Jahrzehntelang stand Zülfis Imbisswagen auf dem Parkplatz des früheren Basars, später auf dem des Real-Marktes. Meryen hat hier goldene Zeiten erlebt, zuletzt aber den Niedergang des ursprünglich florierenden Einkaufszentrums. Nun ist sie mit ihrem Wagen umgezogen, doch das muss sich erst einmal herumsprechen…
von Stephan Gilliar
Seit Meryen zurückdenken kann, steht sie schon hinter dem Tresen ihrer Würstchenbude. Seit 20 Jahren, zu einer Zeit in der Food Trucks einfach nur Imbisswagen hießen, brät sie Würste auf dem Grill, rüttelt Pommes über der Friteuse und garniert das Ganze mit herrlich-sämiger Sauce und feingelbem Currypulver. An den Rezepten in Zülfis Imbiss hat sich seit diesen ersten Tagen nichts geändert, wohl aber die Aussicht über Meryens Tresen hinweg. Noch bis zum Frühjahr fiel ihr Blick stets auf die niemals ruhende Drehtür des großen Einkaufszentrums am Rande von Heidelsheim, seit März ist es damit vorbei. Als der Real Markt am 23. März nach langem, aber steten Abstieg letztmals seine Türen schloss, klappte auch Meryen die Läden herunter und zog traurig weiter.
“20 Jahre waren wir hier in Heidelsheim, das Einkaufszentrum war wie mein zweites Wohnzimmer“, erzählt sie etwas wehmütig und erinnert sich an längst vergangene Tage zurück. Damals suchte sich Meryen eine eigene Geschäftsidee und wurde an der Bundesstraße 35 am Bruchsaler Stadtrand fündig, auf jenem Gelände, das den alten Heidelsheimern noch als Basar bekannt ist.
Anders als in den letzten Monaten war das Einkaufszentrum damals noch ein pulsierender Ort, an dem im Grunde den ganzen Tag über Trubel und Betriebsamkeit herrschten. Der Baumarkt, der große Supermarkt, der Getränkemarkt… all das zog die Menschen in Scharen an, insbesondere an den Samstagen platzte das Einkaufszentrum aus allen Nähten. Meryen war im Grunde fast in Eigenregie für deren leibliches Wohl zuständig, betrieb damals nicht nur einen Stand für Feinkost, sondern schmiss zusammen mit ihrem Mann auch noch das Restaurant in der Einkaufsmeile, sowie später dann auch den Imbisswagen davor. Das Gesicht von Zülfis Imbiss war lange Jahre jedoch das ihres Mannes, der mit seiner freundlichen und immer gut gelaunten Art, für viele Besucherinnen und Besucher des Einkaufszentrums ein echter Fixpunkt und eine Art Fels in der Brandung wurde. Meryen hielt sich damals noch eher im Hintergrund – nicht weil sie schüchtern war, sondern weil sie sich eben für die Küche des Restaurants und die ganze Logistik dahinter verantwortlich zeichnete. Die Imbissbude am ehemaligen Basar war und ist jedenfalls alles andere als eine Eintagsfliege. 45 Jahre gab es diese Institution, Erika Antoni, Mitarbeiterin der ersten Stunde, hat hier fast ein halbes Jahrhundert lang Menschen kommen und gehen sehen, wer kann das schon von sich behaupten?!
An diese goldenen Tage in Heidelsheim erinnert sich Meryen gerne, an jene Zeit, als das Geschäft florierte und jeden Mittag die Bude voll war. Doch der Abstieg des früheren Basars begann im Grunde mit der Insolvenz der Baumarktkette Praktiker. 2013 meldet das Unternehmen Konkurs an, alle Filialen mussten in der Folge schließen, auch die in Heidelsheim. Der frühere Baumarkt wurde in der Folge eine Weile lang für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt, später während der Pandemie als Impfzentrum. Beides sicherlich wichtige und notwendige Unterfangen, jedoch zweifelsohne für ein Einkaufszentrum nicht gerade konjunkturfördernd. Die Kundschaft reagierte auf die Schließung des Baumarkts und die sinkende Attraktivität des Standorts, wie es zu erwarten war – ab Mitte der Zehnerjahre sah man deutlich weniger Menschen ihre Einkäufe hier erledigen. Spätestens als auch die Supermarktkette real in Schieflage geriet, später der Supermarkt in seiner Fläche radikal verkleinert wurde, rangiert die Bedeutung des Heidelsheimer Einkaufszentrums nur noch unter ferner liefen.
Zülfis Gastro-Konglomerat bestand zu diesem Zeitpunkt nur noch aus dem Imbiss auf dem großen Parkplatz, das Restaurant hatt Meryen nach den vielen Zwangsschließungen im Laufe der Corona-Pandemie nicht mehr eröffnet. Beide verdanken ihrer kleinen Bude viel, das To-Go-Geschäft hat Ihnen sicher durch die schwere Zeit geholfen. Doch Corona und der Niedergang der beiden großen Handelsketten Praktiker und real versetzten dem Standort in Heidelsheim schließlich den Todesstoß.
Aufgeben, das stand für die Eheleute Zülfi (der Name ist übrigens eine Abkürzung des deutlich längeren Familiennamens) aber nicht zur Diskussion. The Show Must Go On und die Currywurst auch. Nach ausgiebiger Recherche war bald ein neuer Standort gefunden, direkt vor dem Restpostenmarkt Preis Profi in der Paul-Gerhardt-Straße. Eigentlich ein ziemlich guter Platz für einen Imbisswagen, ist die Gegend doch mit reichlich Gewerbe, Wohngebieten und Einkaufsmärkten gesegnet. Direkt gegenüber ist der große Edeka und auch das Firmengelände von SEW mit seinen unzähligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern findet sich nur einen Steinwurf entfernt.
Dennoch läuft das Geschäft am neuen Standort derzeit eher noch schleppend. Seit Mai ist Meryen hier zuhause, doch ein Neustart nach so vielen Jahren in einer vertrauten Umgebung ist eben kein leichtes Unterfangen. Dass es Zülfis Imbiss noch gibt und wo er nun zu finden ist, muss sich eben erst einmal herumsprechen. Auf den ersten Blick erkennt man den vertrauten Anblick aus Heidelsheim nicht, eben weil die Umgebung eine andere ist, aber auch weil der alte, in die Jahre gekommene Imbisswagen durch einen brandneuen ersetzt wurde. So verfängt sich der Blick beim Vorbeifahren nicht, hat man doch, wenn man an Zülfi denkt, noch ein anderes Bild vor Augen. Auch das Wetter in den letzten Monaten hätte etwas besser sein dürfen, wer will schon bei strömenden Regen am Stehtisch eine Currywurst essen.
Die beiden hoffen nun auf einen schönen trockenen und nicht allzu heißen Sommer, hoffen auf Ihren Durchbruch am neuen Standort und – wie schön wäre das – auf eine Rückkehr der goldenen Zeiten. So golden, wie sie die beiden schon vor 20 Jahren vor den Toren Heidelsheim erlebt haben. Man möchte Ihnen wünschen, dass dieser Traum in Erfüllung geht. Etwas Optimismus ist aber durchaus angezeigt, denn egal wie wirr die Zeiten, wie hart die Tage auch sein mögen… eine schöne heiße Currywurst geht doch im Grunde immer.
Tut weh das zu lesen. Ich hoffe, dass der Standort des ehem. Real bald einen neuen Pächter/Besitzer findet und wir Heidelsheimer einen neuen Versorger bekommen. Leider bekommt man immer wieder mit, dass das Gebäude, sowie die Leitungen extrem Marode sein sollen. Vermutlich haben potentielle Interessenten deshalb bisher abgesagt, die Instandsetzungskosten werden vermutlich in die Millionen gehen. Aldi und Netto in Helmsheim sind zwar noch da, aber das sind halt nur reine Lebensmittel Discounter und zweite Wahl. Der Real war halt der Real. Viele von uns sind mit dem Geschäft aufgewachsen. Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Laden nicht gebrummt hat. Mindestens an den Wochenenden war dort immer die Hölle los.
Und dann findet Zülfi hoffentlich auch seinen alten Platz wieder.
Ich glaube man kann im Namen fast aller Einwohner von Heidelsheim sagen, dass wir über die Entwicklung in den letzten Jahren sehr unglücklich sind.
Tja, bei basar /real konnte man gut einkaufen. Wenn ich dran denke welches Einzugsgebiet der basar früher hatte, dann waren das wirklich goldene zeiten. Wann es wieder eine Einkaufsmöglichkeit hier in Heidelsheim gibt steht in den Sternen. Wie aus einem pressebericht hervor geht will die Handelsgruppe Globus verschiedene real Märkte wieder los werden. Man hat sich bei der Übernahme offensichtlich veerhoben.
Der Kapitalismus hat keinen Anstand , er kennt nur Gier !
und Gier frisst Hirn
Ich trauer der Ramschbude nicht nach.