Echte Zankäpfel oder warum Knödel wohl besser sind als Würschtle

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Eine Kolumne von Thomas Gerstner

Es ist doch immer wieder bemerkenswert, wie wir Menschen scheinbar willkürlich zwischen Gut und Böse unterscheiden, meist aufgrund von Gefühlen – seltener durch klassisches Denken. Gerade bei den Tieren verläuft hier eine Trennlinie, die schärfer kaum sein könnte! Während die einen geliebt und verwöhnt werden, taugen andere nur für das schnelle Abendessen. Die einen spielen in Fernsehserien die Hauptrolle, die anderen karren wir 1000 Kilometer zusammengepfercht in Todeslastern durch Europa, um sie danach möglichst würdelos schlachten und fressen zu können. Wie wir dabei in Schubladen denken, ist schon recht abstrus: Hunde gut, Wölfe böse – Katze gut, Marder böse, Kuh kann weg, Pferd wird geliebt, Delphin lieb, Hai Arschloch…. u.s.w.

Im Supermarkt habe ich neulich eine „Bibi und Tina „-Wurst in der Auslage gesehen…Pervers irgendwie! Das edle stolze Reittier wird auf der Verpackung des toten Tier-Kollegens aus dem Kuh- oder Schweinestall glorifiziert. Was für eine wirre Welt. Ich bin ohnehin der Meinung, jeder Fleischesser sollte mit Beginn der Volljährigkeit von Hand ein Tier jeder Spezies schlachten, die er später zu verspeisen gedenkt… Diese verdammte Heuchlerei der anonymen Karnivoren, die rumheulen wenn irgendwo ein Frosch zu schaden kommt, aber selber das billigste Ekel-Hack aus dem Discounter runterschlucken…

Himmel, was ein Exkurs – dabei wollte ich heute doch über etwas ganz anderes meckern, wenngleich ich dabei thematisch gar nicht weit von der Sache abschweife… Lasst uns kurz über Kacke reden. Gerne, oder ;-) Wobei, das Thema wird neuerdings auch in Kinderbüchern gerne aufgegriffen. Mein Sohn hat Bücher mit Titeln wie „Alle Tiere machen Kacka“ (oder so ähnlich) und einen Bildband über einen Maulwurf dem jemand auf den Kopf geschissen hat… das war sogar mir zu strange.

Zurück zur Sache: Mir ist aufgefallen, dass wir sogar dazu tendieren die Hinterlassenschaften unserer Vierbeiner in gut und schlecht zu unterteilen – je nachdem welcher Spezies das Ganze aus dem Podex geplumst ist. Gehe ich mit meinem Hund spazieren, führe ich eine Rolle Kackbeutel mit mir um die Würschtle sogleich einzutüten wie sie das Licht der Welt erblickt haben….ein Ritual das ich nicht mal bei meinen eigenen Hinterlassenschaften praktiziere. Als mein 15-Jahre alter Opa-Rüde sich letzte Woche auf dem Winterspaziergang im Dickicht des Waldes erleichterte, ritt gerade einen Frau mittleren Alters auf einem edlen Ross des Weges. Sie hielt neben mir an und giftete mir grußlos die Aufforderung zu, die Kacke sofohoort und auugenbliiicklich zu entfernen, denn das wäre ja eheekelhaaft.

Ein Wanderweg nach dem Pferde-Durchmarsch

Ich machte die Dame darauf aufmerksam, dass wir mitten im Wald sind und das besagte Häuflein abseits vom Wege mitten im Gesträuch verscharrt liegt (Na ja, ihr wisst ja wie motiviert Hunde-Opas verscharren). Nun, das täte nichts zur Sache, die Kacke müsste weg sonst Anzeige, raunzte die Golden-Ager Bibi (oder Tina). Just in diesem Moment hob ihr stolzer Wallach den Schweif und ließ eine erlesene Auswahl an braunen Tennis-Bällen gen Boden plumpsen. Meinem Blick folgend, raunzte Good-Old-Wendy munter weiter: Das ist alles Natur und im Grund reiner Kompost, stinkt auch nicht….

Wir halten fest: Hundekacke böse, Pferdekacke gut! Das was unsere bellenden, sabbernden und stets gewaltbereiten Doof-Hundies produzieren ist ein reines Ärgernis… was aber den stolzen Rössern entfleuchet ist Kunst, Ambrosia und Labsal zugleich – eine Zierde jedes Wanderweges.

Liebe Pferdehalter, schon klar dass ich nur eine Minderheit von Euch anspreche… aber für mich ist Kacke gleich Kacke und hat unabhängig von ihrer Beschaffenheit auf den Wegen nichts zu suchen. Genau wie wir Hundehalter unsere Häufibeutel mit uns führen, könntet doch auch ihr zumindest die Roßbollen aufklauben und irgendwo diskret im Gebüsch plazieren. Denn auch Pferdeäpfel verwandeln sich im Regen und unter Autoreifen zu einem Gebilde, das man nicht aus den Profilen seiner Schuhe kratzen möchte. Und noch eine Bitte: Vielleicht reitet ihr nach starkem Regen einfach mal nicht über unbefestigte Wanderwege – die verwandeln sich nämlich dadurch binnen Minuten in undurchdringlichen Morast und können ergo per pedes nicht mehr von Spaziergängern genutzt werden.

Ach ja, besagter betagter Dame im Wald habe ich übrigens eindrucksvoll demonstrieren können, dass Perdeäpfel sich nicht nur schnell und einfach beiseite räumen lassen, sondern sich auch vorzüglich für eine improvisierte Runde Brennball eignen….das war die einstweilige Verfügung aber auch echt wert.

Mit bräunlichen Grüßen

Euer Tommy

Dieser Beitrag erschien erstmals im Januar 2018

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