Events im Herbst – Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?

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Während einige Kommunen Kultur-Events für den Herbst planen, gehen andere lieber auf Nummer sicher

Am Wochenende könnte es voll werden in Bruchsal. Wenn zahlreiche Gastronomen und Einzelhändler der Stadt zum “Bruchsaler Herbst” einladen, dürften sich – gutes Wetter – vorausgesetzt, die Heerscharen auf dem Weg machen. Bunte Aktionen, Catering, Musik und Shopping – das alles verspricht der gut gefüllte Programmführer für diesen Tag. Am 17. Oktober geht es dann – soviel steht jetzt schon fest – mit dem Herbstmarkt weiter und nur kurz darauf erwartet die Bruchsaler/innen die zweite Ausgabe des verkaufsoffenen Sonntages in diesem Herbst.

Auch in der zweiten großen Kraichgauer Hochburg zieht man in diesem Herbst zwar nicht alle, aber viele Register. Gleich drei Tage lang feiert Bretten seinen Weinmarkt-Ersatz “Kunst und Genuss” überall in der Stadt. Auch hier erwartet die Gäste ein buntes Programm aus Gastronomie, Shopping, Kunst, Kultur und natürlich Wein, Wein und nochmal Wein.

Abgesehen von der Weinmeile am Brettener Seedamm, sind beide Events – sowohl in Bruchsal, als auch in Bretten für die Besucher frei zugänglich. Spezielle Einlass-Regelungen gibt es nicht, diese wären auch kaum umsetzbar. Schließlich erstrecken sich beide Events über die gesamte Innenstadt. So greifen eben nur die üblichen Corona Regeln, die überall im öffentlichen Raum gelten. Abstände einhalten und wo das nicht möglich ist, Maske auf. Wie konsequent das tatsächlich umgesetzt wird, kann jeder für sich beantworten.

Dass diese Veranstaltungen ein gewisses Risiko beinhalten, ist daher kaum von der Hand zu weisen. Wie groß dieses Risiko ist, kann hingegen kontrovers diskutiert werden. Das Infektionsrisiko unter freiem Himmel gilt als eher gering, jedoch dürften offene Geschäfte, Events und Aktionen doch punktuell mehr Menschen an einem Ort versammeln, als das normalerweise der Fall wäre.

Auch wenn besagtes Risiko nicht konkret in Zahlen oder Prognosen zu definieren ist, erscheint es anderen Städten im Kraichgau als zu groß und daher unangemessen. Sowohl Eppingen als auch Sinsheim haben ihre traditionellen Herbstveranstaltungen bereits gestrichen. Der Sinsheimer Herbst, vergleichbar mit dem Bruchsaler Herbst – auch hier gibt es normalerweise offene Geschäfte und Aktionen über die ganze Innenstadt verteilt – ist den Verantwortlichen in diesem zweiten Corona-Jahr offenbar zu heiß: „Bei möglichen Besucherzahlen mit bis zu mehreren tausend Personen ist das Risiko unkalkulierbar, aber auch organisatorisch nicht zu schultern“, begründen die Vorstandsmitglieder des Wirtschaftsforums Sinsheim und Oberbürgermeister Jörg Albrecht die Absage.

Auch im benachbarten Eppingen geht man lieber auf Nummer sicher und sagt – das zweite Jahr in Folge – die beliebte Kult-Veranstaltung Eppinger Kerwe inklusive des verkaufsoffenen Sonntages ab. Lediglich der eher zögerlich besuchte Krämermarkt am Tag darauf findet statt. Wer schon einmal auf der Eppinger Kerwe oder auf dem Sinsheimer Herbst war, der kann zweifelsohne bestätigen, dass es hier zugeht wie in einem Taubenschlag. Menschen in großen Massen, dicht an dicht gedrängt, sind hier eher die Regel als die Ausnahme. Für das Eppinger Rathaus wiegt dieses Risiko zu schwer: “Die Absage ist in vielerlei Hinsicht bedauerlich, aber auch in diesem Herbst unausweichlich und absolut richtig. Wir sehen uns in der Verantwortung, unser Möglichstes zum Schutze der Gesundheit aller zu tun“, so Oberbürgermeister Klaus Holaschke.

Nun ist es natürlich schwierig die hier beschriebenen Veranstaltungen miteinander zu vergleichen, auch ist die Beschaffenheit der Innenstädte nicht über einen Kamm zu scheren. Während Bretten und Eppingen enge und verwinkelte Altstädte haben, steht in Sinsheim und Bruchsal schon etwas mehr Raum zur Verfügung…. doch bleibt es am Ende eine Frage des Risikos und vielleicht auch des Glaubens. Eine richtige oder eine falsche Antwort gibt es wohl nicht, dafür ist die sich ständig ändernde Situationen schlicht nicht belastbar genug. Es spielen viele Faktoren eine Rolle neben dem offensichtlichen Gesundheitsschutz gibt es auch noch die prekäre Situation des Einzelhandels oder auch die psychische Situation der Bevölkerung, die unter dem weitreichenden Zusammenbruch des Kulturlebens sicher nicht besser wird. Man muss deswegen allen Kraichgauer Städten Respekt aussprechen, sowohl jenen die sich an die großen Herbst-Events wagen, als auch jene die lieber auf Nummer sicher gehen.

Doch wie seht ihr das, liebe Leser? Wie würdet Ihr entscheiden. Wie hat Fettes Brot anno 1996 gesungen?: “Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?”

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