Im Wald bei Cleebronn kann man in 48 hölzernen Baumhäusern die Nacht verbringen
Ein Kurzurlaub mit den Kindern übers Wochenende? Gar nicht so einfach, schließlich möchte ja auch jedes Familienmitglied auf seine Kosten kommen. Meine Großeltern wären mit mir wahrscheinlich in eine biedere Pension im Schwarzwald gefahren, stundenlange Wanderungen und Kaffeekränzchen am Nachmittag inbegriffen. Die Quengelei angesichts einer analogen Entscheidung tönt mir bereits jetzt im Ohr, daher sehe ich mich nach etwas mehr Kurzweil im Netz um. Ein Freizeitpark wäre doch eine schöne Idee, ist zwar auch stressig, aber zumindest auf unterhaltsame Art und Weise. Europapark oder Holiday Park liegen vom Kraichgau aus in vertretbarer Reichweite, aber beides ist mir zu groß und so hektisch. So denke ich das erste Mal seit wirklich vielen Jahren wieder an Tripsdrill, jenen kleinen Freizeitpark, in dem ich selbst als Kind früher unzählige Male gewesen bin. Erinnern kann ich mich nur noch an die Altweibermühle und an den etwas muffigen Geruch der mechanischen Figuren, die in ihrem Inneren eine niemals endende Aufführung zu den leiernden Sätzen vom Tonbandgerät darboten.
Ein Blick auf die Website zeigt, dass meine Eindrücke stark veraltet sind. Hier hat sich wohl jede Menge getan. Zwischenzeitlich hat der Park seine alten Grenzen gesprengt und jede Menge moderner Fahrgeschäfte nachgerüstet, auch in Cleebronn geht man offenbar mit der Zeit. Richtig Feuer fange ich aber genau an jenem Zeitpunkt, als ich “Tripsdrill” und “Hotel” google. Gleich die ersten Suchergebnisse bieten mir im Natur-Resort Tripsdrill Übernachtungen wahlweise in einem Schäferwagen oder in einem Baumhaus an. ich klicke auf die Bilder und das war’s für mich. Ich sehe Baumhäuser, genauso wie ich sie mir als Kind immer vorgestellt habe. Aus Holz gebaut, schief, schräg, eine Art hölzerne Winkelgasse mitten im Wald. Beim Preis schlucke ich zwar kurz, 160 bis 200 Euro soll ein kleines Haus pro Nacht kosten, beim zweiten Blick relativiert sich das Ganze aber. Schließlich gilt die aufgerufene Summe für vier Personen, Frühstück ist auch schon dabei. Macht unterm Strich 40 bis 50 Euro pro Nacht pro Nase, das geht völlig in Ordnung. Gebucht und abgemacht.
Zwei Wochen später stehe ich Seite an Seite mit meiner Mischpoke am Fuß der hölzernen Treppe unseres Baumhauses mit dem Namen “Adlerhorst” und bin wieder zwölf Jahre alt. Kennen sie noch das Baumhaus der verlorenen Jungs aus Nimmerland? Offenbar habe ich es erfolgreich angemietet. Gut, man kann nicht mit einem Flaschenzug in den Baumwipfel hinauf schießen, aber der Rest macht wirklich etwas her. Naturbelassenes Holz, gemütliche Winkel und Ecken, eine Sitznische, ein klitzekleines Badezimmer, dessen sanitäre Anlagen ebenfalls aus Holz gefertigt wurden. Dazu unten ein Doppelbett für die Eltern, oben auf der Empore schlafen die Kinder. Ich überlege kurz mit den Kids auszuknobeln, ob nicht doch lieber ich oben schlafen darf, verwerfe den Gedanken aber wieder.
Bemerkenswert ist auch die Umgebung der knapp 50 Baumhäuser, die in losem Abstand über das gesamte Waldstück verteilt liegen. Ein Gefühl der Enge kommt aber nicht auf, da die Bäume einen guten Sichtschutz bieten und sich die Häuser im weitläufigen Forst fast verlieren. Der Wald beherbergt außerdem das Wildparadies, einen Freiluft-Zoo mit weitläufigen Gehegen, in denen heimische Wildtiere wie beispielsweise Hirsche oder Rehe leben. Es gibt auch Greifvögel und Wölfe zu bestaunen, diese streifen aber nicht des Nachts um die Baumhäuser herum, sondern in eigens für sie geschaffenen und eingezäunten Bereichen. Ergänzt wird das Angebot um Spielplätze und Wanderwege nicht zu vergessen der eigentliche Freizeitpark, der fußläufig von hier aus zu erreichen ist.
Ansonsten gibt es noch zwei größere Einrichtungen hier im Waldgebiet. Da wäre zum einen das Badehaus für jene Gäste, die einen Schäferwagen gebucht haben. Dieser enthält aus Platzgründen kein Badezimmer, dafür gibt es eben besagtes Haus. Zum anderen gibt es eine kleine Gaststätte, in der alle Übernachtungsgäste das Frühstück einnehmen können. Dafür ist je nach Lage der eigenen vier Wände ein bisschen Fußmarsch von Nöten – an Regentagen nicht ganz so komfortabel, wie in einem Hotel zwei Treppen nach unten zu gehen. Das Frühstück in Buffetform ist bodenständig, nichts Herausragendes, aber es ist alles da was man braucht. Meine Kids bräuchten ohnehin nur Toastbrot und Nutella, diese überschaubaren Wünsche werden in jedem Fall erfüllt.
Kommen wir zu einem Fazit. Sie werden es in meiner Beschreibung bereits gemerkt haben, ich bin von den Baumhäusern Tripsdrills begeistert. Gerade für Ausflüge mit Kindern bieten sie – umrahmt von Wald und Wild – genau das Abenteuer, dass man sich für ein solches Wochenende wünscht. Die Häuser sind liebevoll gestaltet, bieten trotz ihrer Enge Platz für alle. Einen ganzen Tag zusammen mit den Kindern möchte ich nicht darin verbringen, doch dafür gibt es ja in direkter Umgebung mit dem Wildpark und dem Freizeitpark genügend Zerstreuung. Wer abends noch etwas essen gehen möchte, kann in den umliegenden Dörfern gutbürgerlich einkehren. Wir hatten an beiden Abenden mit unseren mehr oder minder zufällig ausgewählten Gasthöfen und Restaurants immer Glück.
Zuletzt noch ein Hinweis in Sachen Transparenz: Dieser Artikel wurde in keinster Weise beauftragt, angeregt, bezahlt oder in sonst einer Form vergütet oder kompensiert. Er basiert ausschließlich auf den persönlichen Erfahrungen unserer Autorin.
Also von aussen machen die Häuser kein vertrauenserweckenden Eindruck, das gestehe ich ehrlich. Innen scheint das vollkommen okay zu sein. Als kurzer Abenteuer Urlaub mit den Kindern durchaus in Ordnung. Für mich persönlich eher weniger sinnvoll.