Ein Schwimmbad auf Rädern

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Schwimmunterricht für Schulkinder an Ort und Stelle – Josef Wund Stiftung stellt mobilen Pool „Wundine on Wheels“ vor.

Schwimmen. Eigentlich eine Grundfähigkeit, die auf dem Lehrplan eines jedes Kindes stehen sollte, genau so wie zum Beispiel das Fahrradfahren. War früher der Schwimmunterricht bereits in der Grundschule etwas völlig Normales, ist er heute keineswegs mehr überall selbstverständlich. Es fehlt an entsprechend geschultem Personal, vor allem aber an einsatzbereiten Bädern und Lehrbecken. Immer mehr Kommunen können sich den Betrieb der Bäder nicht mehr leisten und schließen diese aufgrund des Kostendrucks. Die sich derzeit abzeichnende Energiekrise dürfte diesen Prozess vielerorts drastisch beschleunigen. Dazu kommt die Corona-Pandemie, die in den ersten beiden Jahren zu monatelangem Unterrichtsausfall geführt hat, wovon selbstredend auch der Sportunterricht betroffen war.

Das Resultat all dieser Umstände ist alarmierend. Es gibt immer mehr Nichtschwimmer unter unseren Kindern, weiß die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG zu berichten und hat hierfür auch besorgniserregende Zahlen in petto: Alleine während der letzten beiden Jahre der Pandemie ist die Zahl der abgenommenen Schwimmprüfungen um 75% eingebrochen. Haben 2019 noch fast 50.000 Kinder das Schwimmabzeichen “Seepferdchen” erhalten, waren es ein Jahr später nur noch knapp 15.000. In der Folge beobachten die Retter immer mehr Badeunfälle und – was noch wesentlich dramatischer ist – mehr Ertrunkene.

Kultusministerin Theresa Schopper, Vertreterinnen und Vertreter der Josef Wund Stiftung mit Vertreterinnen und Vertretern der Projektpartner. Bild: © Josef Wund Stiftung

Um diesen Missständen entgegenzuwirken, hat die Josef-Wund-Stiftung, gegründet durch den 2017 ums Leben gekommenen Architekten, Unternehmer und Erbauer der Sinsheimer Badewelt Josef Wund, nun ein außergewöhnliches Projekt realisiert. „Wundine on Wheels“, als weiterer Schritt in der bereits 2021 gegründeten Initiative “Wundine Schwimmakademie”, ist ein voll ausgestattetes Lehrschwimmbecken auf sechs Rädern, das genau dorthin kommen kann, wo es gebraucht wird: Zu den Kindern, direkt in (bzw. vor) die Schulen. Unterstützt durch die Schirmherrschaft der baden-württembergischen Kultusministerin Theresa Schopper, stellte die gemeinnützige Stiftung das Fahrzeug nun der Öffentlichkeit vor. „Mit diesem mobilen Schwimmbad schaffen wir ganz neue, zeitgemäße Möglichkeiten für das Schwimmenlernen in Baden-Württemberg und darüber hinaus,“ so Christoph Palm, Geschäftsführer der Josef Wund Stiftung in einer Pressemitteilung. „Damit möglichst alle Kinder das Schwimmen als unerlässliche Kulturtechnik erlernen, leisten wir zusätzlich zu den Schwimmverbänden und -vereinen und in enger Abstimmung mit der Schulverwaltung unseren gemeinnützigen Beitrag.“

So geht das mobile Bad, dessen Entwicklung über zwei Jahre benötigt hat, künftig mit seinem Maskottchen – einem kleinen Otter – auf Reisen. Zuerst fährt es eine Schule in Wettersbach bei Karlsruhe an, wo Kinder zwischen fünf und acht Jahren durch ausgebildete Schwimmlehrkräfte der Grundschulen und der Deutschen KinderSportAkademie im mobilen Schwimmbad unterrichtet werden.

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3 Gedanken zu „Ein Schwimmbad auf Rädern“

  1. Ein Teufelskreis: Die Stadt Kraichtal füllt aufgrund der anstehenden Gaskrise das Lehrschwimmbecken nicht.
    Es gibt kaum Möglichkeiten einen Kinderschwimmkurs zu ergattern. Außerdem gibt es kaum/keine Kursangebote bei der DLRG die geforderten (2 Jahresrhythmus) Schwimmabzeichen abzulegen. Somit können keine Ehrenämter auch im Hinblick auf Unterstützung für die Freibadsaison ausgeübt werden. Die Schließung oder Einschränkungen der Öffnungszeiten der Freibäder oder Seen waren schon dieses Jahr ein Sinnbild für die Problematik und wird sich nächstes Jahr verschlimmern. Bis dahin wird es noch mehr Nichtschwimmer geben…

  2. Schöne Idee und traurig zugleich, dass so etwas mittlerweile notwendig ist und von Stiftungen getragen werden muss.

    Wenn ich an meinen Schwimmunterricht zurückdenke und den Spaß, den ich durch das Schwimmen lernen vor allem danach hatte, unersetzlich!

  3. Tja, so ist das eben mit der sogenannten Gaskrise, die ein Kinderbuchautor verursacht hat, der sich gerade als Wirtschaftsminister versucht. Es ist für mich unverständlich, weshalb Deutschland Gas nach Polen liefert

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