Falsch macht nur wer gar nichts macht

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Erste Hilfe rettet Leben, das ist Fakt. Wenn sie doch nur auch tatsächlich angewendet würde

Das Leben läuft nicht immer so linear, wie wir es uns wünschen und vorstellen. Manchmal kommen wir in schlimme Situationen, in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht. Das kann ein Autounfall sein, ein Unfall im Haushalt, ein unerwarteter medizinischer Notfall in freier Natur… kürzen wir es ab, es kann im Grunde überall und zu jeder Zeit passieren. Und nun Hand aufs Herz, seien Sie ganz ehrlich zu sich, sind sie auf eine solche Situation eingestellt? Wissen Sie, was zu tun wäre, wenn ein Mitmensch am Boden liegt, sich nicht mehr rührt, vielleicht nicht mehr atmet oder gar sein Herz nicht mehr schlägt?

Idealerweise haben Sie vor nicht allzu langer Zeit einen Erste-Hilfe-Kurs belegt, wissen wie eine Wiederbelebung vonstatten geht. Doch auch wenn das nicht der Fall sein sollte, auch dann, wenn sie das letzte Mal einen dieser halbherzigen Minikurse im Zuge ihrer Führerscheinprüfung abgelegt haben, ist etwas zu unternehmen immer besser als nichts zu unternehmen, oder einfach nur daneben zu stehen. Rufen Sie Hilfe, wählen Sie die 112, holen Sie andere Menschen herbei, aber bitte tun Sie etwas, denn ohne sie rinnt dem leblosen Mitmenschen vor ihnen das Leben in Windeseile wie Sand durch die Finger. Jede einzelne Minute, die bis zur Wiederbelebung ins Land zieht, sinken dessen Überlebenschancen um 10 %. Das heißt auf gut Deutsch, nach 10 Minuten war es das – Punkt. Aus die Maus.

Sie sehen, selbst wenn sie kein Profi sind, können und müssen Sie etwas bewirken. Fassen Sie sich ein Herz, knien Sie sich neben den leblosen Mitmenschen und drücken Sie fest und schnell in die Mitte seines Brustkorbes. Seien Sie nicht zimperlich, legen Sie sich ins Zeug, 100 Mal pro Minute und zwar bis Hilfe eintrifft.

Nicht zögern, machen, sagt auch Dr. Nicolai Thomas, Notarzt und engagierter Verfechter für Erste Hilfe. Er betont im Hügelhelden-Interview am Rande der bundesweiten “Woche der Wiederbelebung“, dass lebensrettende Sofortmaßnahmen entscheidend sind, um die Überlebenschancen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand deutlich zu erhöhen. Der Rettungsdienst allein könne diese lebensrettenden Minuten oft nicht überbrücken, weshalb Ersthelfer eine absolut zentrale Rolle spielen.

In Deutschland besteht zwar eine gesetzliche Verpflichtung, vor dem Führerscheinerwerb einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, jedoch sieht Dr. Thomas hier keine echte und nachhaltige Lösung. Viele Menschen kämen nach dem Kurs nie wieder mit dem Thema in Berührung. Daher fordert er regelmäßige Auffrischungskurse und schlägt vor, Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Fahrradfahren zu erlernen – so früh wie möglich und kontinuierlich über die Jahre, am besten als regelmäßige Pflichtübung auch an den Schulen. „Die Pflichtaufgaben, wie Blutstillung, Herzdruckmassage, das Freimachen der Atemwege und die stabile Seitenlage, lassen sich in eineinhalb Stunden vermitteln, aber entscheidend ist die Wiederholung“, erklärt Dr. Thomas.

Was viele Menschen im Falle eines Falles erstarren lässt, ist die Angst davor, am Ende etwas falsch oder gar schlimmer zu machen. Doch hier winkt Nicolai Thomas ab. Er weist darauf hin, dass es für Ersthelfer fast unmöglich sei, etwas falsch zu machen. Das Wichtigste sei, nicht untätig zu bleiben, sondern beherzt einzugreifen.

Sie wollen mehr wissen, dann besuchen Sie die Webseite “einlebenretten.de”, oder noch besser: Fassen Sie sich ein Herz und frischen Sie Ihre Kenntnisse in Sachen “Erste Hilfe” auf. Das Deutsche Rote Kreuz, nicht nur in Münzesheim, sondern nahezu alle Ortsverbände, bietet regelmäßig entsprechende Kurse an. Fragen Sie sich einfach, wen sie im Falle eines Falles gerne an ihrer Seite hätten? Jemanden, der in Schock erstarrt, nur daneben steht, während ihre Chancen sekündlich schwinden, oder einen erfahrenen Ersthelfer, der sich auf einen solchen Moment gewissenhaft vorbereitet hat.

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