Auch ein Bäumchen kann “erzogen” werden

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Wer Obstbäume über das Jahr “an die Hand nimmt”, kann sich über schönere und größere Früchte sowie ein gesundes Wachstum freuen.

Der Kraichgau an der Schwelle zum Sommer. Alles wächst, alles grünt, alles gedeiht. Das Leben entfaltet sich und drängt mit Macht und Kraft in alle Richtungen. Auch im Streuobstmuseum am Bruchsaler Heubühl stehen die vielen unterschiedlichen Obstbäume in den sprichwörtlichen Startlöchern um die natürliche Kraft aus Licht und Wasser in die Ausbildung herrlicher Früchte fließen zu lassen. Würde man sie dabei nun “einfach machen lassen”, stünden sie sich dabei aber mit jedem weiteren Sommer etwas mehr im Wege. Junge Zweige würden in alle Richtungen wuchern, sich gegenseitig Platz und Licht nehmen und so die Kraft des Baumes ungünstig binden.

Bereits vor Jahrhunderten haben Menschen daher bereits Techniken entwickelt um die jungen Obstbäume in gewisser Hinsicht zu erziehen, Ihnen dabei zu helfen besser zu gedeihen und so letztlich ihren Ertrag zu optimieren. Wahre Experten in diesem Gebiet sind die hiesigen Profis der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, allen voran Dipl. Ingenieur Hans-Martin Flinspach aber insbesondere auch Baumschulgärtner Martin Rausch, der sich für das Streuobstmuseum Bruchsal um die Bäume auf dem Heubühl kümmert. Beide kennen alle Techniken, alle Kniffe und Tricks um Obstbäume fachkundig und mit führender Hand durch das Jahr zu begleiten.

Derzeit laufen zum Beispiel die letzten Tage, an denen der “Juniriss” durchgeführt werden kann. Bis zum Johannistag, also dem 23. Juni, sollte ein Obstbauer diese Maßnahme abgeschlossen haben. Unter dem “Juniriss” versteht man die Entfernung der jungen, grünen Austriebe eines Obstbaumes, der sogenannten Wasserschosser oder auch Wassertriebe. Kräftige Obstbäume neigen dazu diese Zweige, die meist steil nach oben wachsen, während des Frühjahrs auszubilden. Das Problem: Diese Zweige rauben dem Baum Kraft, Nährstoffe und Energie, die er dann nicht mehr in die Ausbildung der Früchte investieren kann. Solange diese Triebe noch jung und grün sind, kann man sie meist mit einer schnellen Handbewegung abreißen, daher auch der Name “Juniriss”. Wichtig ist es darauf zu achten, dass der Trieb nur direkt an seinem “Auge” abgetrennt wird, keinesfalls sollte umliegende Rinde beschädigt werden.

Selbstredend ist der Juniriss nur eine von vielen Techniken, die man im Laufe des Jahres an Obstbäumen anwenden kann. Da gibt es auch noch den Sommerschnitt, den Winterschnitt, den Erziehungsschnitt und den Erhaltungsschnitt. Wer die Kunst der Obstbaumpflege erlernen möchte, kann dies bei speziellen Kursen im Streuobstmuseum Bruchsal tun. Martin Rausch vermittelt hier bei regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen sein umfangreiches Wissen, praxisnah und bodenständig. Die Termine dazu werden immer aktuell im Amtsblatt bekannt gegeben. Auch die Streuobstinitiative unterstützt Besitzer von Obstbäumen bei der Pflege, vermittelt wertvolles Wissen und fördert überdies seit mehr als 25 Jahren den Erhalt artenreicher und ökologisch bedeutsamer Streuobstwiesen. Alle Infos finden Sie auf der Webseite der Initiative – streuobstinitiative.de.

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