Die Stunde der Vampire

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Es ist Jagdzeit – die fliegenden Biester sind zurück im Kraichgau. Wenn die Sonne sinkt beginnt die Zeit der Stechmücken

Eine Glosse von Philipp Martin

Ach ja, Schnaken und ich – eine lebenslange Hassliebe. Ich nenne die Biester im Folgenden weiterhin Schnaken, auch wenn ich natürlich weiß, dass es formal keine sind. Wie alle Menschen, in deren Adern Blut der Gruppe 0 zirkuliert, gehöre ich auch zu den bevorzugten Opfern der kleinen Widerlinge. Wenn ich irgendwo auftauche, müssen sich meine Mitmenschen keine großen Sorgen mehr machen, ich ziehe die gesamte geflügelte Brut auf mich.

Bislang hatten wir noch Ruhe, doch in den letzten Tagen kommen die kleinen Kampfkrapfen mit Nachdruck im Kraichgau an. Im Moment des Sonnenuntergangs, ist man draußen nicht mehr sicher. Dann erheben sie sich aus Tümpeln, Regenfässern, Pflanzendickicht und von den diversen Ufern unserer Seen, Flüsse und Bäche. Schnaken sind eine Plage, gehören aber einfach dazu, da gibt es nichts zu wollen. Während normalerweise eigentlich in erster Linie die Rheinanlieger davon betroffen sind, spürt man die Auswirkungen des Schnaken-freundlichen warm-feuchten Klimas längst auch tief im Hinterland. Ich wohne nicht einmal in der Nähe eines Gewässers und doch bin ich nach Einbruch der Dunkelheit Frischfleisch und Freiwild in einem.

Unsere stärkste Waffe im Kampf gegen die Biester, sind die Jungs und Mädels von der KABS, der kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage. Während es laut deren Angaben vom März 2022 durch die Trockenheit zu keinen größeren Problemen bei der Schnakenbekämpfung kommt, merke ich von diesen Effekten absolut überhaupt nichts. Meine abendlichen Ausflüge an meinen Lieblingsbaggersee habe ich längste abgehakt, nach Feierabend ist dort kein Schwimmzug ohne Attacken aus der Luft möglich.

Rückzug ist in diesem Fall tatsächlich die einzige Strategie. Zwar werben viele Hersteller mit ihren Wundermitteln gegen die Plagegeister, doch meiner Erfahrung nach wirken die zu Mondpreisen angebotenen Präparate kaum. Am ehesten hilft mir noch das Waffenöl, dass mir schon mein Großvater als kleiner Junge auf die Haut aufgerieben hat. Der ganze Kram aus dem Drogeriemarkt hingegen, entfaltet bei mir keinerlei Wirkung.

Besonders tut es mir um die vielen, potentiell wunderbaren Sommerabende leid, die ich in dieser Saison draußen verpassen werde. Gerade im Frühling ist unsere neue Pergola fertig geworden, die Abende die ich dort verbracht habe, kann ich an einer Hand abzählen.

Aber was soll’s, genug gejammert…s isch wie es isch.Schnaken gab es hier schon lange vor mir… auf den Sommer freue ich mich trotzdem.

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