Ein Jahrtausende altes Pflaster

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Wo schon die alten Römer gingen – Eine Wanderung über 2000 Jahre alte Straßen im Kraichgau

Den Straßennamen “Römerstraße” findet man im Kraichgau oft. In Stettfeld zum Beispiel… Kein Wunder, befand sich doch dort wo das heutige Stettfeld liegt, einstmals eine römische Siedlung und in deren Mitte eine der bedeutendsten Straßenkreuzungen der damaligen Zeit. Hier begegneten sich die wichtigen Fernstraßen zwischen Basel und Mainz sowie Augsburg und Speyer. Ein bedeutender wirtschaftlicher und kultureller Umschlagplatz, damals – rund 100 Jahre nach Christi Geburt, fast 2000 Jahre vor unserer Zeit. An die alten Römer erinnert heute hier nicht mehr viel, wenngleich es aber Archäologen gelungen ist, bedeutsame Artefakte und Überreste ihrer Kultur zutage zu fördern. So finden sich im Stettfelder Grund die Überreste einer gigantischen, römischen Villa, aber auch die verwitterten Steine alter Straßen und Wege.

die Pfosten im Boden markieren den Rand der rund 4-5 Meter breiten Römerstraße

Man darf sich diese nicht wie ausgetretene Trampelpfade vorstellen, oh nein.. die römischen Straßen waren technisch anspruchsvoll und durchdacht. Geradlinig angelegt, aus verschiedenen Schichten aufgebaut und mit Pflastersteinen belegt… unseren heutigen Straßen gar nicht unähnlich. Dieses, für die damalige Zeit äußerst moderne Wegenetz lief durch weite Teile dessen, was wir heute unseren Kraichgau nennen. Durch Ausgrabungen und wissenschaftliche Vermessungen gelang es teilweise den lauf dieser bedeutsamen Wege zu rekonstruieren.

Nahe des Eppinger Stadtteils Elsenz findet sich zum Beispiel ein kleiner Abschnitt einer solchen ehemaligen Römerstraße. Abgesteckt durch bunte Pfosten kann der Wanderer zumindest ein kleines Stück genau dort gehen, wo schon vor rund 2000 Jahren römische Soldaten, Bauern, Handelsreisende und Kaufleute gegangen sind. Würde man ihren lange verborgenen Windungen weiter folgen, gelangte man über Hambrücken, Stettfeld und Wiesental bis hin zum ehemaligen Limes, dem großen Grenzwall, der einst das Land vor den Germanen schützen sollte, nachdem die Römer um 50 nach Christus über den Rhein drangen und große Teile des heutigen Baden-Württembergs erobert hatten.

der Blick ins Tal vom Himmelreich bei Zeutern

Auch nahe dem Zeuterner Himmelreich findet sich ein Stück, einer ehemaligen Römerstraße. Wer dem Höhenzug in Richtung Odenheim folgt, darf sich glücklich schätzen auf einer der wichtigsten Routen jener längst vergangenen Zeit zu wandern. In Odenheim selbst befand sich eine kleine römische Siedlung, in der Reisende rasten, etwas essen und ihre Tiere versorgen lassen konnten. Schon damals war das Land fruchtbar und gut bewirtschaftet. Im Umfeld der kleinen Siedlung fanden sich zahlreiche Gutshöfe, wogende Weizenfelder und sogar ein künstlich angelegter Stausee für die Fischzucht.

Wenn heute etwas noch genauso Gültigkeit hat wie damals, dann die unumstößliche Tatsache, dass alles und jedes seine Zeit hat. Die Zeit der Römer im Kraichgau ging zu Ende – etwa 230 Jahre nach ihrem Einmarsch wurden sie von den Alemannen zurückgedrängt. Ihre Vermächtnisse jedoch finden sich noch bis zum heutigen Tage, teilweise schlummernd und tief vergraben, manche jedoch freigelegt und für die Nachwelt erhalten. Zum Beispiel im Römermuseum in Stettfeld oder eben in Elsenz, auf diesem kleinen Stück einer Straße längst vergangener Tage.

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