Aus einem alten 60er-Jahre-Wohnwagen hat Natascha in liebevoller Handarbeit das rollende Café “Glücksmomente” erschaffen
Der kleine Eppinger Stadtteil Richen an einem herrlichen, spätsommerlichen Sonntagnachmittag. Giselbert Seitz sitzt mit seiner Frau entspannt auf ein paar alten Schulstühlen auf dem kleinen Platz hinter dem ehemaligen Rathaus des Dorfes. Seit bald 27 Jahren ist Giselbert Ortsvorsteher, doch eine derart triste Zeit wie die zurückliegenden, beiden Corona-Jahre hat er hier im Handwerker- und Bauerndorf Richen noch nicht erlebt. Nichts war los, nichts geboten, koi Lebe uff de Gass. Als Giselbert kürzlich im Nachbardorf Mühlbach auf Natascha Pfeifle und ihre Knutschkugel stieß, zögerte er nicht lange und lud sie zu sich nach Richen ein.
Natascha kam und eroberte mit ihrem kleinen, rollenden Kaffee die Herzen im Sturm. Wie könnte es auch anders sein, schließlich kann kaum jemand dem Charme der fröhlichen und leidenschaftlichen Bäckerin samt ihrem türkisen Wilk Trailer aus dem Jahr 1965 widerstehen. An Bord bereiten sie und ihr Freund Simon frischen Kaffee aus der Siebträgermaschine zu, neben ihnen in den Vitrinen duften handgemachte Brownies, Cupcakes, Torten und Kuchen. Seit drei Jahren tourt Natascha mit ihrer kleinen Knutschkugel durch die Region, zeigt auf Geburtstagsfeiern, Firmenfesten und Hochzeiten ihr Können. Ihr Café “Glücksmomente” hat sie komplett in Eigenregie und Handarbeit realisiert. Der kleine Wohnwagen wurde vollständig entkernt und nach Planung am Computer ganz neu erdacht und aufgebaut. Auf engstem Raum hat Natascha alles was sie braucht, von der Kaffeemaschine über Kuchenvitrinen bis hin zum eingebauten Kühlschrank. Wenn das rollende Startup aus Zaberfeld an seinem Bestimmungsort aufschlägt, wird erst einmal das Mobiliar ausgeladen. Alte Stühle und kleine Tische für die Gäste – Natascha hat an alles gedacht.
In Richen füllt sich an diesem Sonntag der Platz hinter der Verwaltungsstelle schnell mit Café-Gästen, vor dem Trailer bildet sich eine kleine Schlange. Kein Wunder, schließlich hat Giselbert die Location nicht kopflos ausgewählt. Direkt am Radweg Richtung Berwangen gelegen, gibt es an diesem warmen Tag regen Verkehr. Die Menschen freut die kleine Abwechslung ganz offenkundig, es herrscht eine losgelöste und entspannte Stimmung – davon gab es in den letzten beiden Jahren schließlich nicht sonderlich viel. Bald sitzt der ganze Platz voller Gäste, die miteinander tratschen, lachen, am Kaffee nippen und von ihren Muffins und Cupcakes naschen. Natascha hat also vermutlich völlig Recht damit, wenn sie selbstsicher zu Protokoll gibt: Ich bin der festen Überzeugung, dass Schokolade wirklich glücklich macht! Wer Sie und ihre Knutschkugel auch einmal erleben möchte – am 26. September stehen beide beim Naturerlebnistag an der Ehmetsklinge und am Tag der Deutschen Einheit ist sie erneut in Richen zu Gast. Ob Giselbert Seitz dann genau wie heute, die ersten 10 Kaffees spendiert? Abwarten, Richen ist immer für eine Überraschung gut.