammenarbeit geprüft, kam damals aber zu dem Ergebnis, dass dies zu einem deutlichen Mehr an Bürokratie, bei wenig Nutzen führen würde. Zudem würde es auch die finanzielle Situation rund um den Bau der Schutzmaßnahmen nicht verbessern, so Bürgermeister Andreas Glaser auf Nachfrage unserer Redaktion. Sollten sich aber durch künftige Gespräche in der Zukunft aber Umstände ergeben, die ein solches Unterfangen doch sinnvoll erscheinen lassen, wäre man natürlich gerne bereit sich wieder an einen Tisch zu setzen.

Für Differenzen zwischen Bruchsal und Gondelsheim sorgt zusätzlich auch das angedachte Rückhaltebecken bei Heidelsheim, welches schon seit geraumer Zeit nicht über den Status des Planfeststellungsverfahrens herauskommt, diesbezügliche Vorhaltungen über die Gründe, formulieren beide Seiten.

Der Vorstoß aus Gondelsheim adressiert allerdings nicht nur den Saalbach selbst, sondern auch alle anderen potentiellen Gefahrenstellen, die – wie der 14. August klar gezeigt hat – ebenso zur problematischen Entwicklung dieses Tages beigetragen haben. Neben dem Saalbach sollten daher auch weitere Gewässer und mögliche Gefahrenpotenziale in die Planung miteinbezogen werden. „Wir haben schmerzhaft erfahren, wie schnell kleine Bäche sich in reißende Ströme verwandeln können“, warnt er. Für Rupp steht fest, dass der Schutz der Bürgerinnen und Bürger am besten durch eine übergreifende Zusammenarbeit der betroffenen Gemeinden gewährleistet werden kann.

In der Tat wäre aber ein gemeinsames Vorgehen im Grunde sinnvoll, schließlich endet Hochwasserschutz nicht an der eigenen Gemarkungsgrenze. Untereinander abgestimmte Maßnahmen könnten in ihrer Kombination am Ende wirklich effizient funktionieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. „Nur gemeinsam schaffen wir es die Risiken durch Hochwasser und Starkregen zu verringern“, äußerte sich auch bereits im Sommer 2023 Umweltministerin Thekla Walker bezüglich in einem Essay zum Hochwasserrisikomanagement Baden-Württemberg am Beispiel des Oberrheins.

Wichtig ist es aber auch, die vielen, im Raum stehenden Begriffe nicht in einen Topf zu werfen. Hochwasserschutz und Starkregenmanagement sind beispielsweise zwei verschiedene Paar Schuhe. Punktuelle Gewitterzellen, die in kürzester Zeit gigantische Wassermassen abregnen, werden sich mit baulichen Maßnahmen nicht vollständig verhindern lassen, allenfalls eine Abmilderung der möglichen Folgen ist hier denkbar.

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