Eine Kraichtaler Institution wackelt

| ,

Seit Jahrzehnten steht nicht nur der Spielplatz am Therapiezentrum, sondern auch der kleine Zoo und der asiatische Garten den Menschen in und um Kraichtal kostenfrei zur Verfügung. Damit das so bleiben kann, braucht die Einrichtung nun Ihre Hilfe

Das Therapiezentrum Münzesheim ist eine renommierte Reha-Klinik der evangelischen Stadtmission Heidelberg, zuhause seit Jahrzehnten in Kraichtal. Die Frauenklinik befindet sich in Oberacker, das Pendant für Männer in Münzesheim. Dort werden unter anderem Suchterkrankungen aller Art kuriert, beispielsweise Alkoholabhängigkeit oder Glücksspielsucht. Zum Behandlungsspektrum gehören aber auch Depressionen und Angsterkrankungen. Eine überaus wichtige Einrichtung, schnellt die Zahl der psychischen Erkrankungen innerhalb unserer Gesellschaft doch seit Jahren in die Höhe, wie Chefarzt Dr. med. Sven Seilkopf weiß und im Alltag der Kraichtal-Kliniken genau beobachten kann.

Eine wichtige Einrichtung

Obwohl das Therapiezentrum demnach mit seinem vielschichtigen Arbeitsauftrag und den internen Abläufen zweifellos ausgelastet ist, möchte man dennoch nicht nur postalisch in Kraichtal verortet sein, sondern auch ein Teil der Stadt und des Gemeindelebens sein. Seit vielen Jahrzehnten stellt die Einrichtung daher große Teile ihrer weitläufigen Anlage den Menschen in Kraichtal kostenfrei zur Verfügung. Dazu gehören der weithin bekannte asiatische Garten, der Kleintierzoo und der Spielplatz für Kinder. Angelegt wurden die drei idyllischen Örtlichkeiten im Rahmen der Arbeitstherapie – Patientinnen und Patienten haben dadurch die Möglichkeit wieder durch geordnete und strukturierte Abläufe zurück in einen echten Alltag zu finden, das Wirken an frischer Luft und in freier Natur tut sein übriges.

Für das Therapiezentrum wäre es ein leichtes, die besagten Areale nur intern zu nutzen, schließlich befinden Sie sich allesamt auf privatem Grund und in privater Hand. Dennoch hat man sich von Anfang an konsequent dazu entschlossen, alle drei Anlagen für die Öffentlichkeit freizugeben, deren Besuch sogar kostenfrei zu ermöglichen. Von unzähligen Menschen wird dieses Angebot seit Ende der achtziger Jahre dankbar, gerne und häufig angenommen. Gerade am Wochenende erfreuen sich sowohl der Garten, als auch der Zoo und der Spielplatz großer Beliebtheit. Dennoch hadert die Klinikleitung immer wieder aufs Neue mit der vor Jahrzehnten getroffenen Entscheidung und das aus gutem Grund, wie Verwaltungsleiterin Nadine Bahm uns im Interview erzählt.

Vandalismus, Ignoranz und Zerstörung sind ein großes Thema

So sei Vandalismus ein regelmäßig wiederkehrendes Problem. Gerade im asiatischen Garten zerstören Unbekannte immer wieder die aufwändig gebrannten Keramikkunstwerke, hinterlassen Müll und Abfall, werfen Stühle und Bänke in den angelegten Teich. Als ob das nicht genug wäre, missachten unachtsame Gäste auch die Fütterungsverbote im Kleintierzoo. Als trauriges Highlight musste erst kürzlich Esel Benne wegen einer akuten Kolik eingeschläfert werden, nachdem Besucher des Zoos ihn entgegen klarer Verbote gefüttert hatten.

Während andere hier schon lange die Reißleine gezogen hätten, hält das Therapiezentrum aber an seinen kostenfreien Angeboten fest, obwohl die angesprochenen Ärgernisse regelmäßig das Team an seine Grenzen bringen.

Ihre Hilfe ist gefragt

Doch nun braucht die Einrichtung einmal andersherum die Unterstützung von außen, denn durch die jahrzehntelange, intensive Nutzung, ist die Anlage teilweise an ihre Grenzen gekommen. Gerade der beliebte Kinderspielplatz ist in einem Zustand, der den weiteren Betrieb aus Sicherheitsgründen unmöglich macht. Die Sanierung des Platzes kostet einen fünfstelligen Betrag, den das Therapiezentrum nicht ohne weiteres aufbringen kann. “Alles was wir in Eigenleistung erbringen können, machen wir auch” berichtet Nadine Bahm, “aber ohne Hilfe geht es nicht”. Die Sanierung der Wipptiere und des Karussells, ein Fallschutz für den Boden, eine neue Schaukel.. das alles hat die Einrichtung bereits aus eigener Kraft stemmen können, der Neubau des großen Kletterturms allerdings ist derart kostenintensiv, dass zusätzliches Kapital benötigt wird.

Jeder kann helfen

Zumindest die Hälfte der erklecklichen Kosten soll durch Schwarmfinanzierung oder eben das so genannte Crowdfunding finanziert werden. 5000 Euro möchte das Therapiezentrum über die entsprechende Plattform der Volksbank Bruchsal-Bretten generieren. Knapp 1000 Euro haben diverse Spenderin und Spender bereits zugesagt, um das Projekt erfolgreich abzuschließen, fehlen demnach noch etwas über 4000 Euro. Schon kleine Beträge können hier weiterhelfen, eine schöne Möglichkeit um nach all den Jahrzehnten einmal Danke für die Bereitstellung dieser liebgewonnenen Kraichtaler Institution zu zeigen. Bis zum 3. August kann über die Plattform gespendet werden, bis dahin muss der avisierte Betrag erreicht werden. Sollte das nicht klappen, erhalten alle Spender ihr Geld zurück, das Therapiezentrum ginge in diesem Fall leer aus. Das wäre mehr als schade.

Wie der neue Kletterturm aussehen soll, ist übrigens noch nicht in Stein gemeißelt. Hier sollen die Kinder der Kraichtaler Kindergärten mit eingebunden werden und eigene Entwürfe für ihren Traum-Kletterturm zeichnen. In den nächsten Wochen will Nadine Bahm aktiv an die Einrichtungen herantreten, um die Kids für ihren Spielplatz 2.0 mit ins Boot zu holen.

Es geht um ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, oder anders gesagt: Kraichtal, nun bist du am Zug. Alle Infos zur Crowdfunding-Aktion gibt es online unter diesem Link: https://www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/kletterturm-kraichtalkliniken

Vorheriger Beitrag

Sonne, Sonne, nichts als Sonne

So wächst ein Dorf zusammen

Nächster Beitrag

4 Gedanken zu „Eine Kraichtaler Institution wackelt“

  1. Ich drücke die Daumen dass das klappt. Finde es toll dass ihr darüber berichtet, so bekommt das Projekt hoffentlich endlich die nötige Aufmerksamkeit :)

  2. Da kann man mal sehen, was hier für ein Volk haust und was es meint, sich rausnehmen zu können.
    Bei diesem Vandalismus würde ich den Park zu machen!!!

  3. Es wäre sehr bedauerlich, wenn der „Asiatische Garten“ für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich wäre!
    Der Garten hat inzwischen eine überregionale Bekanntheit erlangt.
    Ein paar Chaoten dürfen nicht der Anlass sein – den übrigen Besuchern ein besonderes Erlebnis zu verhindern.

  4. Was soll denn noch alles gestemmt werden trotz dieser „paar Chaoten“???
    Macht den Laden zu und fertig!

Kommentare sind geschlossen.