Curryworschd gegen Corona-Fruschd

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Bei Diemers in Bruchsal glüht der Grill auch in der Krise

Es gibt ein paar Orte in Bruchsal an denen die Zeit still zu stehen scheint. Echte Felsen in der Brandung, die den Wogen der Veränderungen erfolgreich die Stirn bieten. Diemers Imbiss in Bruchsal zählt definitiv zu dieser Kategorie, hier hat sich seit über 50 Jahren kaum etwas verändert. Warum auch.. Angelika und Reinhold Kothe setzen lieber auf Bewährtes und Tradition, anstatt sich fortwährend zwanghaft selbst neu erfinden zu müssen.

Seit über einem halben Jahrhundert brennen in ihrem klassischen Imbiss in der Schlossstraße die Lichter, daran konnte bisher auch die Corona Krise nicht rütteln. Im Schaufenster fährt die kleine Güterlok, beladen mit der goldenen Currywurst, immer noch ihre gewohnte Route von A nach B und wieder zurück. Ein klein wenig verändert hat sich die Szenerie im Inneren des Imbiss. Die Stehtische aus den Sechzigern stehen jetzt direkt vor der Theke, garniert mit dem gerade omnipräsenten roten Flatterband um den Abstandsregeln praktisch Vorschub zu leisten.

Hinter der Theke steht aber wie eh und jeh Angelika, mit ihrer Schirmmütze und dem Daumen reckenden Currywurst-Maskottchen von Diemers auf der Brust. In der kleinen Küche dahinter werkelt Reinhold vor sich hin, brutzelt, brät und schwingt den Kochlöffel. Montags bis freitags zwischen 10:30 Uhr und 15 Uhr sind die beiden für die Kundschaft da und bieten neben dem Klassiker, der originalen Bruchsaler Currywurst, auch ihre traditionellen Mittagsgerichte an. Heute gibt’s zum Beispiel Pellkartoffeln mit Quark, Schaschlik mit Teigwaren und Salat oder Schweinebäckle nach Diemer Art – alles aktuell nur zum Mitnehmen, Corona lässt grüßen.

Angelika studiert die neuesten Vorgaben und Verordnungen

Die Krise selbst tragen Angelika und Reinhold mit badischer Gelassenheit. Man tut halt, was jetzt getan werden muss und damit ist es auch gut. Abstand halten, Hände waschen, aber dabei immer noch genügend Zeit für ein kleines Schwätzle mit der Kundschaft, während die Würste braten. Nur gegessen werden muss eben draußen, aber bitte mit 50 Meter Mindestabstand zum Imbiss, so steht es auch klipp und klar, dick rot umrundet auf dem Hinweisschild an der Theke. Für ein bisschen Frust sorgen die ständig wechselnden Ansagen aus Stuttgart. Andauernd neue Post von der DEHOGA mit seitenlangen Auslegungen der andauernd überarbeiten Verordnungen. Wenn abends dann in den Nachrichten auch nur von Corona gesprochen wird, möchte man am liebsten gleich wieder ausschalten, sagt Reinhold und marschiert zurück in seine Küche. Vorher aber drückte ihm Angelika noch einen feuchten Schmatzer auf die Wange – schön dass es die beiden und Diemers Imbiss gibt. Darauf eine Curryworschd gegen Corona-Fruschd.

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