Der Hardtsee-Triathlon ist in vielerlei Hinsicht ein Gegenentwurf zum üppig dimensionierten Ironman – klein, sympathisch, selbst gemacht und familiär. Kein Wunder, dass der TSV Ubstadt-Weiher das friedliche Sport-Event seit bald 36 Jahren hegt und pflegt.
„Der See gfällt mir, s´Wasser gfällt mir, die Leute gfallen mir“, sagt Björn und blickt zufrieden über das Meer an Badekappen vor ihm, in die Gesichter aller Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die gerade im Begriff sind, sich in die erfrischenden Fluten des Hardtsees zu werfen. Der gut trainierte Hobbysportler ist extra aus Neckarbischofsheim nach Ubstadt-Weiher gekommen; das erste Mal ist er heute beim Hardtsee-Triathlon mit dabei. Nicht sein erster Dreikampf – zuvor ist er beispielsweise schon in Heilbronn oder erst kürzlich beim Summertime-Triathlon in Karlsdorf-Neuthard an den Start gegangen –, doch der Hardtsee ist für ihn noch unbekanntes Terrain. Neben ihm steht sein Freund Marco aus Bad Friedrichshall, der das erste Mal vom Kraichgau Cup und der Kultveranstaltung des TSV gehört hat. Er ist Wiederholungstäter am Ubstädter Meer, und das aus gutem Grund. „Es ist einfach familiär hier, ein echter Genuss; man kann hier einfach einen schönen Tag haben“, sagt er und dehnt die Schultern. Tatsächlich spürt man diese entspannte Atmosphäre überall im großen Feld der rund 350 Athletinnen und Athleten, die heute Morgen hier an den Start gehen. Überall wird gelacht, geschwatzt und geplaudert; nirgendwo ist ein Hauch von Anspannung oder verbissenem Ehrgeiz zu spüren. „Ich bin schon über 40, ich mach das einfach just for fun“, lacht Björn und legt den Arm für ein gemeinsames Foto auf Marcos Schultern.
Genau so soll es sein, genau das ist heuer zum 35. Mal die Grundidee des Hardtsee-Triathlons. Ein Event, für das man dem TSV eingedenk der beeindruckenden logistischen Leistung im Hintergrund sowie im Vordergrund einfach nur Respekt zollen muss. Alles stemmen die TSV’ler selbst, von der Streckensicherung bis hin zur Zeitnahme. Erik Küstner ist gerade dabei, das Team der Ordner zu briefen. Er hat in den letzten Jahren nach und nach die Organisation von Urgestein Heinz Harlacher übernommen und ist heute am See quasi Mädchen für alles. „Alles macht der Verein, nichts ist extern vergeben“, berichtet er stolz, wenngleich es auch nicht immer leicht ist, genügend Helferinnen und Helfer für diesen Tag zu gewinnen, findet der Triathlon doch traditionell mitten in den Sommerferien statt. Auch für Erik ist die familiäre Atmosphäre das große Alleinstellungsmerkmal und das Aushängeschild des Triathlons am Hardtsee. „Das ist einmalig. Bei uns können auch Familien gemeinsam an den Start gehen. Wo gibt es das sonst?“
Tatsächlich sieht man überall ganze Cliquen und Familien gemeinsam an den Start gehen. Ihnen geht es nicht um eine rasante Leistung, sondern um das gemeinsame Erlebnis und den Spaß am Sport. Ubstadt-Weihers Feuerwehrkommandant Alexander Seifert ist zum Beispiel mit zwei Freunden an den Hardtsee gekommen; auf ihrem T-Shirt prangt stolz der Slogan „Gemischte Kischte“. „Wir haben auch immer mal wieder ein paar Crasher am Start, Profis, die auch schon beim Ironman in Hawaii waren. Die gehen dann teilweise Minuten vor den Hobbysportlern durchs Ziel“, erzählt Erik. Doch auch das macht den Hardtsee-Triathlon aus: Alles darf, nichts muss. Die Strecke ist jedenfalls so gestaltet, dass auch Anfänger sie bewältigen können: 600 Meter durchs Wasser, 16 Kilometer auf dem Rad Richtung Hambrücken und zurück, und schließlich noch 4 Kilometer Laufen rund um den See. Da der Triathlon recht spät in der Saison startet, haben alle ambitionierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer den ganzen Sommer über die Chance, in Form zu kommen. Doch auch hier gilt: Das kann, das muss aber nicht. Erwartungen hat hier niemand zu erfüllen; dabei sein ist alles.
Wer sich die Ergebnisse des diesjährigen Hardtsee-Triathlons 2024 im Detail ansehen möchte, findet diese auf der Website des TSV Ubstadt-Weiher.