Unzählige GondelsheimerInnen trotzten am Samstag Wind und Wetter und legten mit 4000 Bäumen den Grundstein für ihren Wald von morgen.
Vielleicht haben sie es vor lauter Krise, Krieg und Corona-Showdown nicht mitbekommen, doch erst vor wenigen Tagen stand zum 51. mal der “Internationale Tag des Waldes” im Kalender. Selten zuvor kam diesem Tag derart viel Bedeutung zu, denn dem deutschen Wald geht es hundsmiserabel. Vier von fünf Bäumen leiden an Krankheiten, Schädlingsbefall, Trockenstress und Co. – gerade einmal jeder fünfte Baum erfreut sich noch bester Gesundheit, so titelte es unlängst ernüchternd die Online-Ausgabe der Tagesschau. Neben den teilweise völlig unverhältnismäßigen Eingriffen der Menschen, setzt insbesondere auch der Klimawandel der grünen Lunge unseres Planeten zu. Laut dem Global Forest Resources Assessment GFRA, verschwinden jedes Jahr 4,7 Millionen Hektar Waldfläche vom Antlitz unseres Planeten. Ein einziger Hektar umfasst übrigens eine Grundfläche von 10.000 Quadratmetern. Es verschwinden also einfach so 47.000 Quadratkilometer – zum Vergleich: Baden-Württemberg hat lediglich eine Grundfläche von 35.000 Quadratkilometern.
Diesem “Tod auf Raten” gilt es etwas entgegenzusetzen, das ökologische Rückgrat unseres Planeten zu stärken und zu verteidigen. Man muss der veränderten Wirklichkeit daher tapfer ins Auge sehen: Unsere heimischen Wälder sind in vielen Lagen den Zeichen der Zeit nicht mehr gewachsen und benötigen unsere Hilfe. Um den Wald fit für die veränderten klimatischen Bedingungen und längere Dürreperioden aufzustellen, muss er vielerorts “umgebaut” werden. Flachwurzler wie Fichten werden sich langfristig nicht flächendeckend behaupten können, Tiefwurzler wie die Eiche hingegen haben eher Chancen an tiefere Wasserschichten zu gelangen und der veränderten Realität die hölzerne Stirn zu bieten. Auch Elsbeeren, Hainbuchen und Winterlinden sind eher in der Lage dem menschengemachten Klimawandel zu trotzen – daher gilt es diese Baumarten vermehrt in unseren Breitengraden zu etablieren.
Auch bei uns im Kraichgau gewinnt dieses Bewusstsein immer mehr an Bedeutung, in immer mehr Kraichgauer Wäldern setzen Forstwirte gezielt auf diese robusten und resistenten Baumarten. Viele Menschen scheinen den Weckruf gehört und verstanden zu haben, das zeigte eindrücklich eine großangelegte Baumpflanzaktion in Gondelsheim am vergangenen Wochenende. Weit über 100 Bürgerinnen und Bürger aus Gondelsheim fanden sich am Samstagmorgen trotz eisiger Temperaturen, heftigem Wind und Schneefall im Gewann Hauptstädt ein, um gemeinsam den Grundstein für den neuen Gondelsheimer Bürgerwald zu legen. 4000 Baumsetzlinge sollen hier künftig für einen vitalen und lebendigen Mischwald stehen, an dem sich noch viele Generationen erfreuen können.
Ausgerüstet mit Spaten, Schaufel und wetterfester Kleidung gruben die Menschen unter der fachkundigen Anleitung von Dr. Simon Boden und Fabian Barthold vom Karlsruhe Landratsamt Löcher für ihr jeweiliges Bäumchen in den eiskalten Grund. Es war ein mehr als beeindruckendes Bild diese vielen Freiwilligen zu sehen, die zum einen die Setzlinge mit Geldspenden aus der eigenen Tasche finanziert hatten und nun Seite an Seite trotz Wetterkapriolen an diesem Morgen für die gute Sache an den Gondelsheimer Waldrand gekommen waren. Tief ergriffen von der Szene und diesem Engagement, zeigt sich auch Markus Rupp. “So ein schönes Bild habe ich selten in meinen vielen Jahren als Bürgermeister gesehen”, so das sichtlich bewegte Gondelsheimer Gemeindeoberhaupt. Als kleines Dankeschön gab es anschließend von der Gemeinde noch ein Vesper und eine Stärkung in der direkt nebenan gelegenen Grillhütte. Zurück blieb am Ende nicht nur das schöne Gefühl etwas Gutes, etwas Richtiges geleistet zu haben, sondern auch tausende junge, gesunde Setzlinge, die sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einem prachtvollen, gesunden und widerstandsfähigen Wald entwickeln werden. Ein echtes Vermächtnis für die Zukunft, ein Wald für unsere Kindeskinder.
Besser als alles zuzubauen!!!